Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
und sah mir in die Augen, während er näher kam. Dann küsste er mich. Es kribbelte bis in die Zehen, mein Bauch wurde zu Brei, Arme und Beine willenlos - meine Lippen waren im siebten Himmel. Dieser Mann konnte küssen! Er legte eine Hand um meine Wange, mit der anderen zog er meine Hüfte an sich. Ich ging so sehr in diesem Kuss auf, dass ich nichts weiter tat, als die Finger in sein Hemd zu krallen. So standen wir mehrere Minuten lang knutschend auf dem Parkplatz, bis er aufhörte. Er hielt mich weiter fest, die Stirn an meine gelehnt, und wiegte mich sacht hin und her.
Nach einem flüchtigen Kuss ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. »Du kommst ohne Probleme nach Hause?«
»Absolut. Außerdem bist du derjenige, dem die Polizei auf den Fersen ist. Du musst vorsichtig fahren, okay?«
Dutch guckte mich zuerst ein bisschen seltsam an, grinste plötzlich und zwinkerte mir zu.
»Darf ich dich anrufen?«, fragte er.
»Klar.« Ich lächelte wie ein Kind, das ein Geheimnis hütet.
»Gute Nacht«, flüsterte er und küsste mich noch einmal leidenschaftlich.
»Mmmmmm«, machte ich, als wir uns voneinander lösten. Dann stieg ich in meinen Wagen und winkte ihm, während ich rückwärts aus der Parklücke setzte. Ich schwebte nach Hause und die Treppe rauf ins Bett, wo ich die Küsse immer und immer wieder durchlebte.
3
Wer mir mal eben schnell das Etikett »exzentrisch« aufkleben möchte, weil ich ein Medium bin, der sollte mal einen Tag lang als Fliege an der Wand den »normalen« Leuten zuhören, die zu mir kommen, sich hinsetzen und mich in ihre Lebensgeschichte einweihen.
»Also gut, Penny, ich sehe ein Krankenhaus«, sagte ich zu einer Frau in den Vierzigern, die Doris Day enorm ähnlich sah. Sie war groß und langbeinig, hatte ihre graubraunen Haare zu einem perfekten federnden Bob geschnitten, trug ein sehr dezentes Make-up, eine Perlenkette und zwei einzelne Perlen, die sittsam an den Ohrläppchen steckten. Sie saß steif im Sessel, die Füße an den Gelenken überkreuzt, die Hände elegant im Schoß gefaltet. Sie trug einen kurzärmligen lavendelblauen Pulli mit Spitzenkragen, eine Stoffhose und zur Abrundung des Ensembles natürlich ... Penny Loafer. Ganz bestimmt fand sie es rasend komisch, in Schuhen durch die Gegend zu stolzieren, die genauso hießen wie sie, aber ich habe insgeheim schon gegähnt, als sie zur Tür reinkam.
Die Krankenhaussache ließ sie jedoch in einem anderen Licht erscheinen. Vielleicht würde es doch nicht um Luxusprobleme gehen; vielleicht war sie zu mir gekommen, weil sie krank war und einen Hoffnungsschimmer brauchte. Doch als ich ihre Aura daraufhin betrachtete, konnte ich nichts Entsprechendes finden.
Ich tastete mich weiter vor. »Das ist eigenartig«, sagte ich. »Meinem Eindruck nach verbringen Sie viel Zeit im Krankenhaus, sind aber nicht krank. Ärztin oder Krankenschwester sind Sie auch nicht - sind Sie aus einem anderen Grund häufig im Krankenhaus?«
Sie lächelte ermutigend. »Ich arbeite im Beaumont Hospital in der Rechnungsabteilung.«
»Aha.« Ich verbarg meine Enttäuschung und unterdrückte ein Gähnen. »Dann verstehe ich. Gut, jetzt spüre ich, dass da ein Kleinkrieg mit einer Frau im Gange ist. Sie ist blond, hat graue oder blaue Augen und ist scheinbar beträchtlich jünger als Sie ...« Vielleicht hatten sie eine Auseinandersetzung bei einem Treffen ihrer Junior League.
»Brandy«, sagte sie.
Kurz überlegte ich, ob sie den Schnaps meinte, dann schüttelte ich innerlich den Kopf und horchte weiter. »Aha, nun, offenbar ist diese Brandy eine ausgemachte Lügnerin. Meinem Eindruck nach haben Sie geglaubt, dass sie Ihnen über eine Sache, mit der Sie sie konfrontiert haben, die Wahrheit gesagt hat. Aber sie hat gelogen. Und diese Lüge hängt mit einem Streit zusammen, bei dem es um eine andere blonde Frau mit kurzen Haaren ...«
»Ich wusste es!«, rief Penny und schlug mit der Faust auf die Sessellehne. »Angeblich haben sie sich bloß geküsst, aber ich wusste, dass dieses Luder hinter meinem Rücken herumvögelt!«
Völlig überrascht von ihrem Ausbruch zuckte ich auf meinem Platz zusammen; als hätte Doris Day gerade beim Sonntagsessen geflucht wie ein Bierkutscher.
Außerdem hatte ich nicht mitbekommen, dass sie lesbisch war, und geißelte mich im Stillen, weil ich beim ersten Anblick ein Vorurteil gefasst hatte, das mir die Intuition vernebelte. Ich lächelte verkniffen und sammelte mich, als Penny mich erwartungsvoll ansah. Ich
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