Abendstern - Roman
siedelten. Die Stammbäume reichen zurück bis ins sechzehnte Jahrhundert nach England oder Irland. Für uns von Bedeutung ist aber die Seite der Familie, die hierherkam. Hierher nach Hawkins Hollow«, fügte sie hinzu.
Sie blickte Cal an und wappnete sich. »Sebastian Deale kam sechzehnhunderteinundfünfzig mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in diese Siedlung. Seine älteste Tochter hieß Hester. Hester Deale.«
»Hester’s Pool«, murmelte Fox.
»Richtig. Hester Deale, die der Legende nach Giles Dent am Abend des siebzehnten Juli sechzehnhundertzweiundfünfzig als Hexer denunzierte. Die acht Monate
später eine Tochter gebar und sich im Waldteich ertränkte, als diese Tochter zwei Wochen alt war. In den Unterlagen ist kein Vater angegeben, aber wir wissen, wer ihr Kind gezeugt hat.«
»Das können wir gar nicht mit Sicherheit behaupten.«
»Wir wissen es, Caleb. Wir beide haben es gesehen. Und Layla. Layla hat es sogar erlebt. Er hat sie vergewaltigt. Sie war noch nicht einmal sechzehn. Er hat sie verführt, sie überwältigt und ihr ein Kind gemacht. Ein Kind, das sein Blut trug.« Quinn faltete die Hände, damit sie nicht zitterten. »Hester konnte damit nicht leben, nicht mit dem, was er ihr angetan hatte, nicht mit dem, was sie zur Welt gebracht hatte. Deshalb füllte sie ihre Taschen mit Steinen und ging ins Wasser.«
»Was passierte mit ihrer Tochter?«, fragte Layla.
»Sie starb mit zwanzig, nachdem sie selbst zwei Töchter geboren hatte. Eine von ihnen starb noch vor ihrem dritten Geburtstag, die andere heiratete einen Mann namens Duncan Clark. Sie hatten drei Söhne und eine Tochter. Sie, ihr Mann und ihr jüngster Sohn kamen um, als ihr Haus niederbrannte. Das andere Kind kam mit dem Leben davon.«
»Duncan Clark scheint einer meiner Vorfahren zu sein«, sagte Layla.
»Irgendwann hat sich einer von ihnen mit einer Zigeunerin aus der Alten Welt eingelassen«, ergänzte Cybil. »Nicht besonders fair. Die drei Jungs stammen von einem heroischen weißen Magier ab, und wir haben den Dämon in uns.«
»Das ist kein Witz«, fuhr Quinn sie an.
»Nein, aber es ist auch keine Tragödie. Es ist einfach so.«
»Verdammt, Cybil, siehst du nicht, was das bedeutet? Der Dämon da draußen ist mein - wahrscheinlich sogar unser - Vorfahr. Es bedeutet, dass wir etwas von ihm in uns haben.«
»Wenn mir in den nächsten Wochen Hörner und Schwanz wachsen, werde ich aber sauer.«
»Ach, Scheiße!« Quinn sprang auf. »Er hat das Mädchen vergewaltigt, und was er gezeugt hat, hat zur heutigen Situation geführt. Wenn wir nun gar nicht hier sind, um ihn aufzuhalten, sondern eine ganz andere Rolle spielen?«
»Die Liebe hat dir anscheinend das Gehirn vernebelt. Das ist doch Blödsinn!« Cybils Stimme war kühl. »Wir stehen nicht unter der Macht eines Dämons. Wir wechseln nicht plötzlich die Seiten und schließen uns einer dunklen Macht an, die versucht, Hunde zu töten, um ihr Mütchen zu kühlen. Wir sind noch genau dieselben wie vor fünf Minuten, also hör auf, dich so albern aufzuführen, und reiß dich zusammen.«
»Sie hat recht«, warf Layla ein. »Wir sind nicht auf einmal anders geworden. Wir müssen nur herausfinden, wie wir es am besten nutzen können.«
»Du würdest dich nicht so aufregen, Quinn, wenn du nicht solche Angst hättest, dass Cal dich fallen lässt, nur weil ein großes D auf deiner Stirn steht.«
»Hör auf«, befahl Layla, aber Cybil zuckte nur mit den Schultern. »Wenn er das tut«, fuhr sie gleichmütig fort, »dann hat er dich sowieso nicht verdient.«
In der plötzlichen Stille krachte ein Holzscheit im Kamin funkensprühend zusammen.
»Hast du den Anhang schon ausgedruckt?«, fragte Cal.
»Nein, ich …« Quinn schüttelte den Kopf.
»Dann lass uns nach oben gehen.« Er stand auf, ergriff Quinn am Arm und verließ mit ihr das Zimmer.
»Gut gemacht«, kommentierte Gage mit einem Blick auf Cybil. Bevor sie reagieren konnte, fuhr er fort: »Das war kein Sarkasmus. Du hast ihr buchstäblich eine Ohrfeige verpasst.«
»Ich habe es ernst gemeint.« Cybil sprang auf. »Wenn er sie verletzt, schneide ich ihm den Schwanz ab und füttere seinen Hund damit.« Damit stürmte sie aus dem Zimmer.
»Sie kann einem ein bisschen Angst machen«, sagte Fox.
»Sie ist nicht die Einzige. Ich schneide ihm die Eier ab und brate sie zum Nachtisch.« Layla wandte sich ebenfalls zum Gehen. »Ich muss mir überlegen, was ich heute Abend kochen soll.«
»Komisch, ich habe irgendwie gar
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