Abdruecker (Splattergeschichten)
eigenen Wagens in Verbindung bringen, das vor Kurzem einen still stehenden Wagen, einen Motor im Stand anzeigte. Es ist eine Variante des Spiels. Der voraus Fahrende wird zu einem Ausweichmanöver gezwungen, das der andere durch starkes Beschleunigen zur Rammung nutzen kann. Da ich meinem inneren Bild zum Teil misstraue, und noch überlege, woher das Bild kommt und wie ich es nutzen kann, schwenke ich nach links in eine Seitenstraße, bremse vor einem Gebäude und rolle in eine kleine Gasse vor, die mich vor den Blicken meiner Verfolgerin verbirgt. Ich merke, dass ich zu schnell atme. Bin ich dem Spiel nicht gewachsen? Es ist da ein kleiner Schwindel, vielleicht auch Übermüdung und der Alkohol, die mich kirre machen. Ich öffne die Tür, steige aus und höre auf das wütende Kreischen von Reifen auf der Peripherie. Es ist das Geräusch einer Jägerin, deren Beute zu unlauteren Mitteln greift. In dem Augenblick sehe ich die Tonne. Sie steht neben einem Baum. Dazu tritt das Heulen des Motors, der sich nähert. Ich laufe nach vor. Es sind vielleicht fünf Meter, trete gegen die Tonne, die auf die Seitenstraße hinaus rollt, als der Wagen schon auf sie zu schießt. Als Ausweichmanöver kommt nur eine Linkswendung in Frage, denn die Tonne ist schwer und versperrt bereits den Weg drüben auf der anderen Straßenseite, die durch Platten und Geländer des Eingangsbereichs einer Firmenniederlassung harten Widerstand bietet. Ich stehe hell im Scheinwerferlicht, das auf mich zu schwenkt. Ein noch höheres Jaulen des Motors, ein Kreischen von Reifen, als der Wagen auf mich, das weiche Ziel, zu schießt. Ich laufe rückwärts, gerade an dem Baumstamm vorbei, grinse ihr entgegen, und im nächsten Moment gibt es einen großen Krach. Der Wagen bohrt sich in den Baum, eine stumpfe Erschütterung wie von einem Erdbeben, mit einem Ächzen, und dann kommt der Baum in Bewegung, während sich Blech und Stahl um ihn knüllen. Dann ein Platzen von einem Gefäß, womöglich Kühlwasser, und augenblicklich geht das Licht im Wagen aus. Dann kommt der Baum, ja, er wurde vom Aufprall gefällt, schlägt nach vor, auf das Autodach, im Wesentlichen aber darüber. Während all das geschieht, bin ich zur Seite gesprungen, mit einem irren Lachen. Einem Lachen, das ich so gar nicht kenne. Es ist was Neues, und kommt aus einem Gefühl, das man hat, wenn man eine Ratte in einer Falle fängt, mit einer eleganten Bewegung und einem zufrieden stellenden, angenehmen Geräusch. Eine zuschnappende Falle wie im Märchen. Um mich rieselt etwas von Ästen, die beim Umkippen des Baums an mir vorbei wischen, ohne mich zu treffen, denn ich bin in einem guten Sicherheitsabstand, holzfällermäßig bis ganz an die kalte Wand des Lagerhauses zurückgewichen, gut zehn Meter vom Baumstumpf und dem Autowrack entfernt. Es riecht nach Benzin, was bei Autos nicht gut ist. Es ist hier durch die Straßenlaternen recht hell, aber jetzt merkt man, dass diese Helligkeit wirklich nicht ausreicht, um in das Innere des Unfallwagens zu blicken. Also jogge ich zum Jeep vor, schalte die Scheinwerfer ein, stelle den Wagen so, dass ich in das Wrack hinein leuchten kann. So ein Cayenne ist ziemlich stabil. Das Dach ist eingedrückt, aber so hoch, dass selbst ein Baumstamm es nicht plätten kann. Die Frau blutet am Kopf, hat sich auf der Stirn aufgeschnitten, die Nase wird blau werden, ist vielleicht gebrochen. Ich öffne die Vordertür, nehme den Kopf an den Haaren. Sie ist bewusstlos, nein, nur annähernd, es kommt Spannung in den Hals und sie macht einen schniefenden Laut. Aber ihre Augen sind geschlossen. Als ich sie aus dem Wagen hebe, macht sie sich schwer, wird willenlos. Ich trage den kleinen, drahtigen Körper zum Jeep, halte den Kopf dabei fest wie bei einem Baby, das ihn ja noch nicht selbst halten kann. Dann schiebe ich ihn auf die Ladefläche, breite eine Decke darüber und mache los. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt, das Wrack anzuzünden. Es ist wohl die riesige Lache, die vom Unfallauto aus die Seitenstraße entlang bis zum Gully läuft. Es ist tatsächlich Benzin. Es hat bei der Sache den Tank zerrupft. Es reizt mich zu sehr, zu beobachten, wie das ist, wenn vom letzten Ausläufer aus eine Flamme bis zum Wrack vor läuft, und es mit einem Fauchen in Brand steckt, und dann am Baum weiter züngelt und ihn schließlich bis in die Astspitzen zum Lodern bringt, und all das innerhalb von fünf Minuten. Ich schaue von meinem Wagen an der Peripherie aus auf das Schauspiel
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