Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
Bekräftigung und ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Ich zog sämtliche Register. »Ich muss sie schleunigst zum Arzt bringen!«
Die Hochzeitsplanerin wich zwei Schritte zurück, vermutlich aus Angst, ich könnte mich gleich übergeben. »Aber was soll ich mit den Gästen machen?«, fragte sie.
»Ich weiß, ich weiß«, antwortete Kendal beschwichtigend. »Sie werden enttäuscht sein, aber meine Kollegin muss zum Arzt. Sagen Sie der Braut, dass ich ihr das Honorar gleich morgen zurückerstatte ...« Ich stöhnte noch ein bisschen lauter und fasste mir an den Magen. »Na schön, Mr Adams«, sagte Constance, die noch ein Stück zurückwich, »dann gehen Sie. Ich werde es den Gästen erklären, aber denken Sie auf jeden Fall daran, den Scheck zurückzuschicken.«
»Natürlich, natürlich«, versprach Kendal mit einer entsprechenden Handbewegung. Er setzte mich in einen Stuhl bei der Tür, wo ich den Kopf hängen ließ und eindrucksvoll weiterstöhnte, und sauste in die Vorhangkabinen, raffte unsere Sachen zusammen und kam eiligst wieder. Ich erhob mich, so schnell ich es als »Kranke« wagen durfte, und stützte mich beim Hinausgehen auf seinen Arm.
Sowie wir sicher ins Foyer gelangt waren, nahmen wir die Beine in die Hand und rannten zu Kendals Wagen. Schon zehn Schritte davor betätigte er den Türöffner. Wir sprangen atemlos auf die Sitze. Er ließ den Motor an und fuhr aus der Parklücke, den Blick auf den Rückspiegel geheftet, ob uns vielleicht jemand folgte.
Augenblicke später waren wir auf dem Highway und Kendal raste mit Vollgas heimwärts, während wir in einem fort über die Schulter guckten.
»Ich kann‘s nicht glauben, dass du mich beschwatzt hast, für die Mafia zu arbeiten!«, sagte ich aufgebracht.
»Ach, bitte. Als hätte ich gewusst, dass die Familie zur Familie gehört!«, fauchte Kendal abwehrend.
»Aber was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte ich. Die Angst schnürte mir den Magen zusammen.
»Wir können zur Polizei gehen«, schlug Kendal in einem Ton vor, als wäre das die Lösung schlechthin.
»Und was sollen wir denen sagen? Hallo, Polizei?«, mimte ich mit Kinderstimme. »Ja, ich bin Hellseherin und hab gerade einem Mafiakiller die Zukunft vorausgesagt. Ach, was Sie nicht sagen. Wie sah er denn aus? Tja, ich hab leider keine Ahnung, er war nämlich maskiert, wissen Sie ... Echt klasse Idee. Sherlock.«
»Jetzt lass das doch nicht an mir aus!«, schnauzte Kendal. »Nur weil du einen blöden Tag hattest, brauchst du mir nicht schnippisch zu kommen.«
Ich verschränkte die Arme und rutschte in meinem Sitz ein Stück tiefer. Kendal hatte recht - er konnte nichts dafür.
»Na gut, aber was können wir tun?«, fragte ich etwas friedlicher.
»Ich weiß es nicht. Wie wär’s, wenn wir erst mal zu mir fahren und mit Rick sprechen? Er ist ein ziemlich nüchterner Mensch. Vielleicht fällt ihm was Gutes ein.«
Ich nickte und sagte nichts mehr, bis wir bei Kendals Haus ankamen. Als wir in die Auffahrt einbogen, brannte kein Lieht im Haus, und ein fremder Wagen parkte davor.
»Ist er gar nicht da?«, fragte ich.
»Hm. Sein Auto steht vor der Tür. Vielleicht hat er sich kurz aufs Ohr gelegt. Komm mit rein, wir wecken ihn.« Wir stiegen aus und gingen zum Haus. Kendal fummelte im Dunkeln mit den Schlüsseln herum, dann schloss er auf und wir gingen hinein. Ein starker Moschusduft schlug uns entgegen. Außerdem hörte man leise Musik aus dem Schlafzimmer. »Rick?«, rief Kendal.
»Rick, Liebling?«
Kendal ging an mir vorbei, während ich im Wohnzimmer stehen blieb, und schaltete das Licht ein, um sich auf die Suche nach seinem Partner zu machen. Er rief ihn noch einmal, dann öffnete er die Schlafzimmertür. Ich hörte gedämpftes Stöhnen und dann Kendals Aufschrei.
Ich rannte los, um ihm zu Hilfe zu kommen, da er offenbar angegriffen wurde. Doch er stürmte, die Hände vor den Augen, an mir vorbei und stieß mehrere Schreie aus. Hinter ihm her schlitterte ein splitternackter, ölglänzender Rick, der akustisch zu ihm durchzudringen versuchte.
»Kendal! Es tut mir leid! Das war nur ein Experiment, ich schwöre es dir!«
Während ich die Szene still verfolgte, fragte ich mich, ob der Tag noch schrecklicher werden konnte.
»Rick?«, fragte eine weibliche Stimme aus dem Schlafzimmer. »Rick, was ist los?«
Hm, offenbar ging es noch schrecklicher.
Kurz darauf kam die Sprecherin, ebenfalls nackt und gut eingeölt, aus dem Schlafzimmer. »Rick? Wer ist dieser Typ?«
»Wie
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