Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
andere Wahl.«
Ich strahlte sie an und drückte ihre Hand. »Danke, mein Schatz. Das ist großartig von dir. Ich werde ihm deinen Dank ausrichten, ja?«
Cat blickte mich plötzlich scharf an. »Abby? Du schwebst doch nicht etwa in Gefahr, oder?«
»Was? Äh, nein. Natürlich nicht... haha, ich bin vollkommen in Sicherheit.« Lügner, Lügner ...
»Gut, wollte mich nur vergewissern. Aber wo bleibt denn Tommy? Ich komme um vor Hunger!«
Ich verabschiedete mich, als Tommy zurückkam, und fuhr zur Praxis, um mich auf einen weiteren langen Tag vorzubereiten. Ich hatte sechs Klienten im Terminkalender stehen und brauchte vor der ersten Sitzung noch ein bisschen Zeit für mich selbst.
In der Praxis angekommen, hörte ich als Erstes den AB ab. Es waren mehrere Nachrichten auf dem Band und ich notierte mir die Namen und Telefonnummern, dann ging ich in mein Sitzungszimmer, um zu meditieren.
Während meiner Meditation klingelte das Telefon und ich überlegte ranzugehen, entschied aber, den AB anspringen zu lassen. Ein paar Minuten lang ließ mir der Gedanke keine Ruhe, sofort die Nachricht abzuhören. Also stand ich schließlich auf und tat es.
»Hallo, Abby, hier ist Dutch. Schade, dass ich dich nicht erreiche. Ich hab‘s bei dir zu Hause versucht und auch auf deinem Handy, darum dachte ich, du bist vielleicht schon in der Praxis. Hör zu, ich rufe nur an, um zu sagen, dass ich an dich gedacht habe und dich vermisse. Ich wünsche mir die Chance, noch mal von vorne anzufangen, sobald ich mit dieser Ermittlung durch bin. Ich rufe dich in den nächsten paar Tagen wieder an, dann können wir reden.«
Mir schossen die Tränen in die Augen. Verdammt! Er fehlte mir wirklich sehr. Ich fragte mich, wo er wohl war und was er gerade tat, und ein wenig machte ich mir auch Sorgen um ihn, weil er es bei seiner neuen Stelle mit dem allerschlimmsten Abschaum zu tun bekam. In dem Moment klopfte es an der Tür und schwer seufzend legte ich das Telefon hin und empfing meinen ersten Klienten.
Nach Feierabend fuhr ich zum Krankenhaus und quetschte Cat aus, was sie bei ihrer Befragung zu Milo gesagt hatte. Zum Glück hatte sie meine Version bestätigt. Aber sie warnte mich, dass Milo ihr nicht zu glauben schien und immer wieder gefragt habe, ob ihr nicht noch jemand anders zu Hilfe geeilt sei.
»Mist«, sagte ich verärgert, weil Milo keine Ruhe gab.
»Ach, na komm«, sagte meine Schwester aufmunternd. »Vielleicht kannst du Milo vertrauen. Vielleicht weiß er einen Weg, wie er eine Zeugenaussage von deinem Klienten bekommen kann, ohne ihn zu enttarnen. Ich meine, du solltest mit ihm reden.«
»Cat, du musst mir in dieser Sache einfach vertrauen. In dieses Wespennest darf ich jetzt nicht reinstechen, okay?«
»Okay«, sagte sie und warf resignierend die Arme hoch. »Wie du meinst. Hör zu, ich werde morgen früh entlassen. Willst du uns am Flughafen verabschieden?«
»Ihr reist schon ab?«, fragte ich und unterdrückte einen Riesenseufzer.
»Ja. Ich fliege mit Tommy nach Aruba, damit ich mich dort erholen kann. Die Jungen bleiben noch eine Woche länger in Disneyland, das passt also perfekt. Unser Flug geht um zehn. Kannst du hinkommen?«
»Auf jeden Fall«, sagte ich und war überaus dankbar, weil sie an einen fernen Ort reiste und damit aus der Schusslinie war.
Das restliche Wochenende wurde hektisch. Am Samstag verabschiedete ich Tommy und Cat am Flughafen und atmete erleichtert auf, als die Maschine in Richtung Tropen abhob. Danach arbeitete ich zwei volle Tage durch, bis zu dem Augenblick der Wahrheit am Sonntagabend, als um sieben Uhr eine silberne Limousine am Fuß meiner Auffahrt vorfuhr. Ich hatte die ganze Zeit aus dem Fenster gesehen und verließ sofort das Haus. Ohne ein Wort öffnete ich die Wagentür und stieg ein. Der mir bekannte Fahrer war am Steuer, aber Muskelberg saß nicht auf dem Rücksitz. Ich nahm seine Abwesenheit achselzuckend zur Kenntnis. Es war klar, dass Kapordelis uns voneinander fernhalten wollte, bis ich ihm bei seinem »Projekt« geholfen hatte - was immer das sein mochte.
Es ging nach Südosten, auf die 1-696, dann auf die 1-75 und an der Abfahrt Mack Avenue wieder runter. Er nahm verschlungene Wege durch mehrere Wohnviertel, die sich in verschiedenen Stadien des Verfalls befanden. Schließlich verließen wir die Mack und gelangten in eine völlig andere Welt. Nur ein paar Ecken zuvor hatten verheerende Armut und soziale Ungleichheit Häuser und Straßenzüge so wirkungsvoll zerstört wie ein
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