Abendruh: Thriller (German Edition)
dass ich die verdammte Tür abgeschlossen habe. Hast du je erlebt, dass ich mein Auto nicht abgeschlossen habe?«
»Nein«, gab er zu. »Das tust du immer.« Er sah auf die Klinke hinab, die er gerade angefasst hatte. »Mist. Fingerabdrücke.«
»Ich mache mir mehr Gedanken darüber, warum jemand in unserem Auto war. Und was er da gesucht hat.«
»Und wenn er gar nichts gesucht hat?«, erwiderte er.
Sie starrte durch das Fenster auf den Vordersitz und dachte an Neil und Olivia Yablonski an Bord ihrer Cessna Skyhawk. Sie dachte an Hexogen und Semtex, an ein Bauernhaus in New Hampshire, das in Flammen aufgegangen war.
»Werfen wir mal einen Blick unter das Auto«, sagte sie leise.
Sie musste nichts erklären; er war schon von der Fahrertür zurückgetreten und folgte ihr zum Heck des Wagens. Sie kniete sich hin und spürte, wie der Schotter sich in ihre Handflächen bohrte, als sie sich hinunterbeugte, um den Unterboden zu inspizieren. Der Strahl ihrer Taschenlampe strich über den Auspufftopf, das Auspuffrohr und das Bodenblech. Nichts, was ihr ins Auge fiel; nichts, was so aussah, als gehörte es nicht dorthin.
Sie stand auf. Von den Verrenkungen tat ihr der Hals weh. Während sie ihre schmerzenden Muskeln massierte, ging sie zur Front des Wagens, wo sie sich wieder auf Hände und Knie niederließ, um sich die Unterseite anzuschauen.
Keine Bombe.
»Soll ich den Kofferraum aufmachen?«, fragte Frost.
»Ja.« Und hoffen wir, dass wir uns damit nicht selbst in die Luft jagen.
Er zögerte. Offensichtlich teilte er ihre Befürchtungen, doch schließlich griff er unter das Armaturenbrett und zog den Entriegelungshebel.
Jane hob den Kofferraumdeckel an und leuchtete hinein. Keine Bombe. Sie schlug die Matte zurück und spähte in die Aussparung für das Ersatzrad. Keine Bombe.
Vielleicht habe ich alles nur geträumt, dachte sie. Vielleicht habe ich vergessen, den Wagen abzuschließen. Und wir stehen um drei Uhr früh hier draußen, mit Frost in seinem unmöglichen Pyjama, und schlagen uns für nichts und wieder nichts die halbe Nacht um die Ohren.
Sie schlug den Kofferraumdeckel zu und seufzte frustriert. »Wir müssen uns noch den Innenraum ansehen.«
»Ja, okay, ich mach’s schon«, brummte Frost. »Jetzt kommt es auf die paar Stunden auch nicht mehr an.« Er kletterte über den Fahrersitz und reckte seinen Pyjama-Hintern in die Nachtluft. Wer hätte gedacht, dass Frost auf den Sträflings-Streifenlook stand? Während er im Handschuhfach herumwühlte, bückte sie sich und leuchtete mit ihrer Taschenlampe in den hinteren linken Radkasten. Natürlich fand sie nichts. Sie ging nach vorn und wiederholte die Aktion bei den beiden Vorderrädern. Dann ging sie auf der anderen Seite zurück zum rechten Hinterrad. Sie ging in die Hocke und richtete den Strahl der Taschenlampe in den Zwischenraum über dem Reifen.
Was sie sah, ließ sie erstarren.
Frost rief: »Ich hab etwas gefunden!«
»Ich auch.« Sie hockte da und starrte in die Lücke, und es kroch ihr eiskalt über den Rücken. »Komm mal her, und sieh dir das an«, sagte sie mit bebender Stimme.
Er kletterte aus dem Wagen und ließ sich neben ihr in die Hocke fallen. Das Gerät war nicht größer als ein Mobiltelefon, und es war an der Unterseite des Radkastens befestigt.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte sie.
»Sieht aus wie ein GPS -Peilsender.«
»Was hast du drin gefunden?«
Er nahm ihren Arm, zog sie ein paar Schritte vom Wagen weg und flüsterte: »Das Ding ist unter dem Beifahrersitz. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, es festzukleben. Ich nehme an, der Täter war ein bisschen in Eile.« Er hielt inne. »Deswegen hat er auch die Autotür unverschlossen gelassen.«
»Es kann aber nicht daran liegen, dass er uns entdeckt hat. Er war schon längst weg, als wir rauskamen.«
»Du hast mich mit deinem Handy angerufen«, sagte Frost. »Dadurch war er wohl vorgewarnt.«
Sie starrte ihn an. »Du glaubst, dass unsere Telefone abgehört werden?«
»Denk doch mal drüber nach. Unter dem Sitz ist eine Wanze, dazu ein GPS -Peilsender unter dem Radkasten. Warum sollten die nicht auch unsere Telefone abhören?«
Sie hörten ein Motorengeräusch und schwenkten gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie ein Auto mit schlitternden Reifen vom Parkplatz wegfuhr. Sie standen barfuß neben ihrem verwanzten Mietwagen, beide hellwach und zu aufgewühlt, um wieder ins Bett zu gehen.
»Parris leidet wohl doch nicht unter Verfolgungswahn«, meinte
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