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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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Es gibt zwei Arten von Leuten. Die einen machen sich unsichtbar. Die anderen blähen sich so sehr auf, dass man dahinter nichts mehr sieht. Sie machen Liebe mit dir, sie heiraten dich und sie sind immer dann im Raum, wenn es einem schlecht geht und man sich jemandem anvertrauen möchte, und hören zu. Diese Männer sind die schlimmsten. Man muss sie sich wie zwei Spulen vorstellen, die sich drehen, und das Blut, das in ihnen kreist, sind Tonbänder. Ein Mann ist kein Mann, denn er hat immer einen Auftraggeber. Und der Auftraggeber sagt, was der Mann zu tun hat.“
    „ Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich glaube, man nennt das Verfolgungswahn“, sage ich. „Vielleicht hat es sich noch nicht bis zu dir herumgesprochen, Jeka, aber der Eiserne Vorhang ist gefallen. Es gibt heute keine Tonbänder mehr, höchstens MP3 Dateien, die irgendwo abgespeichert werden, wo du es gar nicht vermutest.“
    Sie senkt den Blick. „Ich entschuldige mich“, sagt sie, „ich sollte nicht so mit dir reden.“
    „ Ich entschuldige dich“, erwidere ich und überlege mir, wie der Abend aussehen könnte. Meine derzeitige Gesprächspartnerin scheint mir dabei eher eine Last zu sein. Vielleicht sollte ich mich in der Bar nach anderen Gesprächspartnern umsehen. Es gibt unter den Kollegen, die hier abgestiegen sind, Menschen, mit denen sich Gespräche lohnen. Kontakte, die immer wieder geölt werden müssen. Jeder Job, der sich gelohnt hat, ist durch solche „Zufälle“ entstanden, die keine sind. Wenn jemand an einen denkt, weil ein anderer ausgefallen ist und man einen wie mich brauchen kann. Mir schien es absurd, meine Zeit hier zu verschwenden, Jeka hin oder her. Wie mache ich ihr das schonend klar? Ich hebe den Blick und suche ihre Augen. Sie ist wirklich eine gut aussehende Frau. Sie muss sich nicht schminken. Wenig Falten. Sehr schlank, und doch eine gute Figur. Mittelgroß. Der dunkelblonde Typ von der Art, von dem man sagt: Stille Wasser sind tief.
    „ Entschuldige.“ Als sie ihr Glas abstellt, merke ich, dass sich die Eiswürfel fast aufgelöst haben. Jeka steht auf. „Du entschuldigst mich“, sagt sie, „bin gleich wieder da.“
    Als sie gegangen ist, winke ich dem Ober. Dieser materialisiert sich sogleich wieder am Tisch. „Einen weiteren Wodka für die Dame“, sage ich.
    Jetzt weiß ich wieder, wie es geht:
     
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt
     
    Vielleicht denke ich an den „Panther“ von Rilke, weil Jeka etwas von diesem schönen Tier hat. Und auch etwas von jemandem, der in ein Käfig gesperrt wird im Jardin de Plantes, und angestarrt von Menschen. Es ist verständlich, dass man sich dann so verhält, wie man eigentlich nicht ist. Die Ruhelosigkeit des Panthers ist ihr nicht angeboren. Wenn Jeka in ihrem Element wäre, würde man etwas ganz anderes erleben. Aber was kann dieses Etwas sein, das ihr Verhalten so merkwürdig macht?
     
    Als ich sie von der Toilette zurückkommen sehe, lächle ich unwillkürlich bei dem Gedanken, dass dieser Abend für sie in einem Spionagethriller statt findet, und dass sie jetzt wohl überlegt, ob man hinter den Kameras annimmt, dass sie auf den Toiletten etwas deponiert hat, und sucht bereits danach. Zugleich durchkämmt eine ganze Heerschar von Technikern bereits die Videoaufzeichnungen, die bei Jekas Toilettenbesuch angefertigt wurden und sie tun es mit Maschinen, in denen Spionagesoftware von anderen steckt, die längst über das Internet über die Kontinente verschickt wurden und dabei aufgefangen von den Spionagegeräten anderer Institutionen, die sie wieder an andere Teile des Erdballs abprallen lassen, und so sieht man dann Jeka auf einer Kloschüssel hocken mit einem niedlichen Arsch in Washington, in Tokio und auf dem Südpol, gerade neben der Stange, die Amundson einmal dort in das Eis gerammt hat.
    „ Was denkst du?“ fragt Jeka.
    „ Das ist schwierig“, gebe ich zurück, „ich musste eigentlich nur daran denken, dass du eine sehr gute Figur hast. Machst du viel Sport?“
    „ Weil du gerade vom Sport sprichst“, sagt Jeka, während sie an ihrem zweiten Getränk nippt, ohne sich dafür zu bedanken, „es ist als Frau nicht leicht, so etwas Einfaches wie Sport zu treiben in diesen arabischen Ländern, nicht einmal hier in Dubai, einem Land, in dem ein hoher Wert auf Sicherheit gelegt wird. Zumindest, sobald man das Hotel verlässt. Ich finde das ziemlich unangenehm. Das hat mich immer schon gestört, weil

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