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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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gehen in seinem Kopf hin und her auf der Suche nach einer Lösung. Was will er denn gut machen? Sicherlich erkennt er mich nicht, wenn er solchen Blödsinn brabbelt.
    Und dann, auf einmal, spürt auch er die Zwecklosigkeit seiner Bemühungen, dreht noch einmal um und wendet sich auf das offene Meer hinaus. Die Idee ist nicht von der Hand zu weisen, vielleicht ist die Chance, schwimmend mit der nackten Haut davonzukommen, immer noch größer als die, nach Verhandlungsmöglichkeiten mit einem Schweigenden zu suchen oder auf Zeit zu spielen. Glaubt er denn, dass ihm ein Fremder helfen könnte? Weiß er denn nicht, dass jeder mögliche Spaziergänger entweder vor uns und der Szene, die wir spielen, fliehen würde? Dass ein Mutiger ebenso wie Oleg hier sein Ende finden müsste, denn Zeugen konnten wir nicht gebrauchen. Er schwimmt weg. Tatsächlich. Schon wieder ist er hundert Meter weit draußen. Ich kehre zurück zum flachen Teil der Küste und steige zur Straße hoch und schaute dem Punkt seines Kopfes nach, der mit zunehmender Entfernung mit den Wellen verschmilzt. Nach einigen hundert Metern wendet er sich nun auf die andere Seite, nach rechts. Dort hat er den Vorteil einer flacheren Küste, die von Buschwerk besetzt ist. Doch wenn er klug ist, wüsste er auch, das dieser Abschnitt auch seinem Verfolger Vorteile bietet. Außerdem liegt dort der kleine Parkplatz mit meinem Wagen. Als ich dort mit dem Beil in der Hand eintreffe, höre ich einen Wagen und kann gerade noch die Waffe ins Unterholz schleudern, bevor dieser einbiegt. Tatsächlich hält er hier. Es ist eine Familie, zwei Erwachsene, zwei Kinder. Sie sitzen im Wagen, dann springt eines der Kinder heraus und verschwindet zwischen den Bäumen, während sich die anderen die Beine vertreten und freundlich lächeln und zu mir zurückwinken, vom anderen Ende des Parkplatzes her. Ich sitze im Wagen und trinke schluckweise Ingwertee aus der Kanne, bis sie leer ist. Außerdem habe ich da noch ein Brötchen, das ich mit geschlossenen Augen kaue. Das Mädchen ist zurückgekommen, alle steigen ein, der Wagen biegt aus dem Parkplatz und fährt auf der Straße weiter. Ich lasse den Motor an und folge ihnen bis zu der Stelle, wo ich sein Kleiderbündel versteckt habe, kurz bevor man zum Strand hinabbiegt. Ich nehme es auf, trage es wieder zum Strand hinab und lege es hin. Es ist jetzt so hell geworden, dass ich seine Brieftasche noch mal genauer nach Informationen durchsehen kann. Ich lasse sie, wie sie ist, schiebe sie in seine Jacke. Dann gehe ich den Aston Martin holen, stelle ihn wieder an den Strand. Als ich wieder in meinem Wagen bin, setze ich mich hinein und fühle mich so müde, dass mir die Augen automatisch zufallen.
    Ich mag einige Minuten geschlafen haben, als mich das Brüllen eines durchfahrenden Lastenzuges weckt. Ein Schreck lässt mich in Sekundenbruchteilen wach werden. Ich schaue auf die Uhr und atme erleichtert durch. Es sind kaum fünf Minuten vergangen. Ich starte den Wagen und fahre los. Es geht nun darum, jene Stelle zu berechnen, die Oleg als Ziel wählen würde, um an Land zu gehen. Bis zum nächsten Ort, der 24 Meilen entfernt ist, schwimmt er nicht mehr, nicht mal bis zu den Ausläufern hin. Ich denke, dass es reicht, drei Kilometer weit zu fahren. Ich tue das, parke am Straßenrand, kämpfe mich durch das Unterholz, komme an die Brandung. Hier ist der Sandstrand auf wenige Meter Breite zusammengeschmolzen und teilweise von Hecken überwuchert. Ich spähe auf das Wasser hinaus. Der Wind hat zugenommen. Das ist für ihn von Vorteil, er taucht da draußen zwischen Wellenkämmen unter und kann nicht gesehen werden. Zugleich aber ist es ein erheblicher Nachteil für ihn, weil ihm dauernd Wellen in das Gesicht spritzen. Das hält auch der beste Schwimmer nicht auf Dauer durch. Es dauert einige Minuten wachsender Panik, bis ich ihn gefunden habe, und spüre dabei die Gefahr, die es bedeuten würde, ihn jetzt noch zu verlieren. Tatsächlich ist er weiter draußen gewesen als geahnt. Nun kommt er aber herein. Er muss jetzt ans Land, kann von den Kräften her nicht mehr. Es ist überhaupt erstaunlich, was er sich noch zugemutet hat. Oleg ist ein Bär, das steht fest. Ich stehe eine Weile da, um mit den Augen seinen Fortschritt zu überprüfen, aber dann ist die Sache völlig klar. Wenn ich mich nicht eile, kann ich sein Eintreffen fast verpassen, denn die Wellen und seine Schwimmstöße treiben ihn weit von mir weg an Land. Er schwimmt mit dem Mut der

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