Abendruh: Thriller (German Edition)
Tisch setzte.
»Ich glaube, über den Typen mit der Brille müssen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen«, sagte sie, indem sie sich wieder aufrichtete. »Es sei denn, die heuern inzwischen schon Dreijährige als Spione an.«
»Okay«, räumte Parris ein. »Dann habe ich mich in diesem Fall geirrt. Aber da waren noch andere Dinge.«
»Wie Lieferwagen vor Ihrem Haus«, sagte sie in neutralem Ton.
Er straffte den Rücken. »Ich weiß, wie sich das anhört. Als das Ganze losging, konnte ich es auch nicht glauben. Ich habe verzweifelt nach einer logischen Erklärung gesucht, aber immer wieder ist irgendetwas passiert. Nachrichten auf meiner Mailbox gingen verloren. Die Sachen auf meinem Schreibtisch wurden durchwühlt, Akten verschwanden. Monatelang ging das so.«
»Und es geht immer noch so?«
Parris hielt inne, als die Kellnerin seinen dritten Martini brachte. Er starrte das Glas an, als ob er überlegte, ob es klug sei, noch mehr Alkohol in sich hineinzuschütten. Endlich griff er nach dem Drink. »Nein. Die merkwürdigen Vorfälle hörten ungefähr zu der Zeit auf, als die Ermittlungen im Sande verliefen. Die Regierungsstellen, mit denen wir zusammenarbeiteten – die Verkehrssicherheitsbehörde, das FBI –, ließen uns wissen, dass sie mit dem Fall nicht weiterkämen. Ich nehme an, sie hatten andere Prioritäten. Es wurde ruhig um die Sache. Die geheimnisvollen Lieferwagen verschwanden, und in meinem Leben kehrte wieder Normalität ein. Und dann, vor ein paar Wochen, hörte ich von der Polizei in New Hampshire, dass das Haus der Temples auf dem Land mit Semtex in die Luft gejagt worden war.« Er hielt inne. »Und jetzt sind Sie hier. Und ich warte nur darauf, dass die Lieferwagen wieder auftauchen.«
»Sie haben keine Ahnung, von wem sie geschickt sein könnten?«
»Ich will es gar nicht wissen.« Er ließ sich gegen die Rückenlehne sinken. »Ich bin vierundsechzig. Hätte schon vor zwei Jahren den Hut nehmen sollen, aber ich brauche das Gehalt, um meine Tochter zu unterstützen. Das ist mein Job, aber es ist nicht mein Leben , verstehen Sie?«
»Das Problem ist«, erwiderte Jane, »dass das Leben anderer Menschen auf dem Spiel stehen könnte. Zum Beispiel das von Neils und Olivias Sohn.«
»Wer würde denn einem vierzehnjährigen Jungen nach dem Leben trachten? Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Genauso wenig wie bei den zwei anderen Kindern.«
Parris runzelte die Stirn. »Welche Kinder?«
»Sind Sie im Zuge Ihrer Ermittlungen zufällig auf die Namen Nicholas und Annabelle Clock gestoßen?«
»Nein.«
»Oder Erskine und Isabel Ward?«
»Nein. Was sind das für Leute?«
»Weitere Opfer. Weitere Familien, die in der gleichen Woche ermordet wurden wie Neil und Olivia. Von jeder dieser Familien hat ein Kind überlebt. Und jetzt wurden auf diese drei Kinder erneut Anschläge verübt.«
Parris starrte sie an. »Diese anderen Namen sind bei meinen Ermittlungen nie aufgetaucht. Ich höre sie heute zum ersten Mal.«
»Die Parallelen sind geradezu unheimlich, nicht wahr?«
»Gibt es eine Verbindung zur NASA ? Können Sie da einen Zusammenhang herstellen?«
Jane seufzte. »Leider nein.«
»Und was haben diese Kinder dann gemeinsam?«
»Wir hatten gehofft, dass Sie uns das sagen könnten. Worin die Verbindung besteht.«
Er lehnte sich zurück und betrachtete sie über seinen leeren Teller hinweg, der jetzt mit einer Blutlache bedeckt war. »Über die Yablonskis wissen Sie genauso viel wie ich. Also erzählen Sie mir von den Wards.«
»Sie wurden in einer dunklen Gasse in London erschossen; es sah nach einem missglückten Raubüberfall aus. Er war ein US -Diplomat, sie war Hausfrau. Auf ihre elfjährige Tochter wurde ebenfalls geschossen, aber sie hat überlebt.«
»Ward war Diplomat, Yablonski NASA -Wissenschaftler. Was ist die Verbindung? Ich meine, Astrobiologie ist nicht gerade ein Gebiet von höchster diplomatischer Brisanz.«
Frost richtete sich plötzlich kerzengerade auf. »Wenn ET intelligent ist, müssten wir doch diplomatische Beziehungen aufnehmen, oder nicht?«
Jane seufzte. »Du solltest nicht so viel Star Trek gucken.«
»Nein, denk doch mal darüber nach! Neil Yablonski und Brian Temple sind im Begriff, nach Rom zu reisen, um sich mit vatikanischen Wissenschaftlern zu treffen. Erskine Ward war früher in Rom stationiert, also hatte er Kontakte an der dortigen Botschaft. Er sprach wahrscheinlich fließend Italienisch.«
»Was ist mit den Clocks?«, sagte Parris. »Über die haben Sie
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