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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Videokassette in das Abspielgerät und drückte auf den Knopf.
    »Das ist die Aufnahme aus dem Parkhaus vom Tag des Überfalls auf deine Schwester.«
    Ich wandte mich dem Bildschirm zu, der von schneeigem Weiß zu körnigem Schwarz wechselte, dann erschien ein Schwarz-Weiß-Bild, aufgenommen von der Decke über dem Treppenausgang. Der Kopf meiner Schwester kam ins Bild. Sie drehte sich einmal im Kreis auf der Suche nach meinem Auto, dann holte sie ihr Handy heraus und wählte. Die Aufnahme war ohne Ton, doch ich hörte in meiner Erinnerung, was sie sagte.
    Plötzlich kam eine große Gestalt mit Skimaske und einem langen Trenchcoat aus der Richtung der Treppe und ging hinter meiner Schwester her, die an den parkenden Fahrzeugen entlanglief. Als sie ganz kurz stehen blieb, stürzte er sich auf sie wie ein Tiger. Die Gewalttätigkeit des Angriffs machte mich fassungslos. Er schlang den Arm um ihren Hals und riss ihren Kopf hoch. Voller Entsetzen sah ich mit an, wie Cat rückwärts weggetragen wurde; ihre Beine baumelten über dem Boden und sie schlug wild um sich. Der Täter hielt einen Montierhebel in der Hand und schlug ihr damit auf den Kopf.
    Ich schlug mir die Hand vor den Mund und Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte sie erst kurz nach dem Überfall gesehen und das war schon schrecklich genug gewesen. Die Tat jetzt auf dem Bildschirm zu verfolgen war noch viel schlimmer.
    Zitternd, aber nicht imstande, den Blick abzuwenden, sah ich einen weiteren Mann auftauchen: Muskelberg. Als er zum Angriff überging, wich der Vergewaltiger mit meiner erschlafften Schwester im Arm hastig zurück. Muskelberg griff mit der Wucht eines wütenden Bären an. Der Täter zögerte, dann warf er ihm meine Schwester in die Arme und flüchtete, kurz bevor Muskelberg ihn packen konnte.
    Muskelberg fing Cat verblüffend geschickt mit einer Hand auf und griff mit der anderen nach dem Täter. Für einen Moment sah es so aus, als hielte er ihn fest, doch seine hünenhafte Gestalt verstellte das Bild, sodass nicht zu erkennen war, was dann passierte. Es sah aus wie ein kurzes Gerangel, dann rannte der Täter weg, mit geducktem Kopf und hochgezogenem Mantelkragen, und auf den anderen Treppenausgang des Parkhauses zu. Er war dunkelhaarig, aber das wussten wir ja schon; andere Einzelheiten seines Aussehens gingen in der schlechten Bildqualität unter.
    Als der Täter an der hinteren Treppe angelangt war, erschien ich auf dem Bildschirm und rannte auf Muskelberg zu, der mir Cat behutsam in die Arme gab, worauf ich, einem hysterischen Anfall nahe, mit ihr in die Knie sank. Muskelberg bückte sich und hob etwas vom Boden auf, eindeutig die Skimaske, die er sich sodann in die Manteltasche steckte. In dem Augenblick, wo die Polizei die Rampe heraufkam, machte er sich aus dem Staub.
    Das waren gerade mal zwei Bandminuten gewesen, wenn überhaupt, aber sie waren mir viel länger vorgekommen.
    Milo schaltete den Fernseher ab und wandte sich mir zu. Sein Blick war düster und eindringlich, sein Ton eisig. »Also, wer ist er?«
    »Wer ist wer?«, fragte ich, um Zeit zu schinden.
    »Weich mir nicht aus! Die Lage ist ernst«, warnte Milo.
    »Wenn du den zweiten Mann in dem Video meinst: Ich hab keine Ahnung.« Lügner, Lügner ...
    »Blödsinn!« Offenbar hatte Milo auch einen eingebauten Lügendetektor.
    »Nachdem ich das Band gesehen habe«, sagte ich in vernünftigem Ton, »beginne ich mich vage zu erinnern, dass da noch jemand gewesen ist. Aber du musst verstehen, ich war völlig auf Cat konzentriert. Ich schätze, ich war von dem Vorfall so geschockt, dass ich alles andere ausgeblendet habe.«
    Milo setzte sich wieder rittlings auf den Stuhl und betrachtete mich mit düsterer Miene. Er glaubte mir kein Wort. Ich wartete, ob er etwas erwiderte, doch die Minuten verstrichen und er sah mich an, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern. Es fiel mir schwer, aber ich hielt den Mund und wartete ab. Schließlich gab er Anderson einen Wink. »Kannst du uns eine Minute allein lassen?«
    Anderson konnte seine Erleichterung kaum verhehlen, so hastig, wie er aufstand und den Raum verließ. Danach drehte Milo sich zu mir herum und fragte: »Warum willst du nicht, dass wir den Kerl schnappen, der deine Schwester fast umgebracht hätte?«
    »Du lieber Himmel, Milo! Natürlich will ich, dass ihr ihn schnappt, aber wenn ich traumatisch bedingte Gedächtnislücken habe ... tja, dann kann ich daran auch nichts ändern. Ich weiß nicht, wer der Kerl ist - irgendein

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