Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
danach sind wir fertig miteinander, klar?«
Er lachte unheilvoll und legte auf.
10
»Also, was ist passiert?«, fragte Milo. Es war Freitagmorgen und ich saß ihm am Schreibtisch gegenüber, um meine Sicht der Ereignisse zu schildern.
»Also, ich war gerade dabei, eine Klientin zu verabschieden, und schickte Cat schon mal vor zum Auto, weil ich sie ja zum Flughafen bringen wollte.«
Milo nickte, während er meine Angaben auf einem Block festhielt. »Aha«, sagte er.
»Und ich unterhielt mich noch mit ihr auf dem Flur ...«
»Wie heißt die Klientin?«, fragte er.
»Welche Rolle spielt das denn?«, fragte ich scharf.
Milo blickte erstaunt auf, denn meine Abwehrhaltung war ihm unverständlich. »Na, deine Klientin könnte eine Zeugin sein«, erklärte er. »Ich möchte mich vielleicht mit ihr in Verbindung setzen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Sie hat gar nichts gesehen. Der Anruf von Cat kam, kurz nachdem sie gegangen war ...«
»Sie hat euer Gespräch also nicht mitangehört?«
Mir schoss die Röte ins Gesicht und meine Hände wurden feucht. Ich konnte Milo unmöglich die ganze Geschichte erzählen - nicht, wenn ich die Sache überleben wollte. Eine verkürzte Version musste reichen. Mein Plan sah vor, von Muskelberg eine Beschreibung des Täters zu bekommen und diese an Milo weiterzugeben. Ich hatte mir noch nicht überlegt, wie ich ihm den kleinen Leckerbissen überreichen sollte, aber dafür war noch Zeit.
»Nein. Ich glaube, sie war sogar schon eine ganze Weile weg, als Cat an rief.«
Milo musterte mich neugierig. Er spürte, dass ich log. Er wusste nur nicht, warum. Schließlich sagte er: »Also gut, die Klientin scheidet als Zeugin aus. Was passierte dann?«
»Na ja, Cat sagte, sie könne meinen Wagen nicht finden und sie sei auf dem dritten Parkdeck, also sagte ich ihr, dass sie eins tiefer müsse, als ich plötzlich hörte, wie sie gepackt wurde ...«
»Woher wusstest du, dass sie gepackt wurde?«
Ich musste überlegen. »Ich hörte erstickte Laute und dann knallte ihr Handy auf den Boden und es gab Kampfgeräusche ...«
»Hat sie geschrien?«
»Nein ... ich glaube, ihr wurde der Mund zugehalten. Ich hörte nur das gedämpfte Handgemenge und mir war sofort klar, dass das ein Überfall war.«
»Aha.«
»Da bin ich einfach losgerannt, bin schreiend rüber zum Parkhaus, und als ich auf dem dritten Parkdeck ankam, muss der Täter wohl kalte Füße bekommen haben wegen meinem Geschrei, denn ich habe nur noch Cat gesehen, wie sie bewusstlos am Boden lag.«
»Ich verstehe ...«
»Ich bin zu ihr hin und hab sie in die Arme genommen und um Hilfe geschrien, und dann hörte ich auch schon die Polizeisirene die Auffahrt raufkommen.«
»Es war also sonst niemand dabei?«, fragte Milo.
Die Art, wie er das fragte, ließ mich vermuten, dass er mehr wusste, als er zu erkennen gab, doch fürs Erste musste ich an meiner Version festhalten. »Nö, niemand. Ich kam aufs dritte Parkdeck und da lag sie ...« Meine Stimme schwankte ein bisschen, als ich das Bild vor mir sah: Cat - niedergeschlagen und blutig, völlig schlaff in Muskelbergs Armen.
»Noch etwas, das du mir sagen möchtest?« Milos sonst so milde, freundliche Stimme klang eine Spur härter. Er hatte durchschaut, dass ich ihm Mist servierte, und war sauer, weil ich ihm nicht vertraute.
»Nö ... das ist ungefähr alles«, sagte ich, ohne ihn anzusehen.
»Gut«, sagte er und schloss den Aktendeckel. »Wir werden uns das Band aus der Überwachungskamera ansehen. Vielleicht haben wir ja Glück.«
Ich blickte erschrocken auf. »Überwachungskamera?«
»Ja. Unser erster guter Ansatzpunkt in dem Fall. Das Parkhaus hat einige davon. Mit etwas Glück ist der Überfall auf deine Schwester darauf zu sehen, was vielleicht zu einer Identifizierung führt.«
Oh, oh! »Das ist ja klasse, Milo. Wirklich ... das ist großartig!« Ich war erledigt. »Wann könnt ihr euch das Band ansehen?«
»Tja, leider ist der Besitzer des Parkhauses in Marokko oder so und die Hausmeisterfirma kann das Band nicht ohne dessen Erlaubnis herausgeben, außer wir legen einen Durchsuchungsbeschluss vor.«
»Es könnte also ein oder zwei Tage dauern«, schloss ich.
Milo nickte und sah mich aufmerksam an. »Ist etwas auf dem Band, das dir Sorgen macht, Abby?«
»Mir?« Ich rang mir ein kurzes Lachen ab. »Nein, gar nicht. Das ist doch großartig! Wow, gut gemacht! Vielleicht kriegen wir den Kerl«, sagte ich mit einem falschen Lächeln. Doch dann kam mir ein Gedanke:
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