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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man mich für dumm verkaufen will. Und jetzt komm hoch!«
    »Ich … ich verstehe nicht, was … Sie … meinen«, stammelte Abby völlig verstört, rappelte sich auf und versuchte mit seinem forschen Tempo Schritt zu halten. »Ich … habe Ihnen doch nichts getan …«
    »Du hast mich angelogen!«, fauchte Putney, während sie eine Steintreppe mit ausgetretenen Stufen hochstiegen. Die Fackel hatte er gelöscht, denn Helligkeit flutete hier durch vergitterte Fenster in den Gefängnisgang. »Du hast gesagt, du hast kein Geld und niemanden da draußen, der für dich bezahlen kann …«
    »Aber das ist die Wahrheit!«
    Der Wärter blieb stehen, fasste sie scharf ins Auge und runzelte dann die breite Stirn. Er begriff, dass sie ihn nicht angelogen hatte, und schüttelte verständnislos den Kopf. »Du hast Besuch.«
    »Besuch?«, wiederholte Abby ungläubig.
    »Ja.« Philip Putney ging weiter.
    Die Nachricht machte sie ganz schwindelig vor Freude und erstarkter Zuversicht. Besuch. Das konnte nur ihre Mutter sein. Wer sonst sollte sie auch besuchen kommen? Es musste ihre Mutter sein!
    Doch schon im nächsten Moment schlichen sich Zweifel in ihre Zuversicht ein. Noch vor vier Tagen war ihre Mutter so geschwächt und fiebrig gewesen, dass ihr schon das Sprechen das Letzte an Kraft abverlangt hatte. Nichts hatte auf eine Besserung ihres Zustandes hingedeutet, ganz im Gegenteil. Sie war von Tag zu Tag mehr in sich zusammengefallen.
    Abby biss sich auf die Lippen, wollte fragen, brachte jedoch kein Wort über ihre Lippen. Sie fürchtete sich vor Putneys Antwort.
    Der Wärter blieb vor einer schweren Bohlentür stehen.
    Rechts davon stand eine schwere Seemannskiste mit Messingbeschlägen, die im Laufe der Jahre von Grünspan befallen waren.
    Abby stutzte. Ihr Umhang lag über der Kiste.
    Putney bemerkte ihren erstaunten Blick. »Nur zu, nimm ihn dir«, forderte er sie mit dem müden Lächeln eines Mannes auf, der schon vor Jahren zu dem Schluss gelangt war, dass Gefühle bei seiner Arbeit nichts zu suchen hatten, und der auch nach dieser Überzeugung handelte. »Er gehört dir wieder. Ist bezahlt wie alles andere.«
    Wie ein Strohfeuer fiel Abbys Hoffnung in sich zusammen.
    Ihre Mutter konnte es also nicht sein, denn sie hatte nicht einen Penny, um irgendetwas zu bezahlen. Doch sie nahm die Pelerine und hängte sie sich um. Zum ersten Mal seit vier Tagen fühlte sie sich nun einigermaßen warm. »Wer … wer besucht mich?«, fragte sie.
    »Was fragst du mich? Seinen Namen hat er nicht genannt.
    Und wenn er es getan hätte, hätte es auch nichts bedeutet. Er hat gezahlt, und mehr interessiert mich nicht«, erklärte der Wärter gleichgültig. »Zwanzig Minuten gebe ich euch. Mehr ist nicht drin!«
    Jenseits der schweren Bohlentür lag ein großer, quadratischer Raum. Eine gut sechs Yards lange Gitterwand, die vom Boden bis unter die Decke reichte, teilte den Raum in zwei gleiche Hälften. Zu beiden Seiten der Gitterwand zogen sich einfache Holzbänke entlang. In jeder Raumhälfte gab es ein vergittertes Fenster, das sich nach außen hin wie eine zu groß geratene Schießscharte verjüngte, und eine Tür, neben der ein dreibeiniger Schemel stand.
    »Dein Besuch«, sagte Putney, deutete mit dem Kopf auf den jungen Mann, der auf der anderen Seite des Gitters saß, fast am Ende der Bank, und ließ sich auf den Hocker neben der Tür nieder. Er zog eine lange Tonpfeife und einen Tabaksbeutel aus seiner Rocktasche hervor.
    Zögernd ging Abby durch den kahlen, nackten Raum und trat an das Gitter, den Blick auf den jungen Mann gerichtet, der ihretwegen gekommen war. Einen Augenblick hatte sie geglaubt, es sei Edmund oder Edward, der Taschendieb. Doch als sie die Bank erreichte, sah sie, dass zwischen den beiden keine Ähnlichkeit bestand.
    Der Mann jenseits der dicken Eisenstäbe war mehrere Jahre älter, Anfang Zwanzig vielleicht, hatte rotblondes Haar und war längst nicht so hager wie der Junge in der Flickenjoppe, der sie ins Unglück gestürzt hatte. Außerdem war er ordentlich gekleidet und trug solides Schuhwerk. Nein, ihr geheimnisvoller Besucher sah wirklich nicht so aus, als müsste er sich um sein leibliches Wohl allzu große Sorgen machen.
    »Abby?«, fragte er. Seine Stimme war angenehm, ruhig und ernst.
    Sie nickte.
    »Setz dich. Wir haben nicht viel Zeit!«, forderte er sie auf und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Diese schurkischen Wärter lassen sich jeden Atemzug in

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