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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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einzuordnen, hörte sie, wie der jüngere der beiden Söhne ungehalten sagte: »Warum hast du dich bloß wegen eines verlotterten Sträflingmädchens mit diesem Captain angelegt, Vater? Das ist die doch gar nicht wert.«
    Die Worte versetzten ihr einen Stich und unwillkürlich drehte sie sich um. Andrew Chandler bemerkte es und schaute zu ihr.
    Ihre Blicke trafen sich. Einen langen Augenblick schauten sie sich in die Augen. Abby hielt seinem Blick stand. Es war Andrew, der schließlich wegsah.
     

Siebtes Kapitel
     
    Die Sträflinge wurden auf dem Ostufer der Bucht in einem provisorischen Camp aus Zelten untergebracht. Abby, Megan und Rachel sowie fünfzig andere blieben dort jedoch nur eine Nacht. Am nächsten Morgen wurden sie unter Bewachung von Marineinfanteristen durch Sydney zur regierungseigenen Anlegestelle geführt.
    »Wir werden in eine andere Siedlung verlegt«, sagte Rachel, als sie die staubigen Straßen hinuntergingen.
    »Weißt du auch, wohin?«, fragte Megan und schluckte, als sie an einer Bäckerei vorbeikamen, aus der herrliche Düfte zu ihnen auf die Straße drangen.
    »Nach Parramatta«, sagte Rachel, die Gelegenheit gehabt hatte, mit einem Soldaten zu sprechen, der freundlich genug gewesen war, ihre Fragen zu beantworten. »Das ist die zweitgrößte Siedlung der Kolonie. Es gibt da ein richtiges Frauengefängnis, das sie Factory nennen.«
    »Fabrik?«, fragte Abby verwundert.
    »Ja, es gibt da wohl eine Tuchweberei und andere Werkstätten, in denen wir arbeiten müssen«, erklärte Rachel.
    Megan zuckte mit den Achseln. »Immer noch besser, als bei dieser Hitze unter freier Sonne schuften zu müssen.«
    »Sie bringen uns mit dem Boot dorthin«, fuhr Rachel fort.
    »Es ist eine Fahrt von ein paar Stunden. Parramatta soll kein so übler Ort sein. Nicht so drückend schwül wie hier. Deshalb hat der Gouverneur da auch seine Sommerresidenz.«
    »Vielleicht lädt er uns mal zum Tee ein«, spottete Megan.
    »Er soll uns nur rechtzeitig Bescheid geben, damit ich mich noch mit meiner Schneiderin absprechen kann«, nahm Rachel den grimmigen Scherz auf.
    Abby nahm an dem spöttischen Gespräch nicht teil. Sie war mit den Gedanken bei Mister Chandler und dem Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Sie hoffte inständig, dass er Wort hielt und sich nicht von seinen Söhnen bereden ließ, die sein Eingreifen am gestrigen Tag offensichtlich nicht gebilligt hatten.
    Das kleine Mädchen zu beaufsichtigen und auf den Feldern zu arbeiten, erschien ihr nach den schrecklichen Erlebnissen des vergangenen Jahres wie ein gnädiges Schicksal.
    »Ich werde mich wohl gedulden müssen. Er hat gesagt, dass es dauern kann, bis er mich holen lässt«, beruhigte sie sich selbst.
    Mit offenen Augen sah sie sich um, während sie hinunter zum Hafen zogen. Man schenkte ihnen keine sonderlich große Aufmerksamkeit. Sträflinge in kleinen oder auch großen Gruppen gehörten zum Alltagsbild der jungen Stadt, die ihr jetzt aus nächster Betrachtung gar nicht mehr so klein erschien wie gestern vom Schiff aus. Überall wurde gebaut, neue Häuser aus Ziegelstein errichtet, Lagerhallen hochgezogen und in Gärten gearbeitet. Es herrschte ein geschäftiges Treiben. Fuhrwerke rumpelten über die Straßen und zogen Staubwolken hinter sich her, die wie Rauchfahnen hoch in den klaren Himmel stiegen.
    Auch am Hafen ging es hoch her. Lautes Hämmern drang aus mehreren Bootsschuppen. Eine Gruppe männlicher Sträflinge schleppte schwere Säcke und Kisten, die vermutlich aus dem Bauch der Kent kamen, in Vorratsschuppen, die von bewaffneten Marineinfanteristen bewacht wurden. Andere wieder besserten die Kaimauer aus. Auf der anderen Seite der Bucht lagen mehrere Fischerboote vertäut.
    Die Schaluppe, die sie nach Parramatta bringen sollte, wartete schon auf sie. Sie mussten sich an Deck dicht zusammendrängen, damit auch alle mitkamen. Abby hatte das Glück, zusammen mit ihren Freundinnen einen einigermaßen günstigen Platz an der Reling zu ergattern, wo sie sich anlehnen konnten und ein wenig Schatten hatten.
    Endlich wurden die Leinen losgeworfen und das Boot nahm Kurs auf Parramatta. Die Landschaft, die sie während der nächsten Stunden passierten, war auf exotische Art reizvoll. Noch nie hatte sie Palmen gesehen oder diese seltsamen Bäume, die hoch aufragten und deren Stämme wie aufgeplatzt aussahen.
    Die Borke hing in langen grauen Streifen herab und grau schimmerten auch die langen Blätter. Es gab auch einige, deren Laubkleid feuerrot

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