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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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leuchtete. Ein merkwürdiger, intensiver Geruch ging von ihnen aus, und später erfuhr sie, dass es sich dabei um Eukalyptusbäume handelte, die in vielen verschiedenen Arten den Großteil der Wälder von New South Wales ausmachten. Einmal sahen sie zwei schlanke, graue Tiere zwischen Dornengestrüpp. Es waren Dingos, Wildhunde, die schon im nächsten Moment wieder mit dem Dickicht verschmolzen.
    Da der Wind immer wieder mal einschlief, gelangte das Boot nur langsam voran. Die Sonne hatte ihren Zenit schon überschritten, als Parramatta endlich hinter einer Flussbiegung auftauchte.
    Diese Siedlung unterschied sich sehr von Sydney, das sah man schon auf den ersten Blick. Dass sie besser geplant und angelegt worden war als ihre größere Schwester weiter flussabwärts, war augenfällig.
    Parramatta umschloss in einem sanft geschwungenen Halbkreis einen großen Hügel, auf dessen Kuppe sich die ansehnliche Sommerresidenz des Gouverneurs erhob. Das frische Grün der Weinberge und der in Terrassen angelegten Gärten, die die Hügelhänge überzogen, stach ins Auge und verriet, dass die Siedlung keinen Mangel an gutem Wasser hatte. Dutzende primitiver Lehmhütten, die Unterkünfte der Sträflinge, bildeten wie mit dem Lineal gezogene Wohnreihen. Die Häuser der Soldaten sowie der begnadigten und freien Siedler sahen stabiler und ansprechender aus. Es gab auch schon zahlreiche Gebäude aus Ziegelstein. Dazwischen erhoben sich Kornspeicher und Lagerhallen wie in Sydney. Am Ufer erstreckten sich weitere Schuppen und kleine Bootswerften. Weite fruchtbare Felder und Äcker umschlossen Parramatta, so weit das Auge blicken konnte.
    Das Frauengefängnis, die Factory, war mit einem Gefängnis in England nicht zu vergleichen. Kein massives, Angst einflößendes Gebäude mit schweren Gittern, sondern ein unansehnlicher Bau, der aus mehreren Trakten bestand. Der neuere Teil der Factory war schon aus Ziegelsteinen errichtet worden, doch alle anderen Trakte bestanden aus primitiven Bretterkonstruktionen oder waren aus geflochtenen Ästen und Lehm gebaut worden. Zeltplanen und Palmwedel mussten hier als Dächer herreichen.
    »Eine verdammt windschiefe Bruchbude«, urteilte Rachel, als sie in den Innenhof und dann in ihre Quartiere geführt wurden. Gut zwanzig Frauen teilten sich einen Raum, der nur ein kleines Fenster besaß und dessen Boden einfach nur aus festgetretener Erde bestand. Doch immerhin hatte jeder sein eigenes Bett und einen gut gefüllten Strohsack, der mit Eukalyptusblättern gefüllt war und dementsprechend duftete.
    Noch am selben Tag wurden sie den verschiedenen Werkstätten und Arbeitskommandos zugeteilt. Es gab eine Korbbinderei, eine Spinnerei mit einer angeschlossenen Weberei für einfache Stoffe sowie eine Töpferwerkstatt. Arbeit gab es auch im Küchenhaus und im gefängniseigenen Gemüsegarten.
    Abby, Rachel und Megan konnten es so einrichten, dass sie zusammen der Korbbinderei zugeteilt wurden.
    In der ersten Nacht konnte Abby nicht einschlafen, obwohl sie todmüde war. Es war noch immer heiß, denn die Erde gab die tagsüber gespeicherte Hitze wieder ab. Dazu kamen die fremden Gerüche und Geräusche. Und immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Jonathan Chandler. Würde er sein Wort halten? Und wenn ja, wann würde er sie holen?
     

Achtes Kapitel
     
    »Na, endlich! Ich dachte schon, die wollten uns heute gar keine Atempause mehr gönnen«, seufzte Rachel erlöst, als die Glocke im Hof erklang und die Mittagspause einläutete.
    »Ja, so lang wie heute ist mir auch noch kein Tag vorgekommen«, pflichtete Abby ihr bei und nahm den Korb, an dem sie gearbeitet hatte, vom Schoß. Sie war stolz auf ihre Arbeit. Dieser war ihr wirklich gut gelungen. Endlich einmal ein Korb, an dem auch Mary, die Aufseherin der Werkstatt, nichts zu bemäkeln finden würde. Das war ein gutes Gefühl und machte es leichter, die Schmerzen in Rücken und Händen zu ertragen.
    Denn das stundenlange Flechten und Binden war harte, anstrengende Arbeit. Besonders, wenn die Sonne so unerträglich vom Himmel brannte wie in diesen letzten Januartagen.
    »Wenn es doch nur nicht so heiß wäre«, meinte Megan, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und biss von dem Fladenbrot, das am Morgen ausgeteilt worden war, ein Stück ab. Sie kaute lustlos, großen Hunger hatte keine von den Frauen, dafür aber Durst.
    »Ich hole was zu trinken«, sagte Abby, erhob sich von ihrem Hocker, streckte ihren schmerzenden Rücken und nahm die

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