Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
dass er mich an sich zog, und bekam einen langen, innigen Kuss. Ich stöhnte unwillkürlich. Das ermutigte ihn natürlich und sein Kuss wurde leidenschaftlich, die Umarmung enger, und ich vergaß allmählich meine Umgebung.
Meine Sinne spürten nur noch ihn, seinen Geruch, seine Wärme, seinen Kuss, seinen Körper. Wir klammerten uns schwer atmend aneinander und verschlangen uns gierig wie ausgehungerte Tiere. Irgendwann jedoch hörte ich jemanden im Flur Vorbeigehen, der sich laut räusperte und meinte: »Geht ins Hotel!«
Ich beachtete ihn nicht weiter, aber Dutch war wahrscheinlich ein bisschen vernünftiger. Er drehte den Kopf, um dem Mann hinterherzusehen, dann meinte er grinsend zu mir: »Gute Idee. Sollen wir auf ihn hören?«
Gerade als ich nickte, gab mein Magen ein rebellisches Knurren von sich. Es war Stunden her, seit ich etwas gegessen hatte. Wir schauten beide überrascht auf meine Leibesmitte und Dutch ließ sein verführerisch raues Lachen hören. »Schätze, wir sollten dich erst mal satt bekommen, hm?«
Mein Magen antwortete mit einem erneuten Knurren. »Ja, scheint so«, sagte ich glucksend.
»Ich habe sowieso einen Tisch reserviert«, erklärte Dutch und ließ mich los.
Schüchtern lächelnd strich ich mir die Haare zurück und zog meine Bluse zurecht. Wieso war die eigentlich aufgeknöpft? Als ich wieder vorzeigbar war, griff ich nach meiner Handtasche und schob mich lächelnd an Mr Sexy vorbei, der mir die Tür aufhielt. Ich schloss ab und wir gingen freundschaftlich den Flur hinunter, seine Hand lag locker auf meiner Schulter.
»Also, Schönste, wie geht’s dir?«, fragte er und nahm dabei eine von meinen Locken zwischen die Finger, um meine neuen Strähnchen näher zu betrachten.
Was mir an Dutch unter anderem so gut gefällt, sind seine locker sitzenden Komplimente.
»Gut geht’s mir«, antwortete ich. »Hab viel Arbeit, aber es geht mir gut. Gefallen sie dir?«, fragte ich und zeigte auf meine Strähnchen.
»Ja, sie sind hübsch«, meinte er. »Aber du könntest auch kahl sein wie eine Billardkugel und ich fände dich trotzdem schön.«
Gott steh mir bei - ich habe den perfekten Mann gefunden. »Wo gehen wir denn essen?«, fragte ich, als wir in den Aufzug stiegen und zur Eingangshalle runterfuhren.
»Ich habe bei Maverick & Moons reserviert, aber was das betrifft...«
»Ja?« Wir waren an der Haustür angelangt.
»Ich wollte dich mit meinem neuen Partner bekannt machen, darum ...«
»Essen wir zu dritt«, ergänzte ich enttäuscht.
»Äh, ja. Ich bin ja praktisch Auszubildender und stehe quasi während der ersten sechs Monate unter Joes Führung.«
Da klang eine unausgesprochene Entschuldigung mit und ich war wirklich nicht in der Stimmung für eine kleinliche Auseinandersetzung. Wir hatten später noch genug Zeit, uns wieder näherzukommen, darum schob ich meinen ersten Ärger achselzuckend beiseite.
»Kein Problem, Dutch. Ich freue mich, deinen neuen Partner kennenzulernen. Ach übrigens, hast du kürzlich was von Milo gehört?«
In dem Moment kamen wir bei seinem Wagen an und meine Frage blieb in der Luft hängen, weil er wie von der Tarantel gestochen zur Windschutzscheibe eilte. Sein Wagen stand im Parkverbot, wie üblich. Er riss ein kleines weißes Papier unter dem Scheibenwischer hervor.
»Blöder Wichser!«, rief er aus.
»Was ist denn los?«, fragte ich alarmiert.
»Bennington, dieser Scheißkerl!«
Ich wusste sofort, wen er meinte. Shawn Bennington war sein Erzgegner. Dieser war ein halbes Dutzend Mal bei der Beförderung zum Detective übergangen worden und wegen seiner Versäumnisse in einem Mordfall, den Dutch und ich aufgeklärt hatten, war er vor Kurzem abgemahnt worden. Dutch hatte wegen der Schlamperei ordentlich für Aufruhr gesorgt, sodass Bennington zum Strafzettelschreiber degradiert worden war. Das zusammengeknüllte Papier in Dutchs Hand war der Beweis, dass Bennington sich rächte, wo er konnte.
»Ich werde das Arschloch umbringen!«, zischte Dutch durch die Zähne und blickte sich um. Aber von Bennington war nichts zu sehen. Mit finsterer Miene und zusammengepressten Lippen schob er sich das Knöllchen in die Jackentasche.
»Ach, das ist doch nicht weiter schlimm«, sagte ich in vernünftigem Ton. »Ein kurzer Anruf und das Knöllchen hat sich erledigt. Wo ist das Problem?«
»Das Problem ist, dass dieser Kerl mir echt auf die Nerven geht. Er taugt nicht mal zum Streifendienst. Mit dem Strafzettelschreiben ist er noch glimpflich
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