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Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Titel: Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Finger von meiner Schulter abwärts den Arm entlang, beschrieb einen kleinen Kreis auf meinem Handgelenk und fuhr den Arm wieder hinauf. Das Gefühl war bombastisch, und ich beglückwünschte mich in einem fort, weil ich das Neckholdertop angezogen hatte. Nachdem ich ein paarmal die Beine übereinandergeschlagen und wieder gelöst hatte, sprach ich weiter.
    »Es ist meistens so, dass mir ein Bild in den Kopf kommt, und dann erfahre ich etwas dazu. Heute Abend zum Beispiel habe ich mir die Nachrichten angesehen, als diese Frau behauptete, dass jemand ihren kleinen Sohn entführt habe, im Einkaufszentrum. Aber als ich sie reden sah, wusste ich, dass sie lügt.«
    Der Finger an meinem Arm stockte ganz kurz und zog dann weiter, als Dutch fragte: »Wieso weißt du das?«
    »Das ist das Problem: Ich kann es nicht erklären. Ich hörte in meinem Kopf nur ständig die Worte Lügner, Lügner , dann wurde der kleine Nathaniel eingeblendet, und ich wusste, dass er tot ist. Und ich glaube, er wurde in einem verlassenen Gebäude verscharrt, wo es Lilien gibt oder ein Schild mit Lilien. Er liegt im Erdgeschoss unter einem Haufen Schutt. Und die Mutter hat ihn umgebracht, aber ein Verwandter hat ihr geholfen, der Mann auf dem Video, glaube ich. Und der Junge auf dem Überwachungsvideo ist nicht einmal Nathaniel. Ich glaube, die ganze Geschichte ist inszeniert, damit die Polizei in die falsche Richtung ermittelt und die Mutter ungestraft davonkommt.«
    Dutchs Finger hatte an meinem Handgelenk haltgemacht, und er starrte über meine Armlehne hinweg ins Leere.
    »Entschuldige«, sagte ich, »ich wollte dir keinen Schrecken einjagen, aber das gehört zu meinem Leben. Manchmal dringt so etwas plötzlich zu mir durch.«
    In vorsichtigem Ton fragte er: »Hast du in Erwägung gezogen, mit dieser Information zur Polizei zu gehen?«
    Mein Blick ruhte auf dem Finger, der federleicht auf meinem Puls lag. Das ganze übersinnliche Zeug musste ihn wirklich erschreckt haben.
    »Nein. Ich hab nicht gern mit Polizisten zu tun. Ich meine, es ist gut, dass sie da sind und uns vor der Anarchie bewahren und so weiter, aber die Cops, denen ich bisher begegnet bin, haben allem und jedem misstraut. Für die steckt hinter jeder Kleinigkeit ein Motiv. Im Allgemeinen finde ich sie zynisch und zu analytisch; sie folgen einer starren Logik. Ein Cop würde mir ganz bestimmt nicht glauben. Ich kann es mir geradezu plastisch vorstellen, wie ich auf dem Revier an den Empfangstresen gehe und sage: Hallo, ich habe Informationen zu einem Mord. Ich bin Hellseherin, also nehmen Sie mich bitte ernst. Die würden mich auslachen und in die Klapse einliefern.« Ich hielt inne, aber als Dutch nichts erwiderte, beschloss ich einfach weiterzureden, weil ich dachte, ich könnte meine Karten jetzt ebenso gut offen auf den Tisch legen.
    »Und wenn sie dann feststellen würden, dass ich recht hatte? Wenn ihnen meine Informationen tatsächlich geholfen haben? Du kannst drauf wetten, dass sie meine Gabe trotzdem nicht ernst nehmen und stattdessen vermuten würden, ich wäre an dem Verbrechen beteiligt. Nein, ich will damit nichts zu tun haben. Ich kann ja gar nicht beweisen, wie ich an die Informationen gekommen bin, und Cops stehen nun mal auf Beweise. Die würden genau nachfragen, woher ich das alles weiß. Tja, in meinem Beruf ist es mit Beweisen schwierig. Ich lebe in einer immateriellen Welt. Ich kann nicht erklären, woher ich etwas weiß, ich weiß es einfach, und das kommt in der Welt des durchschnittlichen Gesetzeshüters nicht gut an. Verstehst du?«
    Dutch blickte auf und sah mir in die Augen, musterte mich prüfend, und einen Moment lang bekam er einen Gesichtsausdruck, bei dem ich wünschte, ich hätte ihm das alles gar nicht erzählt. Kalt und berechnend wirkte der Blick, und davon abgesehen war sein Gesicht so ausdruckslos, dass es mich gruselte. Erschrocken wich ich ein bisschen zurück. Dann war der Moment vorbei. Er blinzelte, und der Mann, mit dem ich zu Abend gegessen hatte, kam wieder zum Vorschein.
    »Was für Musik magst du eigentlich, Abby?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    Eine Stunde später brachte er mich zu meinem Wagen. Er hielt meine Hand, streichelte meine Finger, und ich hoffte, es machte ihm nichts aus, was er jetzt über mich wusste. Aber ich fühlte mich verwundbar. Das musste er gespürt haben, denn er schien sehr darauf bedacht zu sein, mir die Unsicherheit zu nehmen. Bei meinem Wagen drehte er mich zu sich herum, griff mir unters Kinn

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