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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinte Megan achselzuckend. »Und sie werden uns schon gut verpflegen müssen, wenn sie unsere Arbeitskraft erhalten wollen.«
    »Wenn ich es sehe, werde ich es glauben«, sagte Rachel.
    »Vielleicht findet ihr beide bessere Arbeiten als wir anderen«, meinte Megan.
    Abby sah sie verständnislos an. »Wieso sollten wir?«
    »Weil ihr schreiben und lesen könnt.«
    Rachel lachte. »Mach dich nicht lächerlich! Erstens weiß gar keiner davon, und zweitens wird es keinen kratzen, selbst wenn es bekannt wäre. Wir sind hier, um uns die Seele aus dem Leib zu schuften. Das soll doch unsere Strafe sein! Nein, mit Samthandschuhen wird man keinen von uns anpacken! Und sieben Jahre Sträflingsarbeit sind eine verflucht lange Zeit.«
    »Und was wird dann aus uns?«, fragte Abby, fast mehr sich selbst. »Nach sieben Jahren sind wir doch frei.«
    Rachel lachte bitter auf. »Ja, in einer Sträflingskolonie! Und wenn wir dann überhaupt noch leben!«
     

Drittes Kapitel
     
    In der Offiziersmesse der Kent saßen die zahlungskräftigen Passagiere, die die stolze Summe von siebzig Pfund für die Unterbringung in einer eigenen Kabine einschließlich Verpflegung hatten aufbringen können, mit dem Captain und seinen Offizieren am Tisch.
    Captain Winston saß am Kopfende und beteiligte sich gewöhnlich nicht an den Gesprächen, die die Passagiere bei Tisch führten. Nur ab und an warf er eine knappe Bemerkung ein, um der Höflichkeit Genüge zu tun. Doch wenn er sich zu einem Thema äußerte, dann hatte das stets Hand und Fuß.
    An diesem Morgen war der Captain schweigsamer als sonst, was Andrew sehr bedauerte. Er wünschte, er würde sich endlich einmal in das Gespräch einmischen, das der Aufschneider Bruce Potter bestimmte, seit sie sich zum Frühstück an dem großen Tisch niedergelassen hatten.
    »Ob man in New South Wales sein Glück macht oder scheitert, hat nichts mit den Gegebenheiten des Landes oder seiner Gesellschaft zu tun, Mister Delton. Es ist einzig und allein eine Sache der Planung und der konsequenten Ausführung!«, verkündete Bruce Potter und zupft am Ärmel seines Rüschenhemdes, als würde diese affektierte Geste seiner Behauptung das noch fehlende Quäntchen Überzeugungskraft verleihen.
    »Eine interessante These, deren Richtigkeit zu beweisen Sie uns wohl schuldig bleiben werden«, erwiderte der schwergewichtige James Delton mürrisch und tupfte sich Bratenfett von den wulstigen Lippen.
    Bruce Potter lachte. »Oh, nein! Ich denke nicht daran, Ihnen auch nur irgendetwas schuldig zu bleiben. Der Beweis, wie richtig ich mit meiner Behauptung liege, lässt sich leichter erbringen, als Sie glauben.«
    Jonathan Chandler, kräftig und groß wie seine Söhne, räusperte sich. Er wählte seine Worte mit Bedacht, wie das seine Art war. »Ich teile Ihre Zuversicht, Mister Potter, zumindest im Ansatz. Sonst befände ich mich kaum mit meiner Familie auf diesem Schiff. Doch scheint mir ebenso wie Mister Delton, dass Ihre doch sehr hoch angesetzten Erwartungen von New South Wales der Wirklichkeit letztlich nicht standhalten können. Denn wenn ich mich recht entsinne, haben Sie uns erzählt, keine Erfahrung mit der Landwirtschaft zu haben.«
    »Sie entsinnen sich richtig, Mister Chandler«, gab Bruce Potter fröhlich zu.
    »Aber diese Kolonie ist ein Land für Siedler!«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Potter, der in seinem fast schon dandyhaften Aufzug schlecht in die Runde der Männer passte, die in dunkle, derbe Wollstoffe gekleidet waren. Aber dass er unverschämt gut aussah, musste sogar Andrew zugeben, der diesen Potter auf den Tod nicht ausstehen konnte. Ein Mann, der sich seiner Wirkung auf Frauen sicher war. Sogar Deborah Mernon, die angebliche Nichte von Mister Thackery, warf ihm ab und zu einen Blick zu. Da sie sonst stets mit tugendhaft gesenktem Blick bei Tisch saß und sich den Anschein eines wohlerzogenen, schüchternen Mädchens gab, waren diese Blicke schon etwas Besonderes.
    »Nun machen Sie es nicht so spannend!«, brummte James Delton, während der finster dreinblickende William Thackery ein Schnauben von sich gab, das alles bedeuten konnte, nur nichts Angenehmes.
    »Ich sage nur ein Wort, Gentlemen …« Bruce Potter lehnte sich zurück und legte eine dramatische Pause ein. »Rum!«
    James Delton machte eine ungeduldige Handbewegung, weil er nicht begriff, worauf sein Gegenüber hinauswollte. »Rum! Rum! Das sagt uns nichts! Sie müssen da schon um einiges präziser werden.«
    Seine Frau nickte und

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