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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dora noch am Leben war.
    Wenn das stimmte, war das eine Schlüsselerkenntnis, denn dann wäre Dora für ihr Verschwinden vermutlich selbst verantwortlich.
    Aber warum würde eine Frau ihr Kind zurücklassen? Ihr Jüngstes war noch im Krabbelalter gewesen. Wie konnte sie so gefühllos sein? Ich starrte das Foto an und plötzlich hatte ich eine Karte der Vereinigten Staaten vor Augen, auf der Texas plastisch hervortrat. Hm. Es gab also eine Verbindung nach Texas. Worin mochte sie bestehen? Gleichzeitig verspürte ich den Drang, zur nächsten Seite der Ermittlungsakte zu blättern, auf welcher dokumentiert war, was die Polizei bei Umfragen in der Nachbarschaft des Drugstores herausgefunden hatte. Hier waren zudem die Aussagen möglicher Zeugen festgehalten. Mein Blick wanderte zum oberen linken Rand des Blattes und seltsamerweise war sie mit der Ziffer Drei nummeriert. Ich blätterte zur ersten Seite zurück, welche mit »eins« beziffert war. Wo war Seite zwei?
    Ich ging die ganze Akte durch, in der Erwartung, das fehlende Blatt habe sich weiter nach hinten verirrt, aber es war nicht da.
    Seltsam.
    Ich schaute mir wieder Doras Foto an und überlegte, ob ich ihre Energie erspüren könnte, aber mir fielen schon langsam die Augen zu und mich überkam das große Gähnen. Müde klappte ich die Akte zu und nahm mir vor, mich morgen wieder darauf zu konzentrieren. Ich hatte bereits das Gefühl, gut vorangekommen zu sein. Der Druck blieb trotzdem groß, wenn ich bis nächsten Donnerstag eine Täterbeschreibung bei der Polizei abliefern wollte.
    Kraftlos legte ich den Aktenordner auf den Nachttisch, knipste das Licht aus und schlief fast sofort ein.
    Ich weiß nicht, was mich in dieser Nacht eigentlich geweckt hat - ein Geräusch vielleicht oder das Gefühl, dass noch jemand anwesend war -, jedenfalls fuhr ich aus dem Schlaf und war hellwach ... und hatte Angst. Angestrengt lauschte ich und traute mich nicht, mich zu rühren, weil ich spürte, dass jemand in meinem Schlafzimmer war.
    Mein Herz raste und mir fiel auf, dass die Alarmanlage nicht angeschlagen hatte. Der Einbrecher hatte es geschafft, sie auszuschalten, was vermutlich hieß, dass auch die Telefonleitung gekappt war. Fieberhaft ging ich im Geiste meine Fluchtmöglichkeiten durch, während mein Herz so stark klopfte, dass ich Angst hatte, es würde mich noch verraten. Der Herzschlag in meinen Ohren übertönte fast alles. Gerade wollte ich es riskieren, den Kopf zu drehen und durchs Zimmer zu spähen, da schob sich ein Arm über meine Brust und eine Hand hielt mir den Mund zu, um meinen Schrei zu dämpfen.
    Ich wurde aus dem Bett und auf den Boden gezerrt, wehrte mich aber nach Leibeskräften. Wie eine tollwütige Katze kratzte, zappelte und trat ich um mich, warf den Einbrecher aus dem Gleichgewicht und gewann einen kleinen Vorteil, indem ich selbst sicheren Stand bekam. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, stemmte ich mich von ihm weg und stieß, so fest ich konnte, mit dem Ellbogen zu. Ich traf die Rippen und seine Umklammerung lockerte sich. Daraufhin konnte ich mich losreißen und zögerte keinen Augenblick, sondern hastete stolpernd, halb auf allen vieren aus dem Schlafzimmer.
    Ich hörte nichts außer meinem Herzklopfen und meinen eigenen Schreckensschreien, als ich auf dem Weg zur Treppe war, und hatte es noch immer nicht ganz auf die Beine geschafft.
    Ich hielt mich nicht damit auf, mich aufzurichten, sondern warf mich vorwärts, um möglichst schnell ins Erdgeschoss zu gelangen.
    Ich rollte die Stufen hinunter, stieß mir den Kopf an, schrammte mir ein Knie auf und knallte mit der Hand gegen das Geländer. Die Schmerzen spürte ich gar nicht, das Entsetzen, weil ein fremder Mann in meinem Schlafzimmer war, überlagerte alles.
    Irgendwie schaffte ich es zur Haustür. Ich griff nach dem Knauf und zog mich daran hoch, riss verzweifelt am Türschloss, um es zu öffnen. Schluchzend rang ich mit der Mechanik, wohl wissend, dass der Einbrecher nur noch zwei Schritte entfernt war. Dann war die Tür offen und ich war eine Nanosekunde lang erleichtert, bis ein enormes Gewicht gegen mich prallte und dadurch die Tür wieder zuschlug.
    »Nein!«, kreischte ich eingequetscht zwischen dem hünenhaften Kerl und der Tür. Ich zappelte und kratzte und riss weiter am Türknauf. Eine Hand wie ein Schraubstock packte meine Schulter und drehte mich herum, eine zweite Hand packte meine andere Schulter, und ich wurde geschüttelt, dass mir die Zähne aufeinanderschlugen.

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