Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
sehen gewesen.
Nachdem ich in Houston in einen fliegenden Klapperkasten umgestiegen war, betrat ich in Corpus Christi wieder festen Boden, ohne die leiseste Ahnung zu haben, was ich als Nächstes tun sollte. Ich trug meine Reisetasche über die Rollbahn und ins Flughafengebäude hinein und sah mich unsicher um. Mir fiel eine Menschenmenge auf, die sich vor einem Schild gesammelt hatte. Auf dem Schild stand SHUTTLE, also gesellte ich mich zu den Leuten dort und überließ dem Schicksal die Entscheidung über meine nächsten Schritte.
Meine Intuition war ungewöhnlich still gewesen, seit ich den Flugschein gekauft hatte. Dabei handelte es sich entweder um ein Symptom des Schlafentzugs oder meine Crew hatte nichts Erwähnenswertes zu sagen. Im Augenblick war ich zu müde, als dass ich mich daran störte.
Der Shuttlebus kam und wir stiegen ein. Der Fahrer fragte jeden von uns, wohin wir wollten, und ich wählte das gleiche Ziel wie eine junge Geschäftsfrau mit ausgeprägtem Südstaatenakzent und ließ mich zum La Quinta Hotel bringen.
Beim dritten Halt stieg sie aus und ich folgte ihr einfach. Das Hotel war ein Haus im spanischen Stil mit einer wunderschönen gepflasterten Einfahrt, weißem Putz und Tonziegeldach. Es war groß, aber gemütlich und vermittelte ein geschmackvolles Southwestern-Flair.
Ich wartete in der Lobby, während die Geschäftsfrau eincheckte. Als sie außer Hörweite war, ging ich zu dem Herrn an der Rezeption und gestand ihm, dass ich keine Reservierung hätte, aber ein Zimmer benötigte. Er nickte und konsultierte seinen Computer. Nachdem er flink einige Tasten gedrückt hatte, fand er für mich ein Zimmer im zweiten Stock.
»Wie lange bleiben Sie, Mrs Masters?« Ich benutzte für alle Fälle Cats Nachnamen.
»Zwei Tage ...«, kam die Antwort aus meinem Mund, ehe ich auch nur eine Gelegenheit hatte, es mir zu überlegen. Ich war ein wenig überrascht darüber, aber vermutlich wollten meine Geister mir damit sagen, ich solle hier keine Zeit verschwenden.
Als der Portier mir eröffnete, dass das Zimmer fünfundsechzig Dollar pro Nacht kostete, war ich erleichtert, denn das Hotel wirkte teurer, und nachdem ich tausend Dollar für ein Flugticket hingelegt hatte, fand ich es an der Zeit, mal wieder ein wenig auf die Ausgaben zu achten.
Ich bezahlte im Voraus und durchquerte das Foyer zu einem Aufzug, der mich in den zweiten Stock brachte. Mein Zimmer lag am Ende eines langen Korridors. Ich schaltete das Licht an, stellte meine Reisetasche auf dem Kofferständer ab und sah mich mit leerem Blick im Raum um, dann setzte ich mich aufs Bett. Im Flugzeug hatte ich nicht geschlafen, weshalb ich so müde war, dass ich mich einfach hätte fallen lassen können. Stattdessen zog ich mir die Schuhe aus, legte die Kopfkissen zurecht und lehnte mich mit einem tiefen Seufzer dagegen. Ich schloss die Augen und wollte nur eine Minute darüber nachdenken, wie ich weiter vorgehen wollte, doch schon im nächsten Moment schlief ich tief und fest.
Ich stand auf dem Rollfeld, nachdem ich aus der Maschine gestiegen war, und hatte Hunger. Ich wollte eine Kleinigkeit essen, ehe ich meine Reise fortsetzte, und zum Glück gab es einen Krispy Kreme neben dem Eingang zum Terminal. Ich ging in den Donutladen hinein und sah mich um. Die Donuts lagen nach wie vor in ihrem Sarg, was ich sehr komisch fand, und J. R. Ewing strahlte mich über die Theke hinweg an.
»Abigail!«, rief er fröhlich. »Was bin ich froh, dass Sie hier sind. Sie wartet nämlich schon auf Sie. Kommen Sie auf keinen Fall zu spät. Hier ist Ihr Tee«, sagte er, als ich ihn verwirrt ansah. »Sie ist gleich nebenan«, sagte er und wies auf eine Tür, die ich schon einmal gesehen hatte, ohne mich erinnern zu können, wo das war. Der Türrahmen war kunstvoll bemalt mit blühenden Ranken; sie bildeten einen Bogen über der leuchtend gelb gestrichenen Tür mit der Inschrift »Coopers Abby« über dem Rahmen.
Seltsam, dachte ich, das ist doch mein Name - nur andersherum.
Neugierig machte ich einen Schritt auf die Tür zu, aber J. R. fasste mich am Arm und sagte: »Vorsicht, junge Dame, Sie wollen doch nicht nass werden.«
Ich sah auf meine Füße. Da war eine große Pfütze gleich vor der Tür. Ich stieg mit einem Fuß darüber hinweg und griff nach dem Türknauf. Ehe ich ihn fassen konnte, wurde ich von hinten grob zurückgerissen, und als ich herumfuhr, sah ich in das Gesicht von Andros Kapordelis.
Er packte meinen Arm, zog mich an sich und spuckte mir
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