Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
dem großen Spiegel an der Wand und verdrehte aufgebracht die Augen. Milo war dahinter und beobachtete mich - da war ich mir ziemlich sicher.
Als ich allmählich an den Punkt kam, dass ich stinksauer wurde, schloss ich die Augen und lenkte meinen sechsten Sinn auf den Spiegel. Ich bekam den Eindruck, dass noch jemand bei Milo war, ein hellhaariger Mann, der einige Jahre älter war als er. Eine Minute lang konzentrierte ich mich auf dessen Energie und spürte sogleich diverse Einzelheiten. Super, das würde ein Spaß werden.
»Milo, dein Kollege muss mit seinem Rücken aufpassen«, sagte ich laut in Richtung Spiegel. »Bei den unteren Rückenwirbeln hat sich was verschoben und seine Körperhaltung macht es nicht gerade besser. Außerdem hat seine Tochter ohne Erlaubnis den Wagen genommen, und wenn sie nicht aufpasst, kriegt sie einen Strafzettel für zu schnelles Fahren ... und das wäre doch superpeinlich, oder?« Kichernd klopfte ich mir auf den Oberschenkel. »Da ist auch noch diese Sache mit dem Anbau hinter seinem Haus, wo die Veranda ist. Er plant einen Whirlpool und die Größe wird diskutiert werden - er sollte sich für den größeren entscheiden. Mit seiner Tochter scheint es ein Problem zu geben. Sie gibt sich mit den falschen Leuten ab. Außerdem beklaut sie ihn, und wenn er sich nicht darum kümmert, könnte sie sich demnächst an seinen Ersparnissen bedienen ...«
Das wirkte. Die Tür ging auf und Milo kam mit einem ziemlich geschockten weißhaarigen Kollegen herein.
»Das reicht jetzt, Abby«, sagte Milo scharf.
»Genau meine Meinung«, erwiderte ich gelassen, machte die Augen auf und setzte mich kerzengerade hin. Es kam nicht infrage, dass ich mich hier einschüchtern ließ.
»Das ist Detective Anderson«, sagte Milo und zeigte auf den Kollegen, der eine gebeugte und ziemlich verkrampfte Haltung hatte.
»Sehr erfreut«, sagte ich mit gekünsteltem Grinsen.
Anderson nickte bloß und musterte mich misstrauisch.
»Ich nehme an, du weißt, warum du hier bist?«, fragte Milo kühl.
»Nicht im Geringsten«, antwortete ich herablassend.
Milo zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und stellte ihn mit der Rückenlehne zu mir dicht neben mich. Er setzte sich breitbeinig darauf, stützte die Unterarme auf die Lehne und betrachtete mich kritisch. »Ich mag es nicht, belogen zu werden.«
»Wer tut denn so was?« Ich gab die personifizierte Unschuld und blickte ihn mit großen Augen an.
Milo seufzte und stand auf. Eilig verließ er den Raum und ließ mich mit Detective Anderson allein.
Wir beäugten uns gegenseitig und er wirkte ein wenig nervös.
Böse lächelnd fragte ich: »Na, Anderson, wie gefällt Ihnen Ihr neues Boot?«
Er sperrte den Mund auf und rutschte mit dem Stuhl ein Stück zurück, bevor er sich wieder fing. Dann antwortete er nervös: »Lassen Sie das.«
Ich dachte ja gar nicht dran. »Und Ihre Frau, was hat sie mit Pittsburgh zu tun? Hat sie da eine Schwester, die bald Geburtstag hat? Sagen Sie ihr, sie sollte hinfliegen - die Schwester wird eine Party schmeißen. Aber Sie müssen zu Hause bleiben - Sie wären sonst der Partykiller...«Ich quälte ihn. Anderson zappelte und wand sich auf seinem Stuhl. Nichts machte mir mehr Spaß, als großen, stämmigen Männern, die sich für die Krone der Schöpfung hielten, einen kleinen Schrecken einzujagen. Noch eine Minute, und er würde sich in die Hosen machen. »Ja, und während sie weg ist, können Sie sich mit Ihrer Freundin treffen und brauchen keine Angst haben, erwischt zu werden. Sie ist die Blonde, richtig? Oder ist die Blonde Ihre Frau und Ihre Freundin ist die Brünette?« Anderson wurde knallrot, an seiner Schläfe trat eine Ader hervor. »Oh ...« Mir ging ein Licht auf. »Deshalb benimmt sich Ihre Tochter so seltsam, nicht wahr? Sie weiß von Ihrer kleinen Affäre, stimmt s?«
Anderson fielen fast die Augen aus dem Kopf und er stand abrupt auf. Ich hatte einen Nerv getroffen und der Kerl war feige. Er machte Anstalten hinauszugehen, als die Tür aufging und Milo mit einem Rolltisch hereinkam, auf dem ein Fernseher mit Videorekorder stand. Ein Blick auf das mittlerweile bleiche Gesicht von Anderson und er sagte: »Verdammt noch mal, Abby! Hör auf damit!«
Ich zog ein unschuldig fragendes Gesicht und klimperte mit den Wimpern, während sich Anderson widerstrebend wieder hinsetzte - aber erst nachdem er seinen Stuhl an die Rückwand des Raumes gestellt hatte.
Milo blickte ihn mürrisch an, sagte aber nichts, sondern schob die
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