Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
ging zum Vordereingang.
Mit meinen Einkäufen unter dem Arm stieg ich eine Treppe hinauf und betrat durch eine Drehtür ein trostlos graues Interieur. Da stand eine Schlange von Leuten vor einem Team von Sicherheitsbeamten und einem Metalldetektor an. Jeder erfuhr die gleiche sorgfältige Behandlung: Leeren Sie Ihre Taschen aus, ziehen Sie die Schuhe aus und legen Sie alle persönlichen Gegenstände auf das Laufband. Treten Sie durch den Metalldetektor, strecken Sie die Arme zur Seite und spreizen Sie die Beine, während der Kollege mit dem Handdetektor über Ihren Körper fährt. Lassen Sie den Kollegen in Ihren Mund schauen, dann gehen Sie weiter und nehmen Ihre Sachen wieder an sich. Ich stöhnte im Stillen - vor mir warteten fast zehn Leute. Das würde ewig dauern.
Als die Ewigkeit vorbei war, kam ich an die Reihe und brachte die Prozedur ohne Zwischenfall hinter mich. Ich wurde zu einer weiteren Warteschlange geschickt, bei der es zum Glück schneller voranging.
Zehn Minuten später stand ich vor einer Frau hinter Panzerglas, die meinen Ausweis verlangte und fragte, wen ich besuchen wolle.
»Marco Ammarretti.«
Sie tippte etwas in den Computer, wartete einige Sekunden und gab mir dann ein Schildchen zum Anheften, auf dem »Besucher« stand. Ich wurde angewiesen, es ununterbrochen zu tragen, solange ich mich im Gefängnis aufhalte. Meinen Ausweis werde man mir aushändigen, sobald ich das Schildchen zurückgäbe. Ich solle durch Tür C gehen und warten, bis man mich aufrufe. Mitgebrachte Geschenke solle ich beim Wärter abgeben, der würde sie dem Insassen in die Zelle bringen.
Ich nickte und eilte durch die angegebene Tür in einen großen Warteraum mit Plastikstühlen und strapazierfähigem Teppichboden, setzte mich und wünschte, ich hätte noch etwas anderes zu lesen als Marcos Zeitschriften. Zwanzig Minuten später wurde mein Name aufgerufen. Man führte mich durch eine Tür und einen langen Gang in einen großen Raum, der durch eine Trennwand geteilt war. Daran aufgereiht standen schmale Tische mit je einem Stuhl. Ich wurde um meine Einkaufstüten erleichtert und zu einem der Tische geschickt.
Dort setzte ich mich und blickte durch die dicke Plexiglasscheibe, in der sich, ungefähr auf Mundhöhe, eine vergitterte Öffnung befand. Ich wartete noch einmal zehn Minuten, bis alle Plätze besetzt waren, dann öffnete sich eine Tür in der anderen Raumhälfte und ließ die Häftlinge in einer Reihe herein. Man sagte uns, wir hätten eine halbe Stunde Zeit, und ich fühlte mich unter Druck, das Beste daraus zu machen.
Ich entdeckte Marco sofort und empfand tiefes Mitleid. Er trottete auf seinen Stuhl zu. Die Fußketten machten seine Bewegungen langsam und berechenbar. Er setzte sich, und die Andeutung eines Lächelns trat in seine Augen.
»Hallo, Abigail«, sagte er schüchtern.
»Hallo«, sagte ich und beugte mich nach vom, damit ich besser zu verstehen war.
»Danke für die leckeren Sachen und die Zeitschriften. Das ist wirklich nett von Ihnen.«
»Gern geschehen - das war das Mindeste. Wie kommen Sie klar?«, fragte ich. Ich war in mehr als einer Hinsicht um ihn besorgt.
»Ganz okay, schätze ich. Meistens ist es bloß langweilig. Ich habe einen anständigen Anwalt, und meine Kautionsverhandlung ist nächste Woche. Vielleicht komme ich vor dem Prozess wieder raus.«
Ich nickte aufmunternd und wusste nicht mehr weiter. Marco überbrückte meine Verlegenheit, indem er fragte: »Also, was wollen Sie?«
»Wie Sie wissen, unterstütze ich die Polizei bei der Ermittlung, und ich habe den Tatort besichtigt.« Marco zuckte zusammen. Für ihn war das immer noch Alyssas Zuhause, darum redete ich hastig weiter. »Jedenfalls habe ich ein paar Fragen zu dem, was ich dort gespürt habe, und ich hoffe, Sie können mir dazu etwas sagen.«
»Schießen Sie los.«
»Zu allererst: Wissen Sie, was aus Alyssas Sachen geworden ist? Ihre persönlichen Dinge waren nicht mehr da.«
Marco sah peinlich berührt zu Boden. Er seufzte schwer, ehe er antwortete. »Allison war wirklich wütend auf Alyssa. Das waren wir wohl alle. Der Selbstmord kam wie aus heiterem Himmel, und Allison wollte jemandem die Schuld dafür geben, also wählte sie mich. Ein paar Tage nach der Beerdigung fand sie heraus, dass ich Alyssas Erbe war, und drehte durch. Alyssa hatte mir alles vermacht, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Ich hatte keine Ahnung, aber Allison war entschlossen, eine große Sache daraus zu machen. Darum beauftragte sie eine
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