Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Schwester an. »Hallöchen«, grüßte ich, als sie abnahm.
»Hallo, Abby. Wie war dein Tag?«
»Wie üblich.« Lügner, Lügner!
»War mal wieder eine ungewöhnliche Sitzung dabei?« Meine Schwester hörte zu gern Geschichten über meine Klienten. Die waren für sie wie eine Soap, und normalerweise fütterte ich sie mit den Highlights, aber heute war mir nicht danach.
»Nein, eigentlich nicht, Cat. Diesmal nur Durchschnittsware.«
»Schade«, meinte sie enttäuscht. »Was hast du denn morgen vor?«
»Ich wollte das Schlafzimmer streichen.« In sämtlichen Räumen waren die Wände grau marmoriert, und den Anblick war ich leid. Ich wollte im Schlafzimmer anfangen und mich dann durcharbeiten.
»Was ist mit deinem Handwerker los?«
»Nichts. Er hat diese Woche die Böden verlegt. Ich dachte, ich spare mir das Geld und streiche selbst.« Sofort wurde mir klar, dass das ein Fehler war. Ich wünschte, ich hätte den Satz zurücknehmen können.
Cat stürzte sich sofort auf die Gelegenheit. »Geld sparen? Abby, ich hole mal eben mein Scheckbuch. Wie viel brauchst du? Ich kann es dir auch überweisen, wenn es eilig ist. Hast du schon ein paar Möbel im Haus? Wie wär’s, wenn ich dir glatte Zehntausend schicke, damit du Daves Arbeit bezahlen und anständige Möbel kaufen kannst...?«
Ich stöhnte auf, als ich Papier rascheln hörte. Zweifellos suchte sie ihr Scheckbuch. Ich flehte in den Hörer: »Cat! Cat, lass das! Hör zu, ich brauche kein Geld. Bitte, leg das Scheckbuch wieder weg. Wir sind mit dem Thema durch. Ich komme prima zurecht! Außerdem weißt du genau, dass ich deine Schecks sowieso nicht einlöse.«
Dieselbe Unterhaltung hatten wir schon hundertmal geführt. Meine Schwester war geradezu lachhaft reich, und was mich betraf, kannte ihre Großzügigkeit keine Grenzen.
»Abby, das ist doch albern. Warum lässt du mich das nicht übernehmen? Du brauchtest nicht erst zu sparen, bis du das Geld zusammenhast, sondern könntest alles Nötige machen lassen und längst damit fertig sein.«
»Cat«, begann ich, zur Geduld entschlossen, »wie ich neulich schon bei der gleichen Diskussion gesagt habe, will ich das allein durchziehen. Das ist mir sehr wichtig. Wie immer bin ich sehr dankbar, eine großzügige Schwester zu haben, aber das ist mein Haus - meine Verantwortung und meine Entscheidung. Kannst du das verstehen?«
Es folgte eine lange Pause, und endlich ließ Cat sich erweichen. »Na schön, Abby, bleib du ruhig stur. Ich sage trotzdem, dass es albern ist, in einem Haus ohne Möbel zu sitzen. Aber wenn du meine Hilfe nicht willst, dann eben nicht.«
Ah, Schuldgefühle wecken, eine Spezialität meiner Schwester. »Cat, du weißt, dass ich mich über dein Angebot freue. Du bist die großzügigste Schwester, die man sich wünschen kann.«
»Hmmm-hmmm ...« Na großartig. Ich hatte sie gekränkt.
Also gut, ich musste ihr ein Trostpflaster anbieten. »Weißt du, womit du mir helfen könntest?«
»Womit?«, fragte sie misstrauisch.
»Na ja, ich habe mich über diese Website für morgen mit jemandem verabredet und hoffe, du kannst mir raten, was ich anziehen soll.«
Eine Stunde später hatte ich einen steifen Ellbogen vom Telefonieren. Cat hatte mich beraten und beraten und beraten, bis ich völlig erschöpft war. Es gelang mir schließlich, das Gespräch zu beenden und die Treppe hinauf ins Bett zu kriechen. Ich dachte über den Mann nach, mit dem ich mich treffen würde. Wenn ich mich nun ausgerechnet in den Kerl verknallte, mit dem Allison Pierce zuletzt ausgegangen war? Linke Seite Schweregefühl. Ja, das stimmte. Nichts an dem Profil des Kerls sprach mich an, wie es bei Dutch der Fall gewesen war. Aber wie es mit dem geendet hatte, wissen wir ja.
Seit Allison tot aufgefunden worden war, hatte ich von Dutch nicht mehr viel gesehen. Eigentlich konnte ich ihm nicht verübeln, dass er jetzt vorsichtig war. Schließlich war ich in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft bei zwei Mordfällen in Erscheinung getreten.
Trotzdem war es eine Schande, einen so vielversprechenden Mann verschreckt zu haben. Ich fragte mich schon, ob ich überhaupt je den Richtigen finden würde. Vielleicht sollte ich meine Ansprüche ein bisschen herunterschrauben. An dem Abend schlief ich mit gerunzelter Stirn ein.
Am nächsten Morgen wurde ich früh wach und machte mich ans Streichen. Dave würde erst Donnerstag wieder kommen. Also verbrachte ich einen ganzen Tag in einsamer Stille und hörte nichts als das nasse Rascheln der
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