Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Farbrolle an der Wand.
Als es geschafft war, musste ich mich auch schon für das Date zurechtmachen. Ich sprang unter die Dusche, föhnte mir die Haare und entschied mich für ein schickes Outfit: Leinenhose und Seidenbluse. Ich schminkte mich sorgfältig, dann verließ ich um halb sieben das Haus und ging die zwei Blocks weit zum Coffeeshop. Ich war superpünktlich, aber als ich hineinging und mich umschaute, sprang niemand auf, um mich zu begrüßen, und ich konnte keinen entdecken, der wie Dirk aussah. Ich bestellte einen Eistee und setzte mich in die nächste Nische, um zu warten.
In Dirks Profil hatte gestanden, er sei immer pünktlich. Wir waren für Viertel vor sieben verabredet. Als er um sieben durch die Tür schnaufte und nicht mal eine Entschuldigung vorbrachte, wurde mir klar, dass er nicht nur hinsichtlich seiner Pünktlichkeit gelogen hatte. Er war auch ein Stück kleiner als behauptet. Als wir uns die Hand gaben, brauchte ich nicht den Kopf zu heben, um ihm in die Augen zu sehen. Vielleicht hatte er sich vermessen, oder er dachte, er könnte die Damen täuschen, indem er sich eine Elvistolle toupierte. Aber so blöd waren die Damen nicht.
Dirk lächelte und zwinkerte mir zu. Dabei fiel auf, dass er auch ziemlich vorstehende Schneidezähne hatte. Ich rang mir ein höfliches Lächeln ab, während er sich lispelnd vorstellte.
»Du musst Abby sein«, sagte er und streckte mir die Hand hin.
»Ja. Hallo, Dirk. Freut mich, dich kennenzulernen.« Lügner, Lügner!
»Ja«, sagte er und drückte mir extrem kurz die Hand. Nach einem Blick über die anderen Tische wandte er sich von mir ab und bewegte sich bereits auf die Tür zu. »Können wir?«
Mann, Mann, dachte ich. Keine Manieren, Lispeln, Elvistolle und großspuriges Auftreten. Wie hatte Allison der Versuchung bloß widerstehen können?
»Wohin gehen wir?«, fragte ich, verblüfft, wie schnell wir das Lokal wechselten.
»Hier kann man nicht zu Abend essen«, meinte er über die Schulter und machte ein Gesicht, als wäre der Coffeeshop abstoßend. »Ich kenne ein viel besseres Restaurant.«
Einen Moment lang zögerte ich. Ich war zu Fuß gekommen und würde zu ihm ins Auto steigen müssen. Hunger hatte ich zwar, aber mir war noch nicht klar, ob ich mich bei dem Typen sicher fühlen konnte. Ich fragte meine Crew und bekam eine Antwort über die rechte Körperseite. Ich nickte also und machte einen kleinen Umweg, um meinen Eistee wegzustellen.
Als ich nach draußen kam, sah ich Dirk schon zum Parkplatz laufen. Ich war gespannt, was er fuhr. Hoffentlich keinen Monstertruck; er schien mir der Typ dafür zu sein. Vor einem kleinen, roten, unscheinbaren Zweitürer holte ich ihn ein. Das Modell war mir nicht vertraut, darum suchte ich nach der Beschriftung am Kofferraum. Ford Aspire. Wer kommt auf die Idee, einen Kleinwagen »Erstreben« zu nennen?
Die Karre war winzig, der rote Lack verblichen, die Sitze zerschlissen, und die Reifen sahen aus wie vom Schrottplatz. Mir fiel auch auf, dass er zu einer Seite abgesackt war, als hätte er einen stark übergewichtigen Beifahrer gehabt.
Wenigstens war Dirk so höflich, mir die Tür aufzuhalten, doch gerade als ich mich bückte, um einzusteigen, trat er dazwischen und räumte den Sitz frei. Die meisten Leute hätten das vorher erledigt, aber Dirk war wohl nicht der vorausschauende Typ.
»Entschuldige«, sagte er, während er diverse Papiertüten und anderen Müll auf den Rücksitz warf.
Endlich trat er aus dem Weg. Als ich mich hineinsetzen wollte, sah ich, dass da ein Kamm liegen geblieben war. Aha, damit toupierte er die Haare so hoch.
»Wirf ihn einfach nach hinten«, sagte er und schloss seine Tür auf.
Ich betrachtete den Kamm und wünschte mir ein Paar Einmalhandschuhe. Es gelang mir, ihn mit den Fingernagelspitzen hochzuheben und über die Sitzlehne zu werfen. Als ich saß und mir verstohlen die Hände an der Hose abwischte, schob sich Dirk hinters Lenkrad. Während ich zusah, wie er sich zurechtsetzte, fielen mir sofort zwei Dinge auf: als Erstes der Geruch von billigem Haarspray, der einem die Nase verklebte, und als Zweites, dass Dirk für die kurze Zeit, in der er im Coffeeshop gewesen war, eine Lenkradkralle angebracht hatte.
Er suchte an seinem Schlüsselbund herum, bekam einen kleinen Schlüssel zu fassen und steckte ihn in das Krallenschloss. »Lass mich nur gerade dieses Schätzchen aufschließen, dann geht’s los.«
Ich fing an, mir alle möglichen Szenarien auszudenken, die mich von
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