Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
»Ich will damit nur sagen, dass ich ein bisschen Freiraum für mich brauche, weißt du, einfach mal Luft zum Atmen ...«
»Du willst Freiraum? Du willst Luft zum Atmen? Das kannst du haben«, erwiderte Dave schroff, dann drehte er sich von mir weg und guckte aus dem Fenster.
Seufzend verdrehte ich die Augen. Wie konnten wir uns in so kurzer Zeit nur so leichtfertig kränken? Zuletzt hatte es so gut mit uns geklappt.
Eine Minute später fuhr ich in Dutchs Auffahrt und stellte den Motor ab. Ohne ein Wort stieg Dutch aus und ging ins Haus, ignorierte mich demonstrativ. Ich blieb noch ein bisschen im Wagen sitzen, fühlte mich zurückgewiesen und überlegte, wie ich es wiedergutmachen könnte. Schließlich ging ich auch hinein. Dutch schlug gerade auf der Couch sein Lager auf.
»Du schläfst hier unten?«, fragte ich und konnte einen gekränkten Ton nicht vermeiden.
»Ich dachte, ich lass dir Freiraum«, stichelte er.
»Wie du willst«, sagte ich mit resignierender Geste und stapfte die Treppe hinauf. Die ganze Nacht über warf ich mich im Bett hin und her und wünschte mir, Dutch würde es sich anders überlegen und zu mir kommen. Aber das tat er nicht.
9
Am nächsten Morgen blieb ich im Schlafzimmer, sah fern und ging dem Mann im Erdgeschoss aus dem Weg. Ich hörte ihn aufstehen und in der Küche herumlaufen. Später hörte ich ihn im Arbeitszimmer telefonieren, aber ich zögerte, in die Küche zu gehen, um Eggy Futter zu geben, da ich Dutch auf keinen Fall begegnen wollte. Schließlich aber brachte Eggy mich doch dazu, das Bett zu verlassen. Der Ärmste musste fressen und den Rasen bewässern.
Leise schlich ich die Treppe hinunter und hatte Pech, denn Dutch stand im Wohnzimmer. Er zog sich gerade den Mantel an und sah durch die Vorhänge auf die Straße.
»Hallo«, sagte ich, als ich unten ankam.
»Morgen«, erwiderte er, ohne mich anzusehen.
»Musst du weg?«
»Zur Physiotherapie.«
»Okay. Lass mich nur Eggy schnell sein Futter geben, dann kann ich dich ...«
»Nicht nötig«, unterbrach er mich knapp. »Ich hab mir ein Taxi gerufen. Es muss jeden Moment kommen, und ich lasse mich lieber von jemandem fahren, der weiß, wie man Schlaglöchern ausweicht.«
Aus irgendeinem Grund tat mir das weh, und ich biss mir auf die Lippe, um die Tränen zurückzudrängen. »Verstehe«, sagte ich nach einer Minute und wusste nicht, was ich sonst noch sagen sollte.
In dem Moment klingelte das Handy in meiner Tasche, die auf dem Sofatisch lag. Ich zog es heraus und schaute auf das Display. Es war eine Klientin, eine, die ich besonders mochte: Candice Fusco, eine spitzenmäßige Privatdetektivin.
»Hallo Candice«, sagte ich und gab mir Mühe, fröhlich zu klingen. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ach, Gott sei Dank, dass ich Sie erreiche, Abby!«, sagte sie.
»Ihr AB in der Praxis sagt, dass Sie den ganzen Januar keine Termine vergeben, und ich habe einen Fall, bei dem ich wirklich Ihre Hilfe brauche.«
Draußen hupte ein Wagen, und ohne sich einmal umzudrehen, ging Dutch aus dem Haus, zog die Tür hinter sich zu und überließ mich meiner Gekränktheit. Mir kamen die Tränen, und ich schluckte schwer. Ich drängte meine Gefühle beiseite, um mir bei Candice nichts anmerken zu lassen, und sagte: »Natürlich helfe ich Ihnen. Worum handelt es sich denn?«
»Darf ich heute noch zu Ihnen kommen?«
Ich blinzelte gegen die Tränen an, aber eine kam doch ins Rollen. Am liebsten wollte ich niemanden sehen. Die Alternative war allerdings, herumzusitzen und auf Dutch zu warten, nur um mich der Gefahr auszusetzen, dass er wieder auf meinen Gefühlen herumtrampelte. »Kein Problem. Wie lange brauchen Sie hierher? Knapp zwei Stunden?«
Ich hörte ein leises Glucksen in der Leitung. »Um ehrlich zu sein bin ich schon auf halbem Weg zu Ihnen. Ich bin auf gut Glück losgefahren. Können wir uns um halb zehn in Ihrer Praxis treffen?«
Ich wischte mir über die Augen und versuchte, mich zusammenzureißen. »Aber gern. Bis dann«, sagte ich und legte auf.
Ein paar Minuten lang saß ich auf der Couch und tat mein Bestes, um wieder ins Lot zu kommen. Ich war mir nicht sicher, wer für die Schiefwetterlage zwischen Dutch und mir verantwortlich war, aber ich neigte schwer dazu, mir die Schuld zu geben. Das Problem war, dass ich nicht im Geringsten wusste, wie ich das bereinigen sollte. Mein erster Impuls war, meine Sachen zu packen und mich nach Hause zu verziehen.
Früher als Kind hatte ich mich immer in meinem Zimmer
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