Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
Augen an. Dann meinte sie lächelnd: »Ich persönlich halte das alles für Quatsch, aber es gibt so viele leichtgläubige Leute, da haben Sie bestimmt gut zu tun.«
Der Wein hatte meinen leeren Magen erreicht und nahm mir allmählich alle Hemmungen. Ich konnte kaum glauben, was sie da gerade zu mir gesagt hatte. Ein wenig wacklig erhob ich mich halb aus meinem Stuhl. Ich war drauf und dran, der Zicke eine zu langen.
Dutch schoss in die Höhe und drückte mich bei den Schultern auf meinen Sitz zurück. »Ruhig, Abby. Joe will sagen, dass sie ein eingefleischter Skeptiker ist und erst immer Beweise sehen muss. Richtig, Joe?«
Joe zeigte pistolenartig mit Daumen und Zeigefinger auf ihn und zwinkerte. »Ganz genau, Partner.«
Mit zornroten Wangen starrte ich Dutch an, weil er so eilig für sie Partei ergriff, hielt aber den Mund. Ich verdrehte die Augen, verschränkte die Arme und schaute finster auf den Tisch. Leckt mich doch alle! Und jetzt her mit Daffy ... und noch einem Glas Wein!
Während ich vor mich hin schmollte, unterhielten sich Dutch und Joe leise miteinander, hauptsächlich über Papierkram, den sie noch zu erledigen hatten, bevor sie einchecken konnten.
»Einchecken?«, fragte ich mitten in die Unterhaltung hinein.
Dutch hustete laut, gab Joe ein unauffälliges Nein-Zeichen und stand auf, um zur Toilette zu gehen.
Eine Sache wusste ich inzwischen über meinen Freund: Er hatte die reinste Hamsterblase. Als er sich vom Tisch entfernte, erwischte ich Joe, wie sie seine Rückseite musterte, und Wut, Eifersucht und Wein gewannen die Oberhand.
»Jetzt hören Sie mal gut zu«, sagte ich giftig und neigte mich zu ihr. »Ich weiß nicht, was Sie Vorhaben, aber Dutch ist in festen Händen. Klar?«
Joe drehte den Kopf und betrachtete mich mit schmalen Augen. »Entspannen Sie sich, Miss Cleo«, erwiderte sie. »Ich habe kein Interesse an Ihrem Freund.« Lügner, Lügner ... »Dutch ist mein Untergebener und beim FBI wird es nicht gern gesehen, wenn man mit einem Untergebenen ein Verhältnis anfängt. Wenn ich allerdings interessiert wäre, würde sich mir reichlich Gelegenheit bieten, denn wir werden als Paar verdeckt ermitteln und so ziemlich jede Sekunde miteinander verbringen. Wir werden heute Abend zusammen ein Zimmer beziehen - verstehen Sie, damit wir uns miteinander vertraut machen können ...« Dabei grinste sie und zwinkerte mir zu, dass mir die Hand zuckte.
»Ach so! Ich verstehe. Sie sind ne ganz Schnelle«, sagte ich mit belegter Stimme und aufbrausender Handbewegung. Der Wein löste mir die Zunge. »Na, dann will ich Ihnen mal Ihre...«
»He!«, sagte ein dunkler Bariton direkt hinter mir. »Abby, was zum ...« Ich fuhr zu ihm herum. Er sah mich verblüfft an, dann wurde er augenblicklich wütend.
»Sie hat ...«, begann ich und zeigte mit dem Finger auf Joe, aber er schnitt mir das Wort ab.
»Bitte entschuldigen Sie uns für einen Moment, Agent La Bond«, sagte er, packte meine Hand und zog mich vom Stuhl hoch in Richtung Ausgang. Als er eine stille Ecke bei der Garderobe gefunden hatte, zischte er: »Was fällt dir eigentlich ein?!«
»Mir?! Was fällt der denn ein?«, fauchte ich.
»Na, was denn?«, fragte er und sein Tonfall zeigte deutlich, dass er an der Antwort kein bisschen interessiert war.
»Ich hab Neuigkeiten für dich, Kumpel«, sagte ich und schwankte ein bisschen, da sich der Wein inzwischen verheerend auf meinen Gleichgewichtssinn auswirkte. »Es ist dir vielleicht entgangen, aber du hast die neue Miss Fick-B-I zum Partner gekriegt, und da hast du die Stirn, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich heute Abend arbeite, während du eine verdeckte Ermittlung mit dieser ... dieser ... mit der da durchführst?!« Ausgerechnet jetzt fiel mir kein gutes Schimpfwort ein.
»Du lieber Himmel, Abby!«, zischte Dutch. »Sie ist meine Vorgesetzte! Da spielt sich gar nichts zwischen uns ab ...«
»Dann verklickere ihr das«, zischte ich.
»Ach komm!«, flüsterte er ungeduldig. »Jetzt mach mal halblang, ja? Zu deiner Information: Es verstößt gegen die Vorschriften, mit einem Untergebenen was anzufangen. Sie könnte sogar rausfliegen, wenn sie ...«
»Ja, ja, ja!«, sagte ich laut, nicht mehr gewillt, Rücksicht zu nehmen. »Den Text kenne ich schon. Der Punkt ist, dass du mir ein mieses Gefühl gibst, weil ich unseren Abend gecancelt habe, und in Wirklichkeit bist du es, der heute Abend mit Miss Silicone Valley abdüst.«
»Hör zu«, sagte er und packte meinen Oberarm.
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