Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
stürzen.
    Während ich das Bild betrachtete, tauchte am Rand meines Bewusstseins ein Gedanke auf, den ich aber nicht zu fassen bekam. Die Sekunden verstrichen. Der Erwartungsdruck wuchs.
    Ich starrte auf die beiden Karten und bekam keine klare Botschaft. In höchster Aufregung schrie ich innerlich nach meiner Crew und verlangte wütend ihre sofortige Anwesenheit. Ratlos, was ich tun sollte, versuchte ich, mehr Zeit zu schinden, und legte die dritte Karte auf den Tisch: das Gericht. Drei leuchtende menschliche Gestalten stiegen mit ausgestreckten Armen aus dem Erdboden empor und strebten auf einen Engel zu, der eine Posaune blies. Innerhalb einer elektrisierenden Sekunde fühlte ich meine Crew an ihren angestammten Platz zurückkehren und ihre Nachricht stürmte mit Wucht auf mich ein.
    Ich blickte abrupt auf und hauchte entsetzt: »Oh mein Gott... Sie haben jemanden umgebracht!«
    Zuerst saß der Mann nur da, rührte sich nicht und sagte kein Wort. Seine Lippen bildeten einen grimmigen Strich. Dann nickte er einmal langsam. Ich war von der Botschaft wie versteinert. Mein Herz raste, meine Handflächen schwitzten und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Darum beugte ich mich wieder über die Karten. Mein Blick wanderte über die vielen Menschen, die zu dem Engel aufstiegen, dann zu denen, die auf der Turmkarte in den Tod stürzten, und ein neuer Gedanke schoss mir durch den Kopf.
    »Nicht bloß einen«, sagte ich atemlos. »Sie haben viele umgebracht.«
    Die Reaktion des Mannes vergrößerte mein Entsetzen noch, denn er lachte glucksend und sagte: »He, Sie sind ziemlich gut.«
    Ich starrte ihn mit großen Augen an und machte abwechselnd den Mund auf und zu. Plötzlich dachte ich, dass ich ihm meine Angst nicht zeigen durfte, um ihn nicht auf den Gedanken zu bringen, ich wüsste ein bisschen zu viel und müsste ebenfalls beseitigt werden. Wenn ich meine Haut retten wollte, musste ich die Sitzung fortsetzen. Ich schluckte mühsam und zog mit zitternder Hand eine Karte, während ich mich bemühte, meine Fassung zurückzugewinnen.
    »Ah, diese bedeutet, dass Sie damit Ihr Geld verdienen«, platzte ich heraus, ehe ich es verhindern konnte. Was zum Teufel war mit meinem Infofilter los?
    »Das könnte man sagen«, meinte er achselzuckend.
    Ich legte die nächste Karte aus. »Diese besagt, dass Sie von Ihrer Familie sehr unterstützt werden; vielleicht arbeiten Sie sogar für die Familie.«
    »In gewisser Weise«, sagte er.
    Zögernd deckte ich eine weitere Karte auf und sagte mit unnatürlich hoher Stimme: »Äh, ja, Sie haben jede Menge Arbeit. Ich meine, Sie sind gefragt. Äh ...«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte er leise.
    Während ich mit unsicheren Fingern zum Kartenstapel griff, überlegte ich, dass ich mich vielleicht aus der Sache noch rausreden könnte, da er mich bis jetzt ja noch nicht getötet hatte.
    »Diese bedeutet, dass es in Ihrer Familie eine Kluft gibt. Vielleicht ist jemand einen eigenen Weg gegangen und Sie sprechen nicht mehr miteinander, und da braut sich wirklich ein böser Streit zusammen, wo sich jeder gegen jeden richtet ...« Ich stockte, da ich es nicht so ganz verstand.
    Der Mann beugte sich plötzlich sehr interessiert vor. »Weiter«, forderte er.
    »Äh, nun, ich habe den Eindruck, dass ein Familienmitglied Sie in irgendeiner Weise hintergangen hat und dass Sie gut daran tun, Distanz zu halten, aber ...« Da meldete sich etwas in meinem Hinterkopf und ich horchte.
    »Was aber?«, fragte der Mann.
    »Na ja ...« Ich zögerte.
    »Raus damit«, verlangte er in einem Ton, der zeigte, dass er keinen Spaß verstand.
    »Ich höre in einem fort: Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen.«
    Der Mann lehnte sich zurück und musterte mein Gesicht, dann stand er wortlos auf, griff in seine Smokingjacke - nach einer Pistole, wie ich dachte. Ich wich unwillkürlich zurück und kniff die Augen zu. Jetzt erschießt er mich. Ich habe zu viel gesagt.
    Nichts passierte und dann spürte ich eine leise Luftbewegung vor meinem Gesicht. Ich riskierte ein Auge und sah einen Zwanzigdollarschein auf dem Tisch liegen.
    »Danke«, sagte er und nahm sich eine Geschäftskarte. »Sie sind gut.« Und damit verließ er die Kabine.
    Kaum war er weg, sprang ich auf und flitzte zwischen den Vorhängen durch zu Kendal, der gerade mit einer der Brautjungfern fertig wurde. Als ich mich an ihr vorbei zu ihm hineindrängte, blickte er mich alarmiert an. »Abby? Was ist los? Du bist ja

Weitere Kostenlose Bücher