Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
gefunden. Die beiden Cops glauben, der Mörder könnte auf mich aufmerksam geworden sein, und wollten dafür sorgen, dass ich sicher zu Hause ankomme.«
Während das aus mir heraussprudelte, wurden Daves Augen immer größer. Dann fragte er: »Bist du in Gefahr, Abby?«
Ich lächelte tapfer zu ihm auf und zupfte einen Sägespan aus seinem Bart. »Ich weiß nicht, Dave, aber ich werde vorsichtig sein. Wir wissen noch nicht, wer meine Klientin umgebracht hat, und bis wir den Mörder gefasst haben, weiß ich sowieso nicht, wer in der Stadt noch sicher ist.«
Dave kniff die Lippen zu einem Strich zusammen; in seinem Kopf arbeitete es sichtlich. »Abby, morgen ist zwar Samstag, aber ich muss da noch was einbauen. Hast du was dagegen, wenn ich kurz vorbeikomme?«
Ich war völlig überrascht und brauchte einen Moment für die Antwort. Währenddessen fügte Dave hastig hinzu: »Ich werde für die Arbeit nichts berechnen, Abby, aber ich muss morgen hier rein.«
Ich fand die Sprache wieder. »Nein, Dave, natürlich bezahle ich dir die Arbeitszeit. Was musst du denn einbauen?«
»Eine Alarmanlage.«
Eine Stunde später schloss ich hinter Dave ab. In der Überstunde hatte er Sperrholzstückchen zurechtgeschnitten und in die Fensterrahmen gesetzt, damit sie niemand von draußen hochstemmen konnte. Damit fühlte ich mich schon viel sicherer.
An dem Abend nahm ich mein Essen mit auf die Veranda, aber erst nachdem ich mich vergewissert hatte, dass auch das Gartentor abgeschlossen war. Beim Essen überlegte ich, was ich als Nächstes tun sollte.
Das Erlebnis vor meiner Praxistür hatte mir Angst eingejagt. Mir war durchaus klar, dass es das Klügste wäre, die Ermittlungen Dutch und Milo zu überlassen, aber ich fühlte mich Allison gegenüber sehr in der Schuld und konnte mich nicht so einfach davon frei machen. Ich hatte sie im Augenblick der Not im Stich gelassen und überlegte nun, was das karmamäßig für mich bedeutete. Ich musste das wiedergutmachen. Davon würde sie nicht wieder lebendig werden, aber ihr Mörder käme zumindest hinter Gitter. Nein, ich durfte nicht einfach davonlaufen. Noch nicht jedenfalls.
6
Sonntagabend war ich gerade mit dem letzten Klienten fertig, als das Bürotelefon klingelte. Ich eilte hinüber und meldete mich mit einem munteren »Hier Abigail Cooper«.
»Ich brauche einen Termin«, sagte eine barsche Männerstimme.
»Okay, einen Augenblick, bitte, ich schlage im Kalender nach.« Ich griff über den Schreibtisch und zog das blaue Buch zu mir heran. »So, Sir, der erste freie Termin ist an einem Mittwoch, 19. November. Sie können wählen zwischen ...«
»Nein. Ich brauche sofort einen«, unterbrach er mich.
In dem Moment stellten sich mir die Härchen an den Armen auf, und ein Schauder lief mir über den Rücken. »Verzeihung, wie war Ihr Name?«, fragte ich.
»Bob Smith« Lügner, Lügner!
»Nun, Mr Smith, mir scheint, vor November ist nichts frei. Aber unter meinen Kollegen ist bestimmt einer, der Sie eher drannehmen kann ...«
Klick. Die Leitung war tot. Ich legte auf und drückte sofort auf die Rückruftaste, erfuhr aber lediglich, dass der Anrufer seine Nummer unterdrückt hatte. Ich starrte den Apparat an. In dem Moment klingelte es erneut. Ich riss den Hörer von der Station und schnauzte: »Hören Sie, Mister, ich bin an einer Sitzung mit Ihnen nicht interessiert. Wenden Sie sich an jemand anders, ja?«
»Abigail?« Es war die Stimme einer Frau.
Ich blinzelte zweimal. »Äh, ja? Am Apparat. Verzeihung. Ich dachte, Sie wären jemand anders. Mit wem spreche ich?«
Die Anruferin lachte nervös. »Ich bin’s, Connie Franklin. Tut mir leid, passt es Ihnen gerade nicht?«
»Nein, nein, Connie. Ich muss mich entschuldigen. Eben hat hier ein Kerl angerufen und mich erschreckt, und als es kurz darauf wieder klingelte, dachte ich, das wäre schon wieder dieser Spinner. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe gar nicht damit gerechnet, Sie persönlich anzutreffen. Ich wollte Ihnen auf Band sprechen, wann Allison beerdigt wird. Ich wusste nicht, dass Sie auch sonntags arbeiten.«
»Ja. Meistens bin ich das ganze Wochenende hier, weil viele Klienten in der Woche keine Zeit haben. Wann ist denn die Beerdigung?« Ich griff nach Zettel und Stift.
»Der Leichenbeschauer wird sie nicht vor Mittwoch oder Donnerstag freigeben. Sicherheitshalber hat ihr Anwalt den Samstagmorgen festgesetzt. Der Sarg ist verschlossen, man kann sie also nicht noch mal sehen, und ehrlich gesagt hatte
Weitere Kostenlose Bücher