Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
um in Richtung Treppe zu spähen.
Zwei Schläge! Das Holz splitterte!
Ich war drauf und dran, hinunterzulaufen und durch die Hintertür zu verschwinden, als mir etwas einfiel - wahrscheinlich warteten sie genau darauf und hatten dort einen Mann postiert, der mich abfangen würde.
Die Schläge gegen die Haustür hörten nicht auf.
»Verfluchter Mist!«, jammerte ich, während ich die Zimmertür wieder zudrückte. Erneut drehte ich mich im Kreis auf der Suche nach einem Versteck. Da - die Luke zum Dachboden. Ohne noch länger zu zögern, stemmte ich sie auf und schlüpfte hindurch in den kalten, düsteren Raum, um sie sogleich zu schließen.
Angestrengt starrte ich ins Halbdunkel und überlegte, was ich tun sollte, als ich hörte, wie die Haustür aufsprang. Mein Instinkt trieb mich tiefer in den dunklen Dachboden hinein. Ich stieg behutsam über Kartons mit alten Kleidern und Kisten voll ausrangiertem Zeug und schaute mich hektisch nach einem unauffälligen Schlupfwinkel um. Immens erleichtert sah ich den großen schwarzen Schrankkoffer, den ich seit der Collegezeit besaß. Ich hatte ihn mal auf dem Flohmarkt erstanden und erinnerte mich nun daran, dass er leer war.
So leise wie möglich stieg ich über etliche Kartons hinweg und hob den Kofferdeckel an. Es würde reichlich eng werden, aber ich passte hinein. Hastig schlang ich mir die Handtasche quer über die Schulter und kletterte in den Koffer, als ich wuchtige Schritte auf der Treppe hörte, zog den Deckel über mich und gab mir Mühe, nicht zu zittern. Wenn sie mich entdeckten, war ich tot, so viel stand fest.
Ich hörte die Schlafzimmertür aufgehen und keinen Augenblick später krachten die ersten Möbel gegen die Wände. Ich verhielt mich still und wartete ab ... wagte kaum zu atmen. Mindestens zwei Männer waren im Haus, die auf Griechisch herumbrüllten. Wenn ich es richtig verstand, waren auch mehrere deftige Beschreibungen von mir und meiner Mama darunter gleichzeitig zersplitterten permanent Möbel.
Ein paar Minuten später polterte einer der Kerle aus meinem Schlafzimmer wieder zurück nach unten, während der andere, den knarrenden Bodendielen zufolge, ins Bad lief. Nachdem er es durchwühlt hatte, ging er ins Schlafzimmer und trat laut fluchend gegen die Holztrümmer. Dann entdeckte er die Dachbodenluke und stieß sie auf.
Mir stockte der Atem und vor Angst kniff ich die Augen zu, als ich ihn umherlaufen und gegen die Kartons treten hörte. Ich wusste, es war ziemlich dunkel, und betete, er möge den Schrankkoffer übersehen, der in der hintersten Ecke stand. Der Koffer war schwarz, würde also nicht hervorstechen - so hoffte ich.
Seine Schritte kamen trotzdem näher und ich machte mich noch kleiner. Noch ein Schritt in meine Richtung, und noch einer. Er würde mich finden ... Ich war erledigt. Die Schritte machten genau vor dem Koffer halt. Stille Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich hatte noch zwei Sekunden zu leben und keine Chance, mich von denen zu verabschieden, die ich liebte.
In dem Augenblick hörte ich Bewegung auf der Treppe und der Komplize schrie: »Die Bullen! Die Bullen!«, dann näherten sich Polizeisirenen. Vor Erleichterung wollte ich am liebsten laut schluchzen.
Der Mann vor meinem Versteck zögerte noch einen Moment lang, dann hörte ich, wie er zur Dachbodenluke hastete. Während ich inständig hoffend auf den Lippen kaute, blieb der Kerl im Schlafzimmer noch einmal stehen. Dann polterte er endlich die Treppe hinunter und kurz darauf übertönte die Sirene der Polizei jedes Geräusch.
Langsam und leise drückte ich den Kofferdeckel nach oben und richtete mich auf. Ich zitterte am ganzen Leib. Noch war der Streifenwagen nicht da. Ich versuchte, mich zu beruhigen, atmete tief und langsam durch, um nicht zu hyperventilieren ... Da roch ich das Feuer und sah, wie eine Flamme durch die Dachkammerluke hervorzüngelte und sich gierig weiter vortastete.
14
Mit schreckgeweiteten Augen und hämmerndem Herzen hörte ich den Rauchmelder losgehen und wusste, dass mein Haus brannte. Mit einem Satz sprang ich aus dem Schrankkoffer, stürmte zur Dachbodenluke, die einen Spaltbreit offen stand, und spähte hindurch - überall rote Flammen, die mit jeder Sekunde größer wurden. Vor meinen Augen blähten sich die Vorhänge und fingen Feuer. Vom Bücherregal stieg beißender schwarzer Rauch auf und meine Bettdecke war ein orangeroter Feuerball. Wie gelähmt stand ich da, vor Schreck unfähig, mich zu bewegen.
Dann riss mich der
Weitere Kostenlose Bücher