Abdruecker (Splattergeschichten)
fort: „Je hebt zulke jooie Ogen“ (Du hast so schöne Augen) oder „Te lacht zo lief“ (Du lachst so süß) und dann: „Zullen we dansen?“ Ein Nicken: „Goed Idee“. Vor Zeks innerem Auge spielten sich holländische Liebesszenen ab. Man tanzte zu Tangomusik, bis einer fragte: „Bliijf je vannacht bij me?“ – „Ja, dat is goed!“ ... Während man Arm in Arm im Hotelaufzug in die oberen Stockwerke glitt, blieb einem dann noch Zeit für Konversation, zum Beispiel: „Leuk skipak!“ (Hübscher Skianzug!) oder „Heeft u een geslachts ziekte?“ (Haben Sie eine Geschlechtskrankheit?), „ik will graag met je naar bed“ (Ich möchte mit dir schlafen). Was antwortete man da? Der Sprachführer bot Auswahlmöglichkeiten an: „Ik heb niet zulke sterke gevoelens voor jou, het gaat me vel te snel“, oder weit direkter und positiver: „Heb je een Condom? Nee? Dan doen we het niet!“ Oder: „I ben onbesteld (Ich habe gerade meine Periode) oder: „Ik hou van jou!” (Ich liebe dich), und dann, in wiederkehrenden Intervallen: „Ja, det is goed!“. Zek blätterte nach: Zusammenstoß hieß „Botsing“, Vergewaltigung hieß „Verkrachting“.
Es war beinahe zwölf Uhr, als das Ziel in den Frühstücksraum kam. Die Kellnerin wollte gerade das Buffet abräumen. Das Ziel hatte offensichtlich schlecht geschlafen, sein Gesicht wirkte fast grau und Zek überlegte, ob das alles mit Drogen oder Schuldgefühlen zu tun hatte. Es war das eine interessante Sache mit dem Leben nehmen und dem Leben geben, fand Zek: Er saß heute weit munterer und gut ausgeschlafen da mit zwei Stunden Schlaf im Bewusstsein, dem Afrikaner einen geblasen zu haben, wie sich das ein Mann üblicherweise nicht vorstellte. Es musste aber auch ein gutes Gefühl sein, einem Mann wie dem Ziel den Schädel zu spalten, überlegte er. Wahrscheinlich schlief man danach besonders gut. Der Kellner kam wieder, er war jetzt an der Rezeption, aber er hatte Zek einen Kaffee besorgt auf einem hübschen Silbertablett, und er winkte und hieß ihn neuerlich in den Frühstücksraum treten, wo er offenbar einen kleinen Tisch für ihn abgeräumt und geschmückt hatte. Zek lächelte geschmeichelt, setzt sich und legte den Sprachführer neben sich auf den Tisch. Er saß mit dem Ziel zu zweit in dem kleinen Raum, kaum vier Meter voneinander entfernt, und das Ziel hatte gute Gelegenheit, ihn sich genauer anzusehen. Es schien Zek nicht zu erkennen oder sich große Gedanken bei seinem Anblick zu machen, was ungewöhnlich war. Was das Ziel heute morgen überhaupt dachte, blieb unklar, es trug Sonnenbrille und hatte die Tasche von gestern mit dabei im Frühstücksraum. Diese Tasche war prall gefüllt und wog sichtlich viel. Das Ziel war nicht der Mann, der Konversation mit anderen Touristen treibt. Es spürte nicht, dass von Zek Gefahr ausging. Hätte es diese zu spüren begonnen, würde es sich anders verhalten. Wie ein Reh, das etwas wittert. Die Ohren drehen sich dann auf dem Kopf. Und die gehetzten Blicke. Das Ziel würde zuerst die Gedanken, dann seinen Verfolger abzuschütteln versuchen. Dann würde dieser Verfolger zu einer fixen Idee werden, würde überall auftauchen, Tag und Nacht, in jeder Situation des Lebens. Zu einem festen Bild im Kopf des Zieles werden. Tatsächlich aber saßen sie heute in einem Frühstücksraum eines Hotels und waren miteinander unverbunden. Erst wenn die persönliche Begegnung erfolgte, würde das Ziel spüren, aus welchem Holz Zek geschnitzt war.
Zek checkte aus dem Hotel aus, ging voraus, setzte sich in der Garage hinter das Steuer seines Wagens und fuhr die Rampe hoch, um in einer Nebenstraße zu parken. Man konnte von hier aus gut den Verkehr beobachten. Zek saß da eine halbe Stunde und wartete auf das Ziel. Endlich kam es gemächlich mit seiner Tasche, und dann wurde es hektisch. Zek konnte mehrere Polizeiwagen hören, die sich mit Folgetonhorn und Lichtsignalen näherten, und das mochte Zufall sein oder nicht, jedenfalls war das Ziel dieser Polizeiwagen die Garage. Hatte der Afrikanerjunge die Polizei gerufen? Man sah die Blitze der Dachsignale in der Höhe auf einem nahe stehenden Bürogebäude. Kaum verstummten die Geräusche, sah man den Wagen des Zieles über die Rampe hoch schlingern. Er hatte vielleicht platte Reifen, aber seine Reflexe waren intakt. Er fürchtete die Polizeiwagen und hatte kein anderes Ziel als das, hier möglichst rasch zu verschwinden. Zek fand das Ganze nun wirklich wunderbar passend, eine
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