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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir den Pullover aus und drehte den Wasserhahn auf. Unter dem heißen Strahl wärmte ich mir erst einmal die Hände, bevor ich versuchte, mein Aussehen einigermaßen präsentabel zu machen.
    Es dauerte zwanzig Minuten, dann war ich so sauber, wie es mit den gegebenen Mitteln möglich war. Die Haare hatte ich zu einem festen Knoten hochgebunden, den Ruß abgeschrubbt und dabei sämtliche Papierhandtücher aus dem Spender verbraucht. So konnte ich halbwegs unter Leute gehen. Traurig begutachtete ich den Pullover - es war mir zuwider, ihn wieder anziehen zu müssen. Dann fiel mir etwas viel Besseres ein.
    Mit dem Pullover in der Hand lief ich in meine Praxis zurück, öffnete die Tür zu Theresas altem Sitzungszimmer und blickte dahinter. Dort stand zu meiner großen Erleichterung die Papiertüte von meiner Schwester, vollgestopft mit der Kleidung, die sie für mich gekauft hatte und die ich unbedingt ins Geschäft hatte zurückbringen wollen. Die Tüte war viel schwerer, als ich sie in Erinnerung gehabt hatte, und ich lächelte reumütig.
    Diesmal war ich bereit, das großzügige Geschenk widerstandslos anzunehmen. Ich wühlte in der Tüte und brachte eine schwarze Baumwollhose und einen schönen cremefarbenen Kaschmirpulli zum Vorschein. Fest entschlossen, nicht auf die Preisschilder zu gucken, zog ich mich um. Lieber beließ ich es nur bei der Vermutung, dass die Klamotten teuer waren, als dass ich den Preis wirklich kannte und am Ende noch schwankte. Als ich Hose und Pullover anhatte, griff ich erneut in die Tüte und zog einen schönen, dicken, langen schwarzen Strickmantel heraus, der mit einem Gürtel zu schließen war. Ich dankte Gott für diese Schwester.
    Nachdem ich auch den Mantel angezogen hatte, faltete ich die ruinierten, nach Rauch stinkenden Sachen zusammen und sah mich um. Die Putzleute hatten den Papierkorb geleert und einen frischen Plastikbeutel hineingetan. Darin schlug ich die alten Klamotten ein und klemmte sie mir unter den Arm, griff nach der Einkaufstüte und verließ eilig die Praxis. Über die Hintertreppe stahl ich mich aus dem Gebäude.
    In der Gasse an der Rückseite blieb ich stehen und sah mich suchend um, bis ich einen Müllcontainer entdeckte. Ohne noch einen Gedanken daran zu verschwenden, warf ich den Beutel mit Pulli und Jeans hinein. Dann lief ich über die Straße zum Halteplatz der Greyhoundbusse, um mir eine Fahrkarte zu kaufen. Wohin, war mir egal, Hauptsache raus aus diesem Schlamassel. Und zwar pronto.
    Die Möglichkeiten beschränkten sich auf Lansing, Milwaukee und Toledo. Ich entschied mich für Letzteres, da dieser Bus in zehn Minuten abfahren sollte. Sowie ich die Fahrkarte in der Hand hatte, stieg ich in den Bus. Ganz hinten fand ich eine Sitzbank für mich allein und kaute auf meiner Unterlippe, bis der Fahrer losfuhr.
    Zwei Stunden später kam der Bus in Toledo an. Ich stieg aus und schaute mich in der näheren Umgebung um. Am Ende des Blocks gab es ein Motel mit einem Wal-Mart gleich daneben, wie ich erleichtert feststellte. Zuerst ging ich zu dem Motel und mietete ein Zimmer, das ich bar bezahlte. Normalerweise kostete es pro Nacht vierzig Dollar, und zwanzig mehr, wenn man seinen Ausweis nicht vorzeigen wollte. Da ich inkognito bleiben wollte, blätterte ich den Aufschlag hin.
    Mit dem Schlüssel in der Hand ging ich zu meinem Zimmer, schloss auf, stellte die Tasche hinein, ohne das Licht anzuschalten, und schloss sofort wieder zu. Dann lief ich durch die kalte Nacht. Es war eisig, wahrscheinlich um den Gefrierpunkt, und ich war nicht angemessen angezogen.
    Am Wal-Mart angelangt, betrat ich den hell erleuchteten Laden mit suchendem Blick.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ein älterer Herr im blauen Kittel mit Namensschild und einem breiten, freundlichen Gesicht.
    »Können Sie mir sagen, wie ich zur Damenunterwäsche und zur Abteilung für Taschen komme?«
    »Die Dessous befinden sich in Quergang fünf auf der linken Seite dieses Ganges, die Taschen in Gang sechsundzwanzig hinter der Elektronikabteilung.«
    »Danke«, sagte ich und versuchte, freundlich zu lächeln, was mir aber nicht gelang.
    Ich nahm einen Einkaufswagen und eilte damit durch den Laden, schnappte mir eine Sechserpackung Slips, zwei Sport-BHs und Socken sowie einen Gang weiter eine Dreierpackung weiße Herren-T-Shirts. Danach begab ich mich in den hinteren Teil, wo ich eine Reisetasche in den Wagen legte. Auf dem Weg zur Kasse ging ich an den Drogerieartikeln vorbei und suchte mir Seife,

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