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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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gelungene Inspiration: Gerade die Menge, die Zek dem Afrikanerjungen in die Lungenflügel geblasen hatte, fehlte nun in seinen Reifen. Es wäre ein wunderbares Beispiel ausgleichender Gerechtigkeit gewesen, wenn diese fehlende Luft zu seiner Ergreifung geführt hätte. Tatsächlich aber kam das Ziel wunderbar mit seinem mal links mal rechts ausreitenden Wagen zurecht, schlingerte mit 20 km/h über die Straße davon. Das dauerte kaum fünf Minuten, und schon bot sich eine Tankstelle zur Abhilfe an. Von der Polizei keine Spur, vielleicht hatten sie ja einen anderen Einsatzauftrag erhalten. Das Ziel füllte am Tankstellenplatz die Reifen auf, und das mit hastigen Bewegungen, die zeigten, dass es jetzt in einer Kampfphase war. Die Polizeifahrzeuge rollten hinter Zeks Rücken die Zufahrrampe hoch, die zur Umgehungsstraße führte, eines nach links und eines nach rechts, wahrscheinlich jagte man einen ganz anderen. Zek hörte auch einen Hubschrauber irgendwo, und man merkte schnell, dass diese Suchaktion einem anderen Stadtteil galt.
    Mittlerweile war sein Wagen nach vorne gerollt, schräg auf den Wagen des Ziels zu, das gerade vor einem der Hinterreifen hockte und Luft einfüllte. Als die stahlverstärkte Stoßstange von Zeks Wagen das Ziel am Rücken, auf der Höhe des Beckens, traf und gegen das Hinterrad des Audi quetschte, war das ein Gefühl, als würde ein Sack aufplatzen. Die Wirbelsäule brach bei diesem Aufprall, der gebeugte Körper aber war ein angenehmes Luftkissen. Zek stieg aus, den Hammer in der Hand. Das Ziel lag auf dem Boden und röchelte. Zek hieb auf die Schläfe des Ziels, mit einem scharfen, entschiedenen Schlag, und hörte dabei das Knacken, auf das es an kam. Dann richtete er sich auf und schaute sich um. Ein fassungsloser Kunde, der an einer Zapfsäule stand, hob jetzt die Arme und man konnte seinen entsetzten Gesichtsausdruck sehen. Zek sah ihn blind davon laufen, als er wieder in den Wagen stieg und zurück zur Autobahnauffahrt fuhr, dem Polizeiwagen nach, der nach rechts gefahren war. Autoschilder wechseln, sagte er sich vor, um seinen Kopf zu klären. Er war etwas müde.
     
     
     
     
     

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    Es war ein regnerischer Abend, und der Parkplatz in unmittelbarer Umgebung des Harbour Freeway mit den Bäumen, die im Schatten der sie umgebenden Bürotürme kleiner wirkten als sie waren, war wie eine Miniatur. Man kam sich so winzig darauf vor wie ein Spielzeug. Und in gewisser Hinsicht war man es. Zek schaute auf die Uhr. Sie lief automatisch auf Pacific Standard Time, sein Inneres aber orientierte sich noch irgendwo an den dunklen Weiten Sibiriens. Er war fremd hier, hatte so eine große Stadt noch nicht erlebt, nicht mal Moskau. Aber es gefiel ihm. Vor allem die Wärme hier und die Trockenheit am Nachmittag, und das Gefühl von Leben, bevor der Regen kam, der alles zudeckte. Aber es pulsierte. Jetzt verstand er, was die Leute mit Amerika meinten. Auch hier auf dem Parkplatz, einem Schwulentreff, wie es schien, blühte das Leben. Hier erwachte Downtown, das seit Dienstschluss vom Stau auf der Stadtautobahn mit seinen blinkenden Lichtern gekennzeichnet gewesen war, zu einem gespenstischen Leben im Dampf, als Yuppies und Workoholics nach zweiundzwanzig Uhr eine Party nach der anderen in ihren Luxuswägen veranstalteten. Banker zum Großteil, die dann, wenn sie abgespritzt hatten, wieder in einen Büroturm zurückkehrten, dort duschten, ein neues, gebügeltes Hemd überstreiften und weiter arbeiteten, bis in den Morgen hinein, und länger, bis über einen Tag in der Sterilität des Büros hinweg zum neuen Kick der darauffolgenden Nacht. Es war eine zum Teil spontane, halb anonyme Zusammenkunft von Leuten hier, die für die Nacht Partner für den schnellen Kick suchten. Leute auch, die eigentlich nicht dazugehörten, aber wegen der Erfahrung da waren. Oder, um jemanden erpressen zu können oder sich gut bezahlen zu lassen. Die Anonymität dieser perfekt gekleideten Professionals, der Bonus einstreichenden Banker, der Samen einsammelnden Huren, und der Menschen, die irgendwo dazwischen lagen, beruflich, aber auch mit ihren Gefühlen, war bestechend für einen wie Zek, der im Mietwagen irgendwo dazwischen saß in seinem Anzug von der Stange, den er zu tragen müssen glaubte, um nicht über Gebühr aufzufallen. Den Wagen der Zielperson hatte er früh ausgemacht. Sie hatte Besuch, das war okay. Er konnte warten. Die Handfeuerwaffe, die er säuberlich im Handschuhfach verstaut hatte, war ihm gestellt

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