Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
Geburtsdatum in die Alarmanlage und schaltete das Licht ein.
»Virgil!«, rief ich in die Stille des Hauses. Kurz darauf erschien der silbergraue Kater. Er bog miauend um die Ecke. Ich kraulte ihn hinter den Ohren, während er mir um die Beine strich, den Kopf an meiner Hand rieh und laut schnurrte. Schließlich sah ich nach seinem Futternapf, der Wasserschale und dem Katzenklo. Die Nachbarskinder hatten sich prima um alles gekümmert.
In einem Anfall von Melancholie ging ich ins Wohnzimmer und sah mich um. Mir kamen Erinnerungen an zärtliche Momente mit Dutch auf dem Sofa, wo wir zusammen Baseball geguckt hatten. Ich musste lächeln und fühlte einen Stich des Bedauerns, weil mir einfiel, wie unser letztes Gespräch ausgegangen war. Ich wollte gerade gehen, als mir etwas ins Auge fiel, und da ich neugierig war, ging ich sofort hin.
Auf dem Beistelltisch am anderen Sofaende stand ein schöner silberner Fotorahmen und darin war ein Bild von mir. Dutch hatte es aufgenommen, als wir zusammen auf der Kirmes gewesen waren. Ich hatte ganz vergessen, dass er an dem Tag einen ganzen Film verknipst hatte, und als ich den Fotorahmen in die Hand nahm, ballten sich erneut Schuldgefühle in meiner Brust zusammen.
Wie konnte ich an einem Mann zweifeln, der ein Foto von mir in seiner Wohnung aufgestellt hatte? Um den Gedanken zu untermauern, gab meine Intuition ihren Senf dazu, und da wusste ich genau, dass Dutch es mit uns ernst meinte und ich nicht mehr an ihm zu zweifeln brauchte. Meine Unsicherheiten entsprangen mehr den vergangenen Beziehungen als der aktuellen und mir war klar, dass ich das grünäugige Monster, meine Eifersucht, bezwingen und wieder lernen musste, zu vertrauen. Lächelnd stellte ich den Fotorahmen hin. Ich kraulte Virgil noch einmal ausgiebig, schaltete dann die Alarmanlage wieder ein und fuhr nach Hause. Als ich ankam, ging es mir schon viel besser.
Ich traf Cat in meinem Morgenmantel und mit einem Handtuchturban an. Sie saß in der Küche bei einer Tasse Tee.
»Hallo«, sagte sie und schenkte mir ein kleines, reumütiges Lächeln.
»Selber hallo«, sagte ich und stieß sie freundschaftlich mit der Hüfte an, während ich die Einkäufe auf dem Tisch abstellte.
»Entschuldige, dass ich deinen Morgenmantel genommen habe, aber ich habe überhaupt kein Gepäck dabei.«
Ich betrachtete sie von oben bis unten; sie versank förmlich in dem voluminösen Ding. Ich bin einen halben Kopf größer und zehn Kilo schwerer als sie. Sie ist von Natur aus blond, im Gegensatz zu mir, die ich künstlich nachhelfe, und ihre Augen haben ein kräftigeres Blau. Sie trägt die Haare kurz, fransig und verstrubbelt - im Stil von Sharon Stone - und ihre bevorzugte Farbe bei Kleidung ist Weiß, bis hinunter zu den Schuhen. Seit den Neunzigern habe ich sie nur noch in Designerklamotten gesehen, und wenn sie irgendwohin muss, dann am liebsten im Wagen mit Chauffeur. Cat steht auf luxuriöse Dinge und hat das Glück, genügend Geld zu verdienen, um sie sich leisten zu können.
Darum war ihr Anblick - mit einem abgenutzten Morgenmantel und Handtuchturban - ziemlich ungewohnt für mich. »Findest du ihn gemütlich?«
»Tatsächlich ja. Was für ein Stoff ist das?«, fragte sie und befühlte den Ärmel.
»Flanell.« Ich verdrehte die Augen und dachte halb, sie wollte mich aufziehen.
»Aha, ja, ich entsinne mich. Also, bleibt es dabei, dass wir essen und dann shoppen gehen?«
»Klar doch. Mach dich doch schon mal fertig, während ich die Einkäufe wegräume.«
»Bin in fünfzehn Minuten wieder unten«, sagte sie, stand auf und hob den Saum hoch, um nicht draufzutreten. »Übrigens«, rief sie beim Hinausgehen über die Schulter, »dein Schlafzimmer ist ein Eisschrank!«
»Ja, ja«, sagte ich und sparte mir eine Erklärung. Wenn meine Schwester wüsste, warum es dort so kalt war, würde sie sofort etwas dagegen unternehmen und es auch bezahlen wollen.
Genau fünfzehn Minuten später kam sie wieder in die Küche. Sie trug denselben weißen Hosenanzug, in dem sie angereist war. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir vor dem Essen kurz bei Neimans reinschauen? Ich muss aus diesem Anzug raus!«
»Kein Problem, aber erzähl mir nicht, du hast da schon angerufen.«
»Natürlich habe ich angerufen. Wir haben in zwanzig Minuten einen Termin bei Crystal in der Couture-Abteilung.«
»Meine Schwester, effizient selbst beim Shoppen«, sagte ich, griff nach meiner Handtasche und gab Eggy einen Kuss. Dann verließen wir das
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