Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
im Kopf herum. Ich war sicher, dass sie mehrere Hinweise meiner Crew enthielten, aber nicht, wie sie zusammenpassten. Also suchte ich nach etwas zum Schreiben und mir fiel das Notizblöckchen in meiner Handtasche ein. Ich schnappte sie mir, setzte mich aufs Bett, kramte Block und Stift heraus und schrieb den Traum auf.
Danach sah ich immer wieder den Donutladen vor mir. Was hatte es mit J. R. Ewing auf sich? Ich dachte zurück, wie ich als Kind immer Dallas geguckt hatte, und schmunzelte, weil ich so verrückt nach dieser Sendung gewesen war. Seufzend legte ich den Block beiseite und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Doch das Grübeln über den Traum brachte keine Erkenntnis. Schließlich schaltete ich den Fernseher ein, um vorübergehend auf andere Gedanken zu kommen.
Nachdem ich mich durch ein paar Kanäle gezappt hatte, landete ich bei den Nachrichten. Es gab eine brandheiße Neuigkeit, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Soeben wurde vom Studio zum Reporter vor Ort umgeschaltet, der vor einer Detroiter Polizeiwache stand.
»Danke, Nancy. Wir befinden uns im Ostteil der Stadt, wo vor drei Tagen die Leiche eines Mannes aus dem Fluss gefischt wurde. Sie war von Kugeln durchsiebt und wurde inzwischen identifiziert. Es handelt sich um Giolini Garzopolis ...« Ein Foto aus der Verbrecherkartei wurde eingeblendet und mir rutschte das Herz in die Hose. Der Tote war Muskelberg.
Kurz hörte ich weg und konzentrierte mich auf das Gesicht, während mein Puls rasant beschleunigte. Dann verschwand das Fahndungsfoto und mir blieb nichts anderes übrig, als der Reporterin weiter zuzuhören, die ihre Informationen herunterrasselte. »... soll mit der griechischen Mafia zu tun gehabt haben. Der Zeitpunkt der Tat steht noch nicht fest, aber der Leichenbeschauer grenzt ihn bislang auf Ende voriger Woche ein. Vor ein paar Minuten habe ich mit Detective Milo Johnson vom Royal Oak Police Department sprechen können. Er ist hierhergekommen, weil eine Verbindung zu den Vergewaltigungsfällen in Royal Oak zu bestehen scheint. Zurzeit ist noch unklar, wie diese Verbindung aussieht, aber wir verfolgen die Ermittlungen und werden Sie über neue Erkenntnisse sofort informieren. Das war, live aus dem Detroiter Osten, Elizabeth Johansson für Fox Two News.«
Ich schaltete den Fernseher aus und lehnte mich ans Kopfende des Bettes. Mit gerunzelter Stirn dachte ich über den Mord nach. Es war klar, dass Kapordelis ihn befohlen hatte. Aber warum? Was nützte ihm das? Plötzlich summte meine Intuition und vor meinem geistigen Auge sah ich das Bild eines Kanarienvogels.
Muskelberg musste dran glauben, weil Kapordelis glaubte, er würde singen?, fragte ich im Geiste.
Rechts bekam ich ein Gefühl der Leichtigkeit.
Darum also habe ich Muskelberg seit dem Überfall auf Cat nicht mehr gesehen. Er muss sofort nach meiner Abmachung mit Kapordelis ermordet worden sein ...
Mir kam ein schrecklicher Gedanke. Ich sprang aus dem Bett.
Wenn Kapordelis die Nachrichten auch gesehen hatte, wusste er jetzt, dass die Polizei den Mord an seinem Schläger mit den Vergewaltigungsfällen in Verbindung brachte, jedoch nicht, dass Milo den entscheidenden Hinweis dazu von dem Band der Überwachungskamera hatte - und nicht von mir.
Mein Mund war schlagartig wie ausgetrocknet. Kapordelis würde daraus schließen, ich hätte ihn belogen und Milo den Tipp gegeben ... was natürlich hieß, dass ich sein nächstes Opfer werden würde. Schaudernd dachte ich an Dutchs Bemerkung, dass Kapordelis’ Leute mein Haus beobachteten.
Verflucht!
Im selben Moment hörte ich einen lauten Schlag an meiner Haustür. Da brach jemand bei mir ein. Entsetzt griff ich zum Telefon und wählte den Notruf, presste den Hörer ans Ohr und lauschte in die Stille hinein. Die Leitung war tot. Zweimal drückte ich noch auf die Wähltaste, aber es kam kein Freizeichen. Sie hatten die Leitung gekappt. Panisch lief ich durchs Zimmer und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Dabei fiel mein Blick auf meine Handtasche. Ich riss das Handy heraus, wählte erneut den Notruf, und bevor der Telefonist sich überhaupt melden konnte, rief ich schon meine Adresse in den Hörer und bat, einen Streifenwagen zu schicken.
Ein donnernder Schlag - das Holz knackte!
Die Haustür gab nach! »Bitte, beeilen Sie sich!«, flehte ich und legte auf. Ich drehte mich einmal im Kreis. Was tun? Wohin flüchten? Hastig schlüpfte ich in meine Sneakers, griff nach der Handtasche und zog die Zimmertür auf,
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