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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und wartete auf einen Fingerzeig, wonach ich suchen sollte, als mein Blick auf das zusammengefaltete Blatt Papier fiel, die zweite Seite des Polizeiberichts aus Doras Akte. Neugierig faltete ich es auseinander und überflog es. Mir kam eine vage Ahnung. Ich begann noch einmal von vom und las sehr langsam und sorgfältig.
    Die Seite umfasste hauptsächlich Demetrius’ Bericht, wie sich der Vormittag abgespielt hatte. Seine Mutter war in sein Zimmer gekommen und hatte ihm gesagt, sie müsse mit ihm einige Erledigungen machen. Demetrius hatte entgegnet, dass er lieber zu Hause bleiben wolle, um sich G. I. Joe anzusehen, aber seine Mutter hatte sich nicht erweichen lassen.
    Der Beamte hatte sich große Mühe gegeben, jede Einzelheit in der Aussage des Jungen zu dokumentieren, und nun wurde mir klar, weshalb Madame J das Blatt gestohlen hatte. Dora hatte Demetrius eine Geschichte aus der Zeit erzählt, als sie in seinem Alter gewesen war und ihre Nanny sie auf ihre erste Flugreise mitgenommen hatte, weil diese ihre Familie in Texas besuchen wollte. Dora hatte ihm geschildert, wie aufgeregt sie vor ihrer ersten Reise mit einem Flugzeug gewesen war. Vermutlich hatte sie Demetrius damit auf ihre Flucht vorbereiten wollen. Damals hielt Dora es wohl noch für unverfänglich, ihr Kindermädchen und deren Herkunft aus Texas zu erwähnen, doch später, als Dora bei ihr lebte, wurde daraus ein entscheidender Hinweis, den es vor Andros zu verbergen galt.
    Als ich die Seite von oben bis unten gelesen hatte, fühlte ich mich gedrängt, sie noch einmal zu lesen. Mir war, als hätte ich etwas übersehen ... und plötzlich, mit einem leisen Aufkeuchen, sah ich es, und das war für mich der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Es lässt sich nur schwer sagen, was jemanden letztendlich bewegt, das Leben eines anderen beenden zu wollen. Einige Menschen könnte man niemals so weit treiben, andere brauchen dazu keinen besonderen Grund. Ich kann nur für mich sprechen, und bei mir erforderte es einen Anschlag auf mein Leben, die Verwüstung und Zerstörung meines Zuhauses und meines Geschäfts, den Mord an dem Mann, den ich liebte, und jetzt... die Erkenntnis, dass Kapordelis seiner Liste von Verbrechen eine weitere Dimension hinzugefügt hatte, die völlig unbeteiligte Menschen traf. In diesem Augenblick wurde mein Herz schwarz, meine Entschlossenheit stahlhart, und mein Denken galt nur noch einem Ziel.
    Sofort griff ich zum Telefon.
    Trotz des Windes und des rauen Wetters brachte der Pilot eine wunderbar glatte Landung zustande. Als die Maschine zum Flugsteig rollte, starrte ich dumpf aus dem Fenster. Mich erfüllte ein Gefühl der Leere. Ich war wie betäubt, aber völlig auf die Aufgabe konzentriert, die vor mir lag. Die Gegensätzlichkeit dieser Mischung hätte mich normalerweise verleitet, über den Sinn des Lebens nachzugrübeln. Im Augenblick jedoch wollte ich nur meinen Plan durchziehen.
    Ich wartete, bis ich an der Reihe war, und folgte dann den anderen Passagieren, um das Flugzeug zu verlassen. Dabei wich ich jedem Blickkontakt aus und hielt meine Reisetasche unbeholfen vor mich, um damit nicht an den Armlehnen der Sitze hängen zu bleiben. Der Pilot dankte mir, dass ich mit seiner Fluglinie geflogen war. Ich nickte nur knapp und ging weiter.
    Im Terminal brauchte ich zum Glück nur eine kurze Strecke zu laufen, um zu dem Shuttle zu gelangen, der mich zur Gepäckausgabe brachte. Ich hatte gar kein Gepäck aufgegeben, musste aber trotzdem dorthin. Ich sah auf die Uhr. Wir waren früh gelandet, was weder gut noch schlecht war. Der Shuttle hielt und ich folgte der Menschenmenge die Rolltreppe hinunter, durch eine lang gestreckte Halle und über eine weitere Rolltreppe. Ich durchquerte den schmalen Ausgang für Passagiere und lächelte, als ich sah, dass meine Begleiter schon auf mich warteten. Gut.
    Ich ging ohne zu zögern weiter und schenkte ihnen nur einen beiläufigen Blick, als mich Fratze und Kobold in die Mitte nahmen. Ein dritter Kollege mit einem grimmigen Gesichtsausdruck bildete das Schlusslicht. Wir gingen ein kurzes Stück zu der silberfarbenen Limousine mit den getönten Scheiben, die mich schon häufiger durch die Gegend gefahren hatte, und ich stieg ein und machte es mir bequem.
    Der Grimmige setzte sich nach vom neben den Fahrer. Fratze und Kobold nahmen rechts und links von mir Platz und ohne ein Wort fuhr der Fahrer los.
    Es ging Richtung Osten, das Tempo lag nur knapp oberhalb der erlaubten

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