Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging.
Irritiert kam ich aus meinem Versteck hoch und schaute ihm nach. Er ging zu ein paar Männern hinüber, die an der anderen Seite der Theke saßen. Dabei begegnete ich Milos Blick, der mich von seinem Barhocker aus amüsiert betrachtete. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Er winkte mir gut gelaunt zu und formte mit den Lippen ein lautloses »Hallo, Abby«. Das rang mir ein Lächeln ab, während ich mich verlegen wegdrehte.
Im nächsten Augenblick kam die Kellnerin zurück und gab mir einen Zettel mit einer Telefonnummer. Ich holte mein Handy heraus und tippte die Nummer ein. Als die Verbindung zustande kam, sah ich ein anderes Paar Schuhe vor mir haltmachen.
Da stand Dirk - auf wackligen Beinen. »Wo warscht du?«, wollte er wissen.
»Ah, hallo, Dirk ... Eine Sekunde bitte«, sagte ich ins Handy. »Main Street Cab, was kann ich für Sie tun?«
»Du hauscht ab, ja?!«, fragte Dirk.
Ich hielt den Finger hoch und flüsterte halb abgewandt ins Telefon: »Hallo, ich brauche ein Taxi, möglichst schnell, bitte ...«
»Ihr seid doch alle gleich!«, schrie Dirk mich an.
Ich hielt die Hand über das Mikrofon und blickte Mr Hardbody ärgerlich an. »Hör zu, Dirk, es war nett, aber ich glaube nicht, dass das zwischen uns ...«
»Ich hab dir ein Essen auschgegeben!«, schrie Dirk.
»Hallo? Hallo? Sind Sie noch dran?«, kam es aus dem Handy.
Ich drückte es ans Ohr und antwortete: »Ja, ich bin im Copper Kettle in Southfield.«
»Weischt du, wasch du bischt? Eine falsche Schlange! Du hascht mir was vorgespielt, nur für ein Abendessen, und jetzt hauscht du einfach ab wie die anderen! Du bischt ein verlogenes Mischtschtück und ...«
Dirk brachte den Satz nicht zu Ende. Er wurde so plötzlich am Kragen weggerissen und herumgedreht, dass ich zusammenschreckte und das Handy fallen ließ, was das Gespräch mit dem Taxiunternehmen praktisch beendete.
Gebannt sah ich zu, wie Dirk von Dutch am Hemd auf die Zehenspitzen gehoben wurde. Ganz langsam und ruhig erklärte Dutch: »Das ist keine Art, mit einer Dame zu sprechen, Freundchen. Vielleicht brauchen Sie eine Lektion in Manieren?«
Dirks Augen waren schreckgeweitet. Er sah Dutch an, dann zu Boden und brach prompt in Tränen aus.
»Du meine Güte!«, sagte Dutch und ließ ihn herunter. Dirk barg schluchzend das Gesicht in den Händen. Bei einem besonders heftigen Schluchzer furzte er, sodass Dutch und ich ein paar Schritte Abstand nahmen.
Nun kam der Geschäftsführer dazu, ein kleiner, dicker Mann mit schwarzen Haaren und Knopfaugen. »Detective, gibt es ein Problem?«
»Ja, Sal, der Junge hat ein paar über den Durst getrunken. Ich meine, Sie sollten ihm ein Taxi rufen. Er kann nicht mehr selbst fahren.«
»Der schon wieder? Himmel, jedes Wochenende dasselbe. Ich kümmere mich darum - danke, Detective.«
Mit offenem Mund hatte ich die Entwicklung der Szene verfolgt. Jetzt fiel mir ein, dass ich mein Handy aufheben könnte. Dutch hatte denselben Gedanken, sodass wir uns gleichzeitig danach bückten. Er war schneller und gab es mir.
»Komm, Abby, ich bringe dich nach Hause.« Ich bemerkte sehr wohl, dass er meinem Blick auswich.
»Danke.« Mehr brachte ich nicht heraus. Ich dackelte hinterher, als er zur Bar ging. Er holte die Brieftasche heraus und legte einen Zwanziger auf die Theke, wünschte seinen Freunden, die alle an ihm vorbei zu mir guckten, eine gute Nacht, und zusammen verließen wir das Lokal.
Wir liefen zum Parkplatz, ich mit gesenktem Kopf und mit einem miesen Gefühl im Bauch, nur darauf konzentriert, ihm zu folgen. Nach ein paar Schritten bemerkte ich, dass Dutch stehen geblieben war - vor einem Motorrad. Ich blickte ihn fragend auf.
»Bist du schon mal auf einem mitgefahren?«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Ich war überzeugt, er wollte mich aufziehen.
»Willst du lieber mit Dirk das Taxi teilen?«
Ich unterdrückte einen Seufzer. »Nein, wirklich nicht. Aber ich bin noch nie Motorrad gefahren«, gab ich zu bedenken.
»Na, es gibt für alles ein erstes Mal«, erwiderte er und öffnete ein Gepäckfach unter dem Sitz, holte einen zusätzlichen Helm heraus und gab ihn mir.
Überrascht, wie schwer so ein Ding war, setzte ich ihn auf. Ich kam mir albern vor mit den feinen Klamotten zum Motorradhelm.
»Passt überhaupt nicht zu meiner Handtasche«, meinte ich und hielt die perlenbestickte Clutch hoch.
Dutch ignorierte mich, schnallte seinen Helm fest und saß auf. Als ich ihn so ansah,
Weitere Kostenlose Bücher