Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
Innenarchitektin.«
Ich seufzte erleichtert. Okay, die Sache lief. Ich legte die nächste Karte. Darauf war eine majestätische Frau mit dunklen Haaren zu sehen, die ein Pentakel in der ausgestreckten Hand hielt. »Ich habe den Eindruck, dass Sie in Ihrem Beruf sehr gut sind, aber gerade einen Kunden haben, der sie hinhält. Eine dunkelhaarige Frau hat ihre Rechnung noch nicht bezahlt und Sie sind deswegen nicht so ganz flüssig.«
»Du meine Güte! Das ist ja wahr! Einer meiner größten Kunden ist eine dunkelhaarige Frau und sie lässt sich ständig verleugnen, wenn ich sie wegen der Rechnung anrufe!«
Ich entspannte mich, lehnte mich zurück und merkte erst jetzt, wie verkrampft ich dagesessen hatte. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht, die Umstellung auf das Kartenlegen könnte mir schwerfallen, aber das war wirklich ein Kinderspiel. Ich setzte die Sitzung noch zehn Minuten fort, dann kam ich zum Schluss.
Die Frau strahlte mich an und erhob sich aufgeregt. »Haben Sie eine Visitenkarte bei sich?«, fragte sie.
»Sicher«, sagte ich, griff nach meiner Handtasche und holte welche heraus. Ich legte einen kleinen Stapel auf den Tisch und gab ihr eine. Inzwischen fühlte ich mich zuversichtlich genug, um auch für mich zu werben.
»Sie waren wundervoll«, schwärmte sie.
»Danke, vielen Dank«, sagte ich bescheiden.
Die Frau verließ die Kabine, und kaum war sie weg, kam ein junger, sehr gut aussehender Mann mit glänzend schwarzen Haaren, dunkelbraunen Augen und olivbrauner Haut herein. Im Gegensatz zu der Frau war er unmaskiert. Er setzte sich und gab mir die Hand.
»Tag, ich bin Jimmy«, sagte er.
»Sie halten nicht viel von der Maskerade, Jimmy, hm?«
Er gluckste leise. »Nein, das nicht. Ich bin der Bräutigam. Es wurde festgelegt, dass alle maskiert gehen außer dem Brautpaar.«
»Ach! Herzlichen Glückwunsch! Ich wusste nicht, dass die Brautleute auch eine Sitzung bekommen.«
»Ja, das war die Idee meiner Frau. Sie ist gerade bei Ihrem Partner nebenan. Wir wollten es gleich zu Anfang machen, bevor die Party richtig losgeht, sonst kommen wir bestimmt nicht mehr dazu. Ophelia steht auf Hellseher. Sie geht regelmäßig hin. So haben wir uns kennengelernt, wissen Sie.«
»Tatsächlich?«
»Ja, die Frau, zu der sie immer hinging, sagte ihr, sie werde einen Mann beim Einkäufen kennenlernen, und anscheinend hat sie mich haargenau beschrieben. Tja, Ophelia ging also zwei Wochen lang jeden Abend einkaufen, aber niemand entsprach der Beschreibung der Hellseherin. Dann war sie einen Abend drüben bei ihrer Tante und half ihr bei einem Dinner. Der Tante fehlte Ziegenkäse. Ophelia wollte nicht zum Laden fahren, weil sie meinte, sie sähe nicht gut aus. Sie hatte den ganzen Tag gefaulenzt. Aber ihre Tante bestand darauf und Ophelia tat es. Und wissen Sie was? Ich stand an der Kasse direkt hinter ihr.«
»Das ist eine tolle Geschichte«, meinte ich lächelnd. Ich fragte mich, ob Ophelia ihr Glück zu schätzen wusste. Dieser junge Mann hatte eine wundervolle Ausstrahlung. »Gut, Jimmy, sind Sie bereit?«
»Sicher«, sagte er und rückte mit dem Stuhl näher heran.
Ich fragte nach seinem vollen Namen und dem Geburtsdatum, mischte die Karten und fing an. Die erste Karte zeigte einen Mann, der konzentriert auf einem Blatt Pergament schrieb, neben sich einen Abakus auf einem Regal und am Rand des Bildes mehrere Pentakel.
»Sie sind ein Steuerberater«, stellte ich nüchtern fest.
»Wow! Sie sind ja gut!«, rief er überrascht aus.
Ich lächelte ihn breit an und fuhr fort. »Ich habe den Eindruck, dass Sie in Ihrer Firma neu sind. Es scheint eine ziemlich große Firma zu sein und die nehmen nicht jeden, es ist also eine große Anerkennung, dass Sie eingestellt wurden.«
»Das stimmt alles«, bestätigte Jimmy.
Ich zog die nächste Karte und legte sie auf die erste. Darauf war ein majestätischer Mann mit einem Schwert zu sehen. Auf mich wirkte er ziemlich drohend.
»Ich habe den Eindruck, dass Ihr Boss ein strenger Arbeitgeber ist und Sie bis spätabends arbeiten müssen. Und trotzdem scheint es nie auszureichen.«
»Stimmt genau«, bestätigte Jimmy.
Ich zog die dritte Karte. Die Karte stand auf dem Kopf und zeigte eine schwangere Frau, die an einem Wandteppich nähte. »Hier besteht eine Schuld. Müssen Sie einen Studienkredit abzahlen?«
»Einen ziemlich dicken«, sagte Jimmy peinlich berührt, aber er blieb weiterhin gespannt.
So ging es noch zehn Minuten lang weiter. Ich sprach darüber, dass die
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