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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Was reden wir da für ein dummes Zeug zusammen! Frag so etwas nicht noch einmal! Es geht dich nichts an!«
    Er schien zu bereuen, ihr seine tiefsten Beweggründe und Ängste eingestanden zu haben. Und sein Abschiedsgruß fiel sehr kurz und schroff aus: »Bis nächste Woche! … Wenn ich kann!« Er wandte sich ab und ging mit eiligen Schritten zur Tür, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen.
    Philip Putney kam zu ihr hinüber. Sein Blick fiel auf das Fleisch, das neben dem Käse und dem Brot auf der Bank lag. Er zog sein Messer hervor und schnitt sich wie selbstverständlich ein daumenlanges Stück ab und steckte es in den Mund. Genüsslich kauend sagte er: »Wenn du klug bist, stellst du dich gut mit dem Burschen, Kleines. Der kann ‘ne Menge für dich tun. Solange er mir wöchentlich die vereinbarte, lächerlich geringe Summe zukommen lässt, hast du hier nichts zu befürchten. Ich nehm dich unter meine Fittiche. Der alte Putney wird für dich sorgen, als wärst du sein eigen Fleisch und Blut.« Er spuckte ein Stück Knorpel aus und zog die Mundwinkel herunter, als er warnend fortfuhr: »Hört er aber auf zu zahlen, dann landest du wieder da, wo du die letzten Tage zugebracht hast.
    Also halt dir den Kerl warm! Haben wir uns verstanden?«
    »Ja«, sagte Abby, noch ganz benommen von dem Gespräch mit Frederick.
    »Gut, dann nimm deine Sachen und komm mit!«, forderte er sie auf. »Ich bring dich in deine neue Zelle! ‘ne wahre Luxusherberge, was ich da für dich besorgt habe.«
    Putneys Luxusherberge entpuppte sich als nicht minder verdrecktes, stinkendes Loch. Auch hier floss der Abwasserkanal mitten durch die Zelle. Doch die Strohschicht auf dem Steinboden war dicker und bei weitem nicht so verfault wie in der Zelle, in der Abby bisher gehaust hatte. Außerdem gab es hier richtige, wenn auch primitive Bettstellen. Vier Stück an der Zahl.
    Und nur sieben weitere Insassen.
    Der Wärter schob sie in die Zelle und deutete auf eine der Frauen, die sich ohne jede Ausnahme in einem erbarmungswürdigen Zustand befanden, was ihr Äußeres betraf. Doch sie sahen längst nicht so ausgezehrt und schwächlich aus wie die Gefangenen, mit denen Abby bisher die Zelle geteilt hatte.
    »Emily, du bist hier die Einzige, die ‘ne Pritsche für sich allein hat. Ab jetzt teilst du die Bettstelle mit Abby!«, bestimmte er und blickte in die Runde. »Und dass mir keiner auf den Gedanken kommt, ihr an die Sachen zu gehen oder ihr ‘nen Krümel von ihrem Brot oder so zu klauen! Wer das wagt, der wandert ins Rattenloch!«
    Er erhielt nur ein unbestimmtes Murmeln als Antwort, doch es schien ihm zu genügen, denn er sagte zufrieden: »Gut, dass wir uns verstanden haben!«, knallte die Zellentür zu, verriegelte sie und entfernte sich.
    Die junge, schmalgesichtige Frau, die Putney mit Emily angesprochen hatte, erhob sich stumm von der Bettstelle, als Abby näher trat, und rückte zur Seite, um ihr Platz zu machen.
    Emily sprach nicht ein Wort, stellte Abby schnell fest. Während sie zu den anderen Frauen schnell Kontakt fand und ins Reden kam, sonderte sich Emily immer ab. Sie schien vor sich hin zu träumen. Und keiner von den anderen Zelleninsassen wusste zu sagen, weshalb Emily in Newgate saß. Die sechs anderen Frauen machten dagegen kein Hehl daraus, was sie ins Gefängnis geführt hatte: Die eine hatte als Wäscherin mehrere Laken und bestickte Taschentücher gestohlen, eine andere war an einem Einbruch beteiligt gewesen, eine dritte hatte in einer üblen Taverne gearbeitet und einem betrunkenen Mann bei einer Rauferei ein Auge ausgeschlagen, wieder eine andere hatte einem gesuchten Straßenräuber Unterschlupf gewährt, und eine zierliche Frau namens Elizabeth beteuerte wie Abby, völlig unschuldig zu sein. Immer wieder versicherte sie, dass sie von den betrügerischen Unterschlagungen ihres spurlos verschwundenen Mannes nichts gewusst habe.
    Nur Emily verriet nichts über ihre Herkunft und die Tat, die man ihr zur Last legte. Sie reagierte auf derartige Fragen nur mit einem Kopfschütteln und schien die meiste Zeit in Tagträume versunken zu sein.
    Als die Dunkelheit einsetzte, holte Abby den Eichensplitter aus dem Brot. Er war so lang wie ihre Hand, mehr als daumenbreit an seinem dicken Ende und an der Spitze so scharf wie die geschliffene Klinge eines Dolches. Frederick hatte nicht übertrieben. Die Eiche war so hart wie Eisen. Im Notfall stellte dieser geschnitzte und glatt polierte Eichensplitter eine wirksame Waffe

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