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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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wir ja bevorzugt hier zu tun haben.“
    „ Vor allem, wenn man in der Burka joggt, und damit dauernd im Trippelschritt gegen Straßenlaternen prallt.“
    „ Nein, das hast du völlig falsch verstanden. Die Menschen hier sind weit klüger, als man das in manchen Ländern annimmt“, widerspricht Jeka. „Wir haben hier sehr alte und gute Verbindungen und wir finden hier für unsere Eigentümlichkeiten mehr Verständnis als bei Leuten aus dem Westen.“
    „ Eigentümlichkeiten? Was für Eigentümlichkeiten?“ frage ich.
    „ Jedenfalls habe ich noch keine Probleme beim Joggen gehabt. Es gibt Blicke, ja.“
    „ Man lässt dich einfach so herumlaufen? Aber hier draußen zu joggen ist ja wirklich ein Risiko, schon wegen der Hitze.“
    „ Auf der Straße ist das natürlich nicht möglich. Aber ich war beim Joggen im Al Ahmadi-Park“, sagt sie, und nippt dabei am Wodka, „wunderschöne Anlagen, eine Oase. Ich will gar nicht wissen, was es kostet, in der Wüste ein ganzes Tal, einen Urwald, mit Wasser zu versorgen, das hunderte Kilometer weit heran gekarrt wird.“
    „ Der Park ist für Besucher? Ich habe noch nie davon gehört.“
    Jeka betrachtet mich. „Ich möchte dir sagen, dass mir deine Hände gefallen“, sagt sie.
    „ Das freut mich.“
    „ Ja. Das ist mir damals aufgefallen, in Deutschland. Es sind keine schönen Hände, wenn man so will. Sie gefallen mir aus einem anderen Grund. Es sind brauchbare Hände. Neulich im Park, da hatte ich Angst.“
    „ Und was war es, das dich beunruhigt hat?“
    „ Ich gehe dort nur hin, um zu laufen. Es war schon dunkel, und ich war in die Tiefen des Parks eingetaucht, als ich merkte, dass mir ein Mann folgte. Er hielt Abstand, aber er war immer da.“
    „ Ich nehme an, dass euch die hiesige Geheimpolizei nicht aus den Augen lässt.“
    „ Das ist normal. Aber die haben andere Mittel. Wenn sie dahinter stecken sollten, dann wäre es eine Drohung, wenn sie sich so offen zeigen.“
    „ Ein heimlicher Verehrer?“
    „ Das kann ich nicht glauben. Es ist nicht immer der gleiche Mann.“
    „ Es ist also schon öfters passiert? Vielleicht ist es Polizeischutz, den die lokalen Behörden für ausländische Frauen zur Verfügung stellen, die gern joggen wollen. Du müsstest einmal bei den Behörden nachfragen.“
    „ Nein, ich habe mich an der Rezeption erkundigt. Und dann kam auch ein Polizeibeamter und hat mir versichert, man werde ein Auge darauf haben.“
    „ Das ist also schon vor einigen Tagen passiert?“
    „ Vom ersten Tag der Konferenz an. Am Vorabend, kurz nach meiner Anreise, sah ich den Mann das erste Mal. Ich glaube, dass er zu uns gehört. Dass ich geprüft werde. Dass man mir nicht mehr vertraut, verstehst du?“
    „ Er überwacht dich also, er bedroht dich nicht direkt?“
    „ Nein, er bedroht mich nicht. Er beschattet mich. Ich habe das Gefühl, dass ich morgen weg bin. Entführt, oder eine Leiche. Das ist das erste Mal, dass ich das so erlebe."
    „ Warum sollte man dich entführen?“
    „ Das kann ich dir nicht sagen.“
    „ Aber ein einzelner Mann wird dir doch nicht gefährlich, oder?“
    „ Es geht nicht um den Mann. Es geht darum, was er bedeutet.“
    Ich nippe an meinem Drink und schaue ins Leere.
    „ Zek?“
    „ Ja?“
    „ Bist du wegen mir gekommen?“
    „ Hä?“
    „ Bist du da, weil du mich auslöschen sollst?“
    „ Nein.“
    Sie schaut mir tief in die Augen. „Sicher?“
    „ Sicher. Blödsinn. Wenn es so wäre, wärst du längst tot.“
    „ Hilfst du mir?“ fragt sie, und ich mag den Klang ihrer Stimme, als sie es sagt.
    „ Was soll ich tun? Geh nicht mehr laufen. Und deine Leute, was sagen die dazu? Dein Vorgesetzter? Du hast doch einen Chef.“
    „ Das ist völlig richtig, was du da sagst“, gibt sie nach kurzer Überlegung zurück. „Ich bilde mir vielleicht etwas ein. Ich werde nicht mehr laufen gehen. Obwohl es sehr schön ist, kurz vor Sonnenuntergang. Um die Zeit jetzt. Es gibt da, wenn du in den hinteren Teil kommst, eine völlig verwilderte Gegend, mit riesigen Bäumen, von denen man glauben könnte, sie hätten schon seit Ewigkeiten hier gestanden. Aber das ist natürlich Illusion, wie alles hier. Die Kosten müssen exorbitant gewesen sein, diese Trugbilder zu erzeugen. Ich frage mich, warum man hier diese Kosten eingegangen ist.“
    Ich trinke und starre ins Nichts.
    „ Kriege ich auch noch einen?“ hebt sie ihr Glas.
    „ Du hast Recht“, meine ich, und schnippe mit den Fingern.
    „ Auch für mich einen

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