Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Allison kaum Freunde. Sie blieb mehr für sich, wissen Sie.«
»Ich weiß. Ich habe ihr bei der Sitzung gesagt, sie solle mehr unter Leute gehen und das Leben genießen. Zu schade, dass sie meinen Rat nicht befolgt hat.«
»Oh, aber, Abby, das hat sie versucht. Als sie von der Sitzung kam, hat sie nur noch davon gesprochen, wie sehr es sie beeindruckt hat, was Sie gesagt haben. Sie hat geschworen, sie würde Kontakte knüpfen. Sie ging sogar so weit, sich bei einer Singlebörse anzumelden.«
Das war ja ein komischer Zufall. »Im Ernst? Wissen Sie, bei welcher?«, fragte ich.
»Bei der, die immer in der Fernsehwerbung kommt; ich glaube sie heißt Heart2heart.com. Sie ging zu einer Verabredung, und das war‘s dann. Danach wollte sie nichts mehr davon wissen.«
»Sie ist einmal ausgegangen?«, hakte ich nach. Allisons plötzliche Entschlossenheit wunderte mich.
»Ja, aber sie hat gar nicht darüber gesprochen. Es war eigenartig. Vor dein Date hat sie mir alles über den Kerl erzählt und war wirklich aufgeregt. Dann rief ich sie am Tag danach an, und sie klang so niedergeschlagen. Sie wollte mir aber nicht sagen, was vorgefallen war. Sie sagte nur, sie wolle nicht darüber reden. Soweit ich weiß, ist sie danach nicht noch einmal ausgegangen.«
»Erinnern Sie sich noch, wie der Mann sich in der Kontaktbörse nannte?« Ich wollte ihn mir auf der Website mal ansehen. Vielleicht war er der besagte Dunkelhaarige.
»Ja, ich fand ihn gleich so bescheuert, als sie ihn erwähnte. ›Mr Hardbody‹ nannte er sich. Klingt für meine Ohren ziemlich arrogant, aber sie wechselten ein paar E-Mails, und Allison fand ihn süß.«
Ich kritzelte den Namen hin und dankte Connie, nachdem sie mir den Weg zum Bestattungsinstitut beschrieben hatte. Ich versprach ihr hinzukommen.
Ich verließ das Gebäude mit einem Blick über die Schulter und stieß mit Stuart zusammen, dem Wachmann, der an Wochenenden und abends Dienst hatte.
»Tag, Stu. Wie geht s?«
»’n Abend, Abby. Ganz gut. Schluss für heute?«
»Ja. Ach, würden Sie mir einen Gefallen tun? Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu meinem Wagen zu begleiten?«
»Es ist noch vollkommen hell, Abby. Macht Sie irgendjemand nervös?«
»Ich habe einen unzufriedenen Klienten, der mir ein bisschen Ärger macht«, log ich. »Kommt meine Bitte sehr ungelegen?«
»Nein, überhaupt nicht. Sie parken im Parkhaus?«
»Nein, draußen.« Ich hatte meinen Stellplatz aufgegeben, obwohl ich dadurch alle zwei Stunden die Treppe runterlaufen und die Parkuhr füttern musste. In der Garage war es mir zu unheimlich.
Stuart brachte mich zum Auto, und ich fuhr wieder über Nebenstraßen nach Hause. Der barsche Anrufer hatte mir Angst gemacht.
Nach dem Abendessen ging ich in mein Arbeitszimmer und rief im Internet die Seite von Heart2heart.com auf. Ich gab mein Passwort und dann »Mr Hardbody« in das Suchfeld ein. Innerhalb von Sekunden erschienen Bild und Profil, und ich begann neugierig zu lesen.
Mr Hardbody sah einigermaßen gut aus und strahlte mir aus dem Sitz eines schicken Bootes entgegen. Ich begutachtete seine Haarfarbe: Sie war nicht richtig braun, nicht richtig blond, eher ein schmutziges Dunkelblond. Er sah aus wie ein klasse Typ. Ich las sein Profil, aber meine Alarmglocken schrillten nicht. Ich trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, während ich auf den Bildschirm starrte, und in einer Anwandlung von Kühnheit schickte ich ihm eine E-Mail, dass ich ihn süß fände und er sich doch mal melden solle. Keine Minute später informierte mich die Mailbox, dass ich Post hätte.
Ich las die zwei Zeilen und verdrehte die Augen. »Hallo Mystic Lady, deine zarte Schönheit und dein blendendes Lächeln scheinen zu einem Herzen zu gehören, mit dem ich gern tanzen würde. Sollen wir uns treffen?«
Hu, der Typ war kein Zeitverschwender. Jetzt saß ich fest. Sollte ich darauf eingehen? Aber was, wenn er Allisons Mörder war? Oder ein Stalker oder sogar ein Serienmörder? Ich betrachtete sein Foto und las immer wieder das Profil. Meine Intuition schlug keinen Alarm.
»Was soll’s?«, dachte ich und fragte in meiner Antwort, wo und wann.
Mr Hardbody hieß in Wirklichkeit Dirk, und ich verabredete mich mit ihm in einem Café zwei Blocks von meinem Haus entfernt. Dort würde ich einen besseren Eindruck bekommen, dachte ich, und wenn ich auch nur die geringste Gänsehaut bekäme, könnte ich das Treffen sofort beenden.
Zehn Minuten später loggte ich mich aus und rief meine
Weitere Kostenlose Bücher