Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
folgte eine Pause, dann sagte Dutch: »Weiß ich nicht. Moment.« Er drehte sich zu mir und fragte: »Wie heißt er?«
»Ich kenne nur den Vornamen: Dirk. Auf Heart2heart.com nennt er sich aber Mr Hardbody.«
Dutch verzog spöttisch die Lippen und fragte glucksend: »Du bist mit einem Kerl ausgegangen, der sich Mr Hardbody nennt?«
»Ja, und davor mit einem Kerl, der sich ›der Unbeugsame‹ nannte. Wie geschmacklos findest du das denn?« Punkt Nummer zwei an Abby ...
Dutchs Lächeln verschwand, und ich sah, wie er mit den Zähnen knirschte. »Das ist zufällig mein Lieblingsfilm«, erwiderte er schief grinsend.
»Klar doch, Paul - oder soll ich Mr Newman sagen?« Ich klimperte mit den Wimpern. Abby drei, Dutch null.
Dutchs Lippen kräuselten sich, doch er verkniff sich eine Erwiderung und wandte sich wieder dem Handy zu. »Milo, der Kerl heißt mit Vornamen Dirk. Frag nach, ob er mit Kreditkarte bezahlt hat. Wenn nicht, kannst du ihn über Heart2heart.com aufspüren.« Dutch hörte zwei Sekunden zu, dann sagte er: »In Ordnung, ich bin in zehn Minuten da.« Er klappte das Handy zu und betrachtete mich mit dem gleichen harten, kühlen Blick wie eben. »Abby, du musst mir einen kleinen Gefallen tun - mehr will ich gar nicht, und ich denke, das ist nicht zu viel verlangt.«
Ich verschränkte die Arme. Klar, ich würde ihm einen Gefallen tun - nachdem er einem Schwein das Fliegen beigebracht hatte.
»Welchen?«, fragte ich unwirsch.
»Du musst dich aus der Ermittlung raushalten. Als einzige Ausnahme lasse ich gelten, wenn deine Intuition dir innerhalb der sicheren vier Wände deines Hauses genau verrät, wo wir den Mörder von Allison Pierce finden können. Bis du dieses Zauberkunststück draufhast, wirst du dich nicht mehr mit dem Fall befassen. Ist das klar?«
»Sonnenklar«, antwortete ich, die Stimme unter dem Gefrierpunkt
»Dann wirst du dich also raushalten?«
»Natürlich, Dutch.« Lügner, Lügner!
»Abby, ich warne dich. Wenn ich dich noch mal erwische, sperre ich dich wegen Behinderung der Justiz in eine Zelle.« Lügner, Lügner!
Mann, war ich froh, einen eingebauten Lügendetektor zu haben. Sonst hätte mich die Drohung vielleicht abgeschreckt.
»Wie gesagt, Dutch, ich halte mich zurück. Und jetzt geh schön ermitteln. Ich ziehe mich dann mal zurück.«
Damit ließ ich ihn stehen, schloss die Tür auf und machte sie zu, ohne zurückzublicken. Spiel, Satz und Sieg, Abby.
Eggy begrüßte mich freudig. Ich hob ihn hoch, knuddelte ihn und seufzte in sein Fell. »Männer!«, knurrte ich dann. Er muss mich genau verstanden haben, denn er gab mir einen extranassen Schlabberkuss.
7
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Gedanken auf, den ich nicht abschütteln konnte. Aus welchem Grund hatte Alyssa Pierce sich zwei Wochen vor ihrer Hochzeit umgebracht? War sie psychisch labil gewesen? Meine Intuition sagte immer wieder Nein. Aber wie konnte ich herausfinden, was sich wirklich abgespielt hatte?
Ich stand auf und ging nach unten, wo ich für Eggy und mich Frühstück machte. Während ich die Eier briet, trug ich ihm das Problem vor und fragte ihn um Rat - er ist ein ausgezeichneter Zuhörer. Leider hat er es nicht so mit dem Reden.
Ich seufzte schwer, als ich vor meinen Eiern mit Toast saß, und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Mir fiel nur einer ein, der wissen konnte, was mit Alyssa los gewesen war, und das war ihr Verlobter Marco Ammarretti.
Ich sah im Telefonbuch unter A nach, konnte ihn aber nicht finden. Offenbar war er nicht eingetragen. Ich setzte mich wiedervor mein unberührtes und schon kalt gewordenes Frühstück. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich beschloss, die Eier stehen zu lassen und mich gleich an die Umsetzung zu machen. Ich stellte das Geschirr in die Spüle und lief ins Arbeitszimmer, um alles Nötige zu holen, darunter mehrere Blatt Papier und ein paar Briefumschläge. Damit ließ ich mich am Küchentisch nieder und schloss die Augen, um mich in den richtigen Geisteszustand zu versetzen.
Als Theresa mich anfangs unter ihre Fittiche nahm, brachte sie mir ein Spiel bei, für das ich ein echtes Talent hatte, wie sich herausstellte, und das mehr als alles andere zur Entwicklung meiner intuitiven Fähigkeiten beitrug. Theresa schnitt dazu Bilder von Leuten, Plätzen und bunten Gegenständen aus National Geographie aus, steckte sie in fensterlose Briefumschläge und gab mir ein Blatt Papier. Ich sollte mich dann nacheinander auf die einzelnen Umschläge konzentrieren.
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