Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Umzugsfirma, Alyssas Sachen zusammenzupacken und zu mir nach Hause zu schaffen. Ich war zu der Zeit wirklich überfordert damit, also rief ich ein paar Lagerfirmen an, fand eine in der Nähe und ließ die Kartons dorthin bringen. Ich war noch nicht fähig, hinzufahren und die Sachen durchzusehen - ich weiß nicht, ob ich das jemals kann.«
»Wussten Sie, dass Alyssa Sie als Erben eingesetzt hatte?«
»Ich habe das erst von ihrem Anwalt erfahren. Aber das hätte mir so oder so nichts bedeutet. Ich verdiene nicht schlecht, habe ein Haus, mein Wagen ist abbezahlt, und seit ich einundzwanzig bin, zahle ich in die betriebliche Rentenkasse ein. Es war nicht ihr Geld, an dem ich interessiert war. Ich wusste, dass sie und ihre Schwester einiges hatten, aber nicht, wie viel. Bis heute habe ich die Kohle nicht mal eingefordert, Abby«, sagte er. Seine Augen flehten mich an, ihm zu glauben. Mein Lügendetektor hatte sich noch nicht einmal gemeldet, seit wir voreinander saßen. Darum war ich geneigt, ihm zu trauen. Ich nickte ermunternd, und er erzählte weiter. »Alyssa war mein Ein und Alles. Es war mir egal, ob sie pleite oder reich war. Ich habe sie geliebt ...« Seine Stimme kippte. Er drehte den Kopf weg und wischte sich mit den gefesselten Händen eine Träne ab.
Ich ließ ihm einen Moment Zeit, sich zu fassen, dann fragte ich: »Wie hat sich Alyssa während der letzten Tage verhalten? War irgendetwas seltsam an ihr? Gab es etwas, das auf Selbstmordgedanken hindeutete?«
Marco schloss die Augen und hatte sichtlich zu kämpfen. Womit, war mir nicht ganz klar. Kaum hörbar antwortete er: »Vielleicht, ja ...« Das überraschte mich. Ich war so überzeugt davon, dass Alyssa sich nicht selbst getötet hatte, dass ich am liebsten von ihm hören wollte, es habe keinerlei Anzeichen gegeben. Ich wollte meine Überzeugung bestätigt sehen.
»Zum Beispiel?«, fragte ich sanft.
»Ungefähr zwei Wochen vorher war sie anders, nicht so wie sonst. Es waren Kleinigkeiten: Wenn wir zum Beispiel ausgingen, klammerte sie sich an mich, verstehen Sie? Gewöhnlich hielten wir uns an den Händen, aber sie fing an, meinen ganzen Arm mit beiden Händen festzuhalten, und sie wollte mich nie aus den Augen lassen. Einmal sind wir ins Kino gegangen, und hinterher musste ich zur Toilette. Sie hat mich, bis zu Hause damit zu warten, wollte mich nicht einmal kurz Weggehen lassen. Danach wollte sie gar nicht mehr ausgehen. Wir hatten alle möglichen Dinge geplant, die man vor der Hochzeit so macht, aber sie wollte das alles abblasen. Sie wollte einfach zu Hause bleiben. Mir fiel auch auf, dass sie nicht mehr viel schlief. Ich habe sie darauf angesprochen, hörte aber immer nur, es sei alles in Ordnung. Ich dachte mir, das ist die übliche Nervosität vor der Hochzeit, aber offenbar ging es um viel, viel mehr.«
»Was passierte an dem Tag, an dem sie starb?«, fragte ich und dachte über die Veränderung in Alyssas Verhalten nach.
Marco atmete einmal tief durch. »Ich habe sie gegen Mittag aus der Werkstatt angerufen. Sie sagte, es gehe ihr nicht so gut und sie wolle sich hinlegen. Ein paar Stunden später habe ich wieder angerufen, aber sie meldete sich nicht. Das kam mir komisch vor, darum habe ich früher Feierabend gemacht und bin zu ihr gefahren - dann habe ich sie gefunden.« Er wischte sich eine neue Träne weg.
Ich dachte, ich sollte bezüglich Alyssa einen Gang runterschalten, wenn ich Marco weiter am Reden halten wollte. Bisher gab er mir geduldig Antwort, aber wenn ich mich bei dem Thema nicht bremste, würde er sich womöglich zurückziehen.
»Erzählen Sie mir von Allison«, bat ich. »Sie waren an dem Abend, an dem sie starb, mit ihr zum Essen aus - wie kam es dazu?«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich verstehe das auch nicht so ganz. Zwei Tage vorher rief sie mich völlig überraschend an und entschuldigte sich für ihr Verhalten auf Alyssas Beerdigung. Es täte ihr auch leid, dass sie mir die Umzugsleute ins Haus geschickt hatte, und sie fragte mich, ob ich Alyssas Sachen noch hätte. Ich erzählte ihr von der Lagerfirma, gab ihr das Passwort für das Eingangstor und sagte, ich hätte bei dem Geschäftsführer ihren Namen bereits angegeben. Ich hatte mir schon gedacht, es würde ihr eines Tages leidtun, dass sie Alyssas Sachen weggegeben hatte. Darum hatte ich dafür gesorgt, dass sie Zugang bekommt, sobald sie dazu bereit ist. Sie dankte mir, und dann hörte ich nichts mehr von ihr bis zu dem Abend, an dem sie starb. Ich
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