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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich wieder ihrer Karte zu, während ich Dutch wütend anstarrte.
    »Was ist denn?«, fragte er abwehrend.
    Wie dumm konnten Männer eigentlich sein?
    »Nichts«, zischte ich. »Gar nichts.«
    Es folgte eine lange Phase ungemütlichen Schweigens, bei der wir alle vorgaben, die Speisekarte zu studieren. Zwischendurch kam unser Kellner an den Tisch, um uns zu fragen, was wir trinken wollten. Ich bestellte ein Glas Rotwein, Joe und Dutch Eistee. Es war mir unangenehm, als Einzige Alkohol zu trinken, darum wollte ich die Bestellung abändern, aber Joe hielt mich zurück. »Nicht doch, Abby, trinken Sie Ihren Wein. Dutch und ich sind im Dienst.«
    »Im Dienst?«, fragte ich verblüfft und sah Dutch an, der zu husten anfing.
    »Ja, wir sind sofort nach dem Essen im Einsatz. Wir müssen heute Abend noch ins Flugzeug steigen«, erklärte Joe sofort.
    Ich sah sie mit offenem Mund an. Ich konnte nicht glauben, wie mir in den letzten zehn Minuten diese Riesenscheiße löffelweise serviert wurde, darum blieb ich bei dem Wein. Der Kellner huschte in Richtung Theke und ich attackierte Dutch. »Du hast also einen Einsatz und musst einen Flug nehmen?«
    »Äh, weißt du, die Sache ist die ...«, setzte er an und beugte sich vor, um beschwichtigend die Hand auf meinen Unterarm zu legen.
    Ich guckte auf seine Hand, als hätte ich einen Möwenschiss abbekommen, und Dutch zog sie schleunigst zurück. Wieder beschloss Joe, sich einzumischen und die Dinge noch schlimmer zu machen. »Er kann nichts dafür, wirklich nicht. Der Einsatz wurde uns gestern erst zugewiesen und man kann ihn schlecht ausschlagen, nur weil man mit seiner Freundin verabredet ist.«
    In dem Moment kam der Kellner mit den Getränken und fragte, ob wir unser Essen bestellen wollten. Joe übernahm die Regie und bestellte sich die Kürbistortellini, Dutch ebenfalls, und ich suchte mir rebellisch, wie ich war, das Teuerste von der Karte aus: die gebratene Ente mit Salat. Um ehrlich zu sein, mochte ich nicht mal Ente und hatte gar nicht vor, Daffy zu verspeisen, aber ich hatte Hunger und würde mich mit dem Salat begnügen.
    Als der Kellner gegangen war, trank ich einen großen Schluck Wein und sah überallhin, nur nicht zu Joe und Dutch. Innerlich schäumte ich und versuchte tapfer, meine Wut im Zaum zu halten. Ich stellte mir alle möglichen Szenarien vor - wie ich Dutch eine Ohrfeige gab und er mich auf Knien um Verzeihung bat, war noch die geringste Eskalationsstufe.
    Joe startete einen Smalltalk-Versuch und fragte süßlich: »Abby, Dutch hat mir so wenig über Sie erzählt. Was machen Sie beruflich?«
    So wenig über mich? »Ich bin Hellseherin«, sagte ich eisig.
    Joe verschluckte sich an ihrem Eistee. »Das ist ein Scherz.«
    Ich sah Dutch fragend an, aber er zupfte am Rand seiner Serviette und wich meinem Blick aus. Sein offensichtliches Unbehagen bei dem Thema kränkte mich. Ich sah Joe wieder an und sagte: »Nein, nicht im Geringsten. Ich arbeite als Medium. Ich gucke in eine Kristallkugel und trage einen Haufen Schals, tanze splitternackt durch den Mondschein und heule wie ein Kojote. Hat Dutch das nicht erwähnt?«
    Joe warf den Kopf zurück und lachte schallend. Sie dachte, ich mache Witze. Dutch wand sich auf seinem Stuhl und ich trank weiter große Schlucke Wein.
    »Nein, jetzt mal im Ernst. In welcher Branche sind Sie?«, hakte Joe nach, nachdem sie mit Lachen fertig war.
    Seufzend richtete ich meinen kalten Blick auf sie und antwortete sehr entschieden: »Ich bin Hellseherin. Ich sage den Leuten die Zukunft voraus ... ganz im Ernst.«
    Joe legte schmunzelnd den Kopf schräg und sah mich abwartend an, ob ich nicht doch noch loslachen würde. Schließlich sagte sie: »Also gut, was denke ich gerade?«
    Oh, Mann, das schon wieder. »Ich bin Hellseher, kein Gedankenleser.«
    »Ist das ein Unterschied?«
    »Ein großer«, sagte ich abweisend und kippte den letzten Schluck Wein hinunter.
    »Und worin besteht der?«, fragte sie beharrlich nach.
    Ich konnte die Frau nicht leiden. Kein bisschen. Ihre Versuche, die Situation zu retten, waren mir ein wenig zu viel des Guten und diese einlullend freundliche Bekanntschaftsroutine ging mir auf die Nerven.
    Ich seufzte schwer. »Ein Hellseher kann Bruchstücke von Ereignissen, Situationen und Widrigkeiten sehen, wie sie stattfinden können oder schon stattgefunden haben. Gedankenleser gebrauchen ihre außersinnliche Wahrnehmung, um zu erfassen, was man gerade denkt oder empfindet.«
    »Aha.« Joe sah mich mit schmalen

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