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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Schicksal bitter mitgespielt hat.«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Aber du tust so, als ob du hier die Einzige bist, die zu leiden hat! Dabei weißt du nicht mehr als das Schwarze unter den Fingernägeln! Einen Dreck weißt du!«, hielt Abby ihr aufgebracht vor und redete sich ihren Groll über Rachels Überheblichkeit von der Seele. Sie deutete auf eine Frau, deren linke Gesichtshälfte von Brandnarben übersät und entstellt war. »Kennst du vielleicht ihr Schicksal? Weißt du, ob sie schuldig oder nicht schuldig ist? Und das einarmige Mädchen da drüben, was ist mit dem? Na komm, erzähl mir schon, dass sie es doch eigentlich ganz leicht gehabt und gar keinen Grund hat, sich über irgendetwas zu beklagen. Na los, warum sagst du denn nichts?«
    »Abby, bitte …«
    Abby hatte sich in Rage geredet und gab ihr keine Möglichkeit, sie zu unterbrechen. »Egal, was dir auch zugestoßen ist, Rachel, es gibt dir kein Recht, so geringschätzig zu anderen zu sein, deren Schicksal du überhaupt nicht kennst. Also rümpfe nicht immer die Nase, wenn ich irgendetwas sage! Du bist zwar ein paar Jahre älter, aber zu sagen hat das überhaupt nichts, auch wenn du dir das zehnmal einbilden magst!« Sie war regelrecht außer Atem, nachdem sie ihrem Zorn freien Lauf gelassen hatte, aber auch erschrocken über ihre Heftigkeit. Und sie wartete darauf, dass Rachel ihr den zügellosen Wortschwall mit gleicher Münze zurückzahlen würde.
    Doch nichts dergleichen geschah. Rachel saß reglos neben ihr im jungen Gras, starrte auf das rostige Eisen mit der schweren Kette an ihrem Fuß und schwieg. Sie blickte noch nicht mal auf.
    Abby bedauerte nun, dass sie sich zu diesem Ausbruch hatte hinreißen lassen. Rachel mochte Fehler haben und merkwürdig kaltherzig und herablassend sein. Aber andererseits hatte sie doch zugelassen, dass sie in ihrem Schoß schlief. Zwar hatte sie sich hinterher reichlich kratzbürstig und unleidlich gegeben, doch was bedeutete das schon. Jedenfalls im Schlaf weggestoßen hatte sie sie nicht.
    »Was mag bloß in ihr vorgehen?«, fragte sich Abby insgeheim und wünschte, Rachel würde etwas sagen. Doch sie verharrte in ihrem Schweigen.
    Als die Wachen sie zehn Minuten später wieder in die Bretterverschläge trieben, deren Gestank ihnen nach der frischen Landluft nun noch bestialischer vorkam und sie würgen ließ, schwieg Rachel immer noch. Abby sagte sich, dass es ihr letztlich egal sein könne, wenn Rachel nun nicht mehr mit ihr sprach. Doch das stimmte nicht. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als jemanden, mit dem sie sprechen konnte. Doch außer der schweren Kette und dem Los der Verbannung schien sie nichts weiter zu verbinden.
    Die Türen krachten zu und schlossen den belebenden Sonnenschein aus. Wenn sie das nächste Mal anhielten, würde schon die abendliche Dunkelheit über dem Land liegen und die Nachtkälte wieder durch die Ritzen kriechen.
    Abby schloss die Augen, überließ sich dem gleichmäßigen Rattern der Räder und versuchte ihre abscheulich stinkende Umgebung auszusperren, indem sie sich in ihre Gedanken zurückzog.
    Ob sie morgen endlich Portsmouth erreichen würden? Wie man sie wohl an Bord der Schiffe unterbrachte? Wie lange mochte die Überfahrt nach New South Wales dauern? Wirklich ein halbes Jahr und länger, wie einige zu wissen vorgaben? Und stimmte es, dass diese Sträflingskolonie im fernen Australien nicht weniger schrecklich war als die Kerker im Gefängnis von Newgate?
    Abby fuhr aus ihren Gedanken auf. Rachel hatte irgendetwas gesagt. »Was?«
    »Du hast Recht.«
    Abby verstand erst nicht. »Recht? Womit!«
    »Dass ich in Wirklichkeit einen Dreck weiß.«
    »Ach, so …« Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Bisher hatte ihr noch niemand Recht gegeben. Nicht mal ihre Mutter.
    »Es tut mir Leid, Abby.«
    Merkwürdigerweise machte Rachels Entschuldigung sie verlegen. »Ich … ich hab es nicht so gemeint«, schwächte Abby nun im Nachhinein ihren Vorwurf ab, obwohl sie jedes Wort so gemeint hatte, wie sie es gesagt hatte. Aber irgendetwas in ihr brachte sie dazu, zu lügen. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich alles gesagt habe. Bestimmt viel dummes Zeug. Ich weiß nicht, was vorhin in mich gefahren ist. Mir sind wohl irgendwie die Nerven durchgegangen.«
    »Ich bin sicher, du weißt noch jedes Wort, das du gesagt hast«, erwiderte Rachel ruhig und ohne Vorwurf in der Stimme. »Und ich gehe jede Wette ein, dass du auch jetzt nichts davon zurücknehmen

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