Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
Rivers. Er gehört zur Außenstelle des FBI in Troy, Michigan. Sie können die Auskunft anrufen, sich seine Nummer geben lassen und ihm eine Nachricht hinterlassen.« Ich schrieb meinen Namen und meine Handynummer auf. »Hier erreichen Sie mich Tag und Nacht. Rufen Sie mich an, wenn Sie mit Dutch, äh, mit Roland gesprochen haben. Er ist ein aufrichtiger Mensch und er kann Ihnen und Ihrer Freundin helfen. Ich verspreche es Ihnen.«
Dora blickte skeptisch auf die Serviette und ich konnte beim besten Willen nicht sagen, was in ihr vorging. Ich entschied, sie darüber nachdenken zu lassen, und wenn sie wollte, würde sie Hilfe bekommen. Wenn nicht, konnte ich nichts weiter für sie tun.
»Ich wohne im La Quinta, falls Sie mich noch einmal sprechen wollen. Ansonsten vielen Dank für den Tee. Und passen Sie gut auf sich auf.«
Damit verließ ich die Teestube, lief die Straße entlang und winkte einem Taxi.
Zwanzig Minuten später war ich wieder im Hotel und ging direkt ins Restaurant. Ich hatte einen Bärenhunger, der von den Süßigkeiten nur noch größer geworden war. Man führte mich zu einem Ecktisch im hinteren Teil des Speisesaals, und sobald ich saß, klappte ich die Speisekarte auf. Das Restaurant füllte sich rasch, denn es war Abendessenzeit.
Ich bestellte Hähnchen nach Südstaatenart und Nachos mit Salsa als Vorspeise. Als ich mich im Restaurant umsah, war ich plötzlich befangen; außer mir aß niemand allein. Um mich zu beschäftigen, stand ich auf und ging ins Foyer, wo ich eine Zeitung kaufte und mit an den Tisch nahm. Halbherzig überflog ich das Blatt, während ich Nachos mit Salsa knabberte.
Zuerst las ich den Unterhaltungsteil und einige Artikel über die Wirtschaftslage und das Weltgeschehen quer. Als mein Essen kam, legte ich die Zeitung beiseite und konzentrierte mich ganz auf mein Essen, wobei ich den Blickkontakt mit anderen Gästen tunlichst vermied. Ich war fast fertig mit dem Hühnchen, als mein Blick auf die obere linke Ecke der Zeitung fiel. Bei der Schlagzeile glitt mir die Gabel aus der Hand.
Sie lautete: Zwei FBI-Agenten nahe Detroit ermordet - Hinrichtung im Hotelzimmer - Mögliche Verbindung zur Mafia ... Mit bebenden Händen riss ich die Zeitung hoch und blätterte hektisch auf der Suche nach dem Artikel. Mein Herz schlug immer schneller, ich hatte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ich fand den Artikel und las rasch die obersten Zeilen.
Detroit, Michigan. Gestern Morgen wurden im Dorchester Hotel zwei Ermittler des FBI bei einer verdeckten Ermittlung getötet. Polizei und FBI-Beamte bestätigten am Tatort, dass ein männlicher und ein weiblicher Agent im Schlaf erschossen wurden. Das FBI wird die Namen der Getöteten erst bekannt geben, wenn die betroffenen Familien informiert worden sind. Es wurde jedoch bestätigt, dass der männliche Agent beim FBI neu war und gerade erst in Quantico seine Ausbildung abgeschlossen hatte.
Meine Hände begannen so heftig zu zittern, dass ich die Zeitung nicht mehr stillhalten konnte. Ich ließ die Seiten fallen und plötzlich fiel mir das Atmen schwer. Meine Lunge pumpte, aber keine Luft schien hineinzuströmen. Die Welt drehte sich und ich konnte nicht aufstehen, obwohl ich gerade das unbedingt tun wollte. Ich musste aus dem Restaurant weg und irgendwohin gehen, wo ... wo die Welt einen Sinn hatte ... wo Dutch noch lebte.
Ich spürte jemanden neben mir und merkte, dass ich auf dem Boden hockte, auf allen vieren, und noch immer nach Luft schnappte. Mir wurde schwarz vor Augen, ich stand kurz vor einer Ohnmacht, als mir jemand eine Papiertüte auf Mund und Nase drückte und mich aufrichtete und an die Wand setzte. Mein Kopf wurde mir auf die Knie gedrückt und die Tüte an meinem Mund blähte sich auf und fiel wieder zusammen, während ich aus- und einatmete.
Langsam kehrten meine Sinne zurück, mein Atem wurde normaler, und die Welt hörte auf, sich zu drehen. Ich sah nun, dass sich eine kleine besorgte Menge um mich gesammelt hatte, und der Mann neben mir sprach mich langsam und ruhig an.
»So ist es gut, Miss, atmen Sie möglichst normal. Ich bin Arzt. Sie hatten einen Schwächeanfall, aber er ist fast vorbei. So ist gut... atmen Sie einfach.«
Ich sah den freundlichen Fremden an, der mir noch immer die Tüte vor den Mund hielt. Mein Geist wollte sich der Dunkelheit ergeben, wo die Unfassbarkeit meines Verlustes mir nichts anhaben konnte. Ich bekämpfte die Versuchung, ihr nachzugeben, mit allem, was ich aufzubieten vermochte. Ich
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