Abdruecker (Splattergeschichten)
Frau gewesen, die ihn angemacht hatte. Oder abgelenkt. Vielleicht hatte sie nichts Bestimmtes vorgehabt, wahrscheinlich ging es darum, Drogen einstecken zu haben, die man ihrem Körper beibrachte. Sie war dann noch einmal vorbeigekommen und hatte mit der flachen Hand auf das Dach geklopft, zweimal. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Signal, das sie mit jemandem verabredet hatte, einem Mann, mit dem sie ihn verwechselte. Kunststück, sie blickte ihn weder an, nachdem sie auf das Dach geklopft hatte, noch verhielt sie den Schritt, bevor sie wieder im Dunkel verschwand. Von ihrem Wagen her hämmerte ein Lied, ein alter Song von Madonna: „Papa, don’t preach, I’m in trouble deep“; und irgendwann einmal würde der Wind den Regen vertreiben, das war Zeks Gedanke gewesen. Dann die johlenden Yuppies im offenen Coupe. Dann Aktivität im Zielwagen. Die Tür des Wagens öffnete sich, ein verwahrloster Bursche mit blondiertem Haar stieg aus und schlurfte über die Grasnarbe der Parkplatzbegrenzung hoch. Strichjunge, assoziierte Zek, als vorn die Scheinwerfer angingen und der Zielwagen aus der Lücke schwenkte und rasch in Fahrt kam. Es war ein Sportwagen, und man hatte das Gefühl, dass das Zielobjekt Zek wahrgenommen hatte und flüchtete. Sie waren die letzten verbliebenen Wagen hier auf dem Parkplatz. Warum verschwand man so plötzlich und so allgemein? Weil die Polizeistreife immer kurz nach elf kam? Zek startete seinen Wagen und dann sah er den Körper der Frau. Direkt neben der Stelle, die trocken geblieben war, weil da noch der Wagen gestanden hatte, wohl schon, bevor der Regen begonnen hatte. Was hatte das Zielobjekt mit dem Blonden und dieser Frau über drei Stunden gemacht? Zek fuhr vor, stieg aus, berührte die kalte, feuchte Haut der Toten. Jetzt, wo der Parkplatz leer war, schien sie riesig. Eben noch war sie unsichtbar gewesen. Kam sie wirklich aus dem Wagen des Zielobjektes, oder aus einem der vielen anderen Wägen, die vorgefahren, durchgefahren, gewendet hatten? Nachdem er sich von der Leblosigkeit des Körpers überzeugt hatte, stieg er in den Wagen und folgte dem Zielobjekt, dessen Rücklichter in der Tiefe zu sehen waren. Schmal und geschwungen, die roten Augen einer Katze. Es war leicht, diesem ausländischen Wagen zu folgen hier im Land der amerikanischen Schlitten und japanischen Importe. Kaum eine Minute war vergangen, seitdem der Wagen gestartet hatte, aber das war eine lange Zeit. Als Zek die Straßen hinunter steuerte auf die nächste Freeway-Auffahrt hin, war da das Gefühl, das Zielobjekt schon verloren zu haben. Aber das war nicht so. Er hatte gesehen, welche Auffahrt der Zielwagen hochgeschossen war, und konnte ihn auf gleichem Weg innerhalb weniger Minuten auf dem Freeway einholen. Zek zündete die Scheinwerfer an und stellte sich, das Autoradio aufdrehend (Streichermusik von Strawinsky) auf eine längere Verfolgung ein.
Der Freeway verlor sich, mündete in eine Landstraße. Zek hatte, nachdem die Fahrt auf der regennassen, wie gelackt schwarzen Fahrbahn schon eine Stunde lang gedauert hatte war, gute Lust, vorzupreschen und den Wagen des Zielpunktes einfach an den Straßenrand zu drängen. Ihn zum Halten zu zwingen, aussteigen lassen oder einen Fangschuss in den Brustkorb schon auf den Sitzenden abzufeuern, dann die Waffe an die Schläfe zu drücken und auf das typische Patsch-Geräusch zu lauschen, wenn das Hirn explodierte. So viel Genauigkeit musste sein. Aber es war nicht leicht, diese spontane Idee umzusetzen. Die Wagen waren zu ungleich, der andere konnte ihn, wenn es hart auf hart ging, ohne Probleme abhängen, und wenn er erst verschwunden war, würde es sehr schwierig sein, ihn wieder einzuholen. Der Verkehr hatte sich ausgedünnt, nur selten tauchte das weiße Augenpaar eines entgegenkommenden Fahrzeugs aus der Dunkelheit und wischte vorbei in die Vergessenheit. Zek folgte seinem Ziel in einem wechselnden Abstand, fiel zurück, oder schaltete zwischendurch wieder eine Zeitlang die Beleuchtung aus, um die Verfolgung so weit wie möglich zu verschleiern. das ging auch gut, denn man fuhr längst unter einem hellen Nachthimmel hin. Der Mond war zwischen den Wolken hervorgetreten, und der Wind wehte. Seit einigen Minuten lag die Handfeuerwaffe mit dem Schalldämpfer auf dem Nebensitz. Der Schalldämpfer war nun relativ geworden, seitdem man auf das freie Land hinaus kam, wo Schüsse nicht ungewöhnlich waren. Vielleicht schraubte man ihn ab und hatte einen besseren Griff und
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