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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Sydney zu einem so geschützten Ankerplatz machten.
    Wie ein langes V, das sich nach Süden hin schloss und in einen kleinen Fluss überging, schnitt die Bucht ins Land. Auf dem Westufer zeichneten sich mehrere markante Gebäude ab, so ein Fort und ein mehrstöckiges Gebäude aus rotem Ziegelstein.
    Auf dem Ostufer trat ein Haus besonders hervor, und das war die Residenz des derzeitigen Gouverneurs, Phillip Gidley King, der seit 1800 die Kolonie regierte – soweit das Offiziers-Corps es zuließ. In England hätte sich der Verwalter eines großen Gutes mit so einer Wohnstatt zufrieden gegeben, nicht jedoch eine so hoch gestellte Persönlichkeit wie ein Gouverneur. Doch in New South Wales galten andere Maßstäbe. Die Mehrzahl der öffentlichen Gebäude wie Getreidespeicher, Lagerhallen und Sträflingsunterkünfte und auch die Wohnhäuser, die sich zu beiden Seiten der Bucht drängten, waren von reichlich primitiver Bauweise. Sie bestanden vorwiegend aus einer Grundkonstruktion armdicker Äste, die mit einer dicken Schicht Lehm bedeckt waren. Wer ein Holzhaus besaß oder gar eins aus massivem Stein, konnte sich glücklich schätzen und gehörte schon zu den Bessergestellten. Hügeliges, teilweise bewaldetes Land, das die rotbraune Färbung lehmhaltiger Erde besaß, umschloss die erst siebzehn Jahre junge Siedlung. Mehrere Windmühlen auf Hügelkuppen am Rande von Sydney hoben sich mit ihren tuchbespannten Flügeln vom blauen Himmel ab.
    »Habe ich es nicht gesagt!«, rief Andrew, als er die vertrauten Silhouetten der Sirius und Calcutta entdeckte, die zusammen mit einem Walfänger in der wirklich zauberhaften Bucht vor Anker lagen. »Die sind schon lange vor uns eingelaufen. Mindestens ein, zwei Wochen!«
    »Was macht das jetzt noch für einen Unterschied«, meinte Melvin gelassen. »Hauptsache, wir haben die lange Reise gut überstanden. Die Arbeit läuft uns schon nicht weg.«
    Sarah zupfte ihren Vater am Rock. »Vati, ist das die Stadt, von der du erzählt hast?«
    »Ja, das ist Sydney!«, sagte Jonathan Chandler irgendwie stolz.
    »Von wegen Stadt! Das ist ein schäbiges Nest«, murmelte Andrew, der seine Befürchtungen bestätigt fand.
    »Was hast du?«, fragte Melvin kopfschüttelnd. »Wir wollen doch nicht in Sydney oder Parramatta, dieser anderen Siedlung, leben, sondern draußen auf dem Land, wo wir uns eine große Farm aufbauen können. Versuch doch mal zur Abwechslung, den Dingen hier eine angenehme Seite abzugewinnen.«
    Andrew atmete tief durch. »Ich werde mich bemühen, Bruderherz«, versprach er, fügte in Gedanken jedoch hinzu: »Aber wie ich das so sehe, wird mir das ganz schön schwer fallen!«
    Die Segel wurden geborgen und dann klatschte der Anker ins klare Wasser der Bucht. Die Kent hatte ihr Ziel nach siebenmonatiger Überfahrt erreicht.
    »Ich habe mit Captain Winston eine Übereinkunft getroffen«, unterrichtete Jonathan Chandler seine Kinder, als sie sich in seiner Kabine versammelten, um den Ablauf der nächsten Tage zu besprechen. »Mit Hotels und Pensionen ist es in Sydney nicht gut bestellt. Die wenigen guten Unterkünfte werden von den Passagieren der Sirius und Calcutta belegt sein, meint der Captain, und in die anderen in den ›Rocks‹ kann man ein Kind wie Sarah guten Gewissens nicht mitnehmen.«
    Andrew warf seinem Bruder einen bedeutungsvollen Blick zu und fragte: »Die Rocks? Was sind die Rocks?«
    Jonathan Chandler zögerte mit einem Blick auf die fünfjährige Sarah. »Das ist … äh … das Lasterviertel drüben auf dem Westufer beim Fort. Auf dem felsigen Grund soll eine Rum-Spelunke neben der anderen stehen und was sich sonst noch alles im Dunstbereich des Lasters niederlässt.«
    »Wir bleiben also vorerst noch an Bord«, stellte Melvin fest.
    Sein Vater nickte, »Ja, das wird die beste Lösung sein. Allein die Formalitäten mit der Landvergabe werden einige Tage in Anspruch nehmen. Doch zuvor müssen wir uns ja auch noch umsehen, wo wir uns niederlassen wollen. Dafür müssen wir auch mehrere Tage veranschlagen.«
    »Und wie sieht es mit Arbeitskräften aus?«, wollte Andrew wissen. »Werden uns welche zugeteilt, oder sind wir da draußen ganz auf uns allein gestellt?«
    »Ich bin sicher, dass wir ein halbes Dutzend Sträflinge erhalten werden. Das meint auch Lieutenant Glennwick«, sagte Jonathan Chandler.
    Seine Söhne sahen ihn überrascht an und Melvin fragte: »Seit wann stehst du dich mit ihm gut?«
    Ihr Vater lachte belustigt. »Seit gestern. Wir saßen

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