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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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müsste«, meinte Cleo kopfschüttelnd, ohne dass in ihrer Stimme jedoch auch nur eine Spur von Aggressivität oder Geringschätzung lag. »Werd’s mein Lebtag nicht kapieren, wie man seine Zeit mit so ‘nem gelehrten Quatsch vertrödeln kann. Auf ‘ner Schiefertafel rumzukritzeln, Stunde um Stunde, und das jeden Tag. Nein, das geht mir nicht in den Kopf. Wo sich einem doch ganz andere Zerstreuungen bieten.«
    »Etwa Würfelspiel, Alkohol, Tratsch und Männer, ja?«, fragte Rachel spöttisch.
    Cleo nickte. »Was ‘ne Frau wie ich in diesem Leben wissen und können muss, kann ich dir an fünf Fingern abzählen!«
    Abby winkte ab. »Lass man gut sein, Cleo. Deine fünf Glaubensbekenntnisse sind uns bekannt. Aber wir versuchen nicht dich zu bekehren, also versuch auch nicht uns zu deinem Lebenswandel zu bekehren.« Sie redete selten mit Cleo. Doch wenn sie es tat, bemühte sie sich um einen unpersönlichen Tonfall, der sie auf Distanz hielt.
    Cleo verzog das Gesicht. »Kannst da ganz beruhigt sein, Abby. Das Missionarische hat mir nie im Blut gelegen. Also kritzelt man munter weiter, wenn es euch Spaß bereitet. Ich für meinen Teil werd jetzt erst mal sehen, wo die Pestbeule von einem Wärter mit der Kanne Branntwein bleibt, die er mir gestern versprochen hat«, sagte sie und entfernte sich.
    Die beiden Freundinnen schauten sich viel sagend an. Megan, die oben auf ihrer Pritsche gelegen und vor sich hin geträumt hatte, sprang nun herunter. »Jedes Mal, wenn Cleo den Mund aufmacht, lügt sie wie die Wunderheiler, die einem ihre selbst gepanschten Tinkturen andrehen wollen!«
    »Wie meinst du das?«, fragte Rachel.
    »Von wegen gelehrter Quatsch, wie sie immer sagt. In Wirklichkeit würde sie ihren rechten Arm hergeben, wenn sie Lesen und Schreiben könnte«, behauptete Megan.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Abby.
    »Ich kenne Cleo«, antwortete Megan nur, als wäre damit alles erklärt.
    »Ausgehstunde, meine Damen!«, schallte die spöttische Stimme von Sam Harrow durch das Sträflingsquartier, und sofort entstand ein Gedränge vor der Gittertür.
    »Wir können an Deck!«, rief Megan freudig.
    Rachel legte augenblicklich Schiefertafel und Schreibzeug weg, um sich mit Abby und Megan in den Mittelgang zu drängen. Jede Minute, die sie oben an Deck im Freien verbringen konnten, war wichtiger als alles andere, wichtiger auch als der Unterricht.
    Die Sträflinge hasteten die Treppe hoch und taumelten an Deck, geblendet vom strahlenden Sonnenlicht, das sie für Sekunden umhüllte wie ein gleißendes, grellweißes Tuch. Die Marinesoldaten hatten mittschiffs hölzerne Absperrungen aufgestellt, sodass der Bereich, in dem sich die Frauen bewegen durften, genau abgegrenzt war. Das Gewehr mit aufgestecktem Bajonett vor der Brust, standen die Rotröcke vom New South Wales Corps hinter den hüfthohen Barrikaden.
    Abby schützte ihre Augen mit der flachen Hand vor der schmerzenden Helligkeit. Eine kräftige, jedoch warme Brise wehte, blähte die Segel und trieb das Schiff über die See.
    »Ist es nicht seltsam«, sagte Abby versonnen. »Wir haben Januar, und während England jetzt von Schnee und Kälte heimgesucht wird, ist hier Hochsommer. Und wenn in England Sommer ist, zieht hier der Winter ein. Auf den Kopf gestellte Jahreszeiten. Es wird schwer sein, sich daran zu gewöhnen.«
    »Ich fürchte, diese Umstellung wird die leichteste sein«, brummte Rachel.
    »Weit kann es nicht mehr sein«, sagte Abby, während ihr Blick in die Ferne ging, wo das Meer den stahlblauen Himmel berührte. »Charles hat zu jemandem gesagt, dass sie heute stündlich damit rechnen, die Küste der Kolonie zu sichten. Es heißt, er hat es direkt vom Captain.«
    »Hoffentlich ist es wirklich bald so weit, dass wir endlich wieder an Land kommen«, sagte Megan, während sie auf und ab gingen, um sich Bewegung zu verschaffen.
    »Ich weiß nicht, ob es uns damit so eilig sein sollte«, meinte Rachel zurückhaltend.
    »Und warum nicht?«, wollte Abby wissen.
    »Hast du vergessen, dass man uns in eine Sträflingskolonie verbannt hat?«, fragte sie zurück. »Solange wir an Bord sind, geht es uns dreckig, zugegeben. Aber wenn wir erst in New South Wales sind, wird es uns nicht nur dreckig gehen, sondern wir werden auch schuften müssen wie die Ochsen. Denn in einer solchen Kolonie sind es nun mal die Sträflinge, die all die schweren und dreckigen Arbeiten verrichten müssen, für die sich Freie zu schade sind.«
    »Arbeit habe ich nie gescheut«,

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