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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Er trank durstig. »Das hat sie zwar nicht als Grund genannt, aber das ist der Grund. Sie sagte, sie hätten beschlossen, nach Minneapolis zu ziehen, um nahe bei ihrer Tochter und den Enkelkindern zu sein, aber das ist Quatsch. Warum soll eine Frau, die auf die siebzig zugeht und mit einem uralten Knacker verheiratet ist, auf einmal alles aufgeben und nach Norden ziehen? Sie haben schließlich noch ein Kind, das am Rand von D. C. wohnt, und sie haben viele Freunde hier. Ich hätte ihr am liebsten auf den Kopf zugesagt, dass es Blödsinn ist.«
    »Wegen etwas, was sie gesagt hat, oder weil du ihre Gedanken gelesen hast?«
    »Erst das eine, dann das andere. Gib mir nicht die Schuld.« Fox fuchtelte mit der Coke-Dose herum und knallte sie dann auf den Schreibtisch. »Ich stochere doch nicht zum Spaß herum. Der Hurensohn.«
    »Vielleicht ändern sie ja ihre Meinung noch.«
    »Sie wollen nicht gehen, aber sie haben Angst zu bleiben. Sie haben Angst, dass es wieder passiert - was ich ihr bestätigen konnte -, und sie wollen es einfach nicht noch einmal durchmachen. Ich habe ihr eine Gehaltserhöhung angeboten - als ob ich es mir leisten könnte -, habe ihr vorgeschlagen, sie könnte den ganzen Juli freihaben, und habe durchblicken lassen, ich wüsste, was dahintersteckte. Aber sie gehen. Bis zum ersten April bleibt sie noch hier, damit sie eine neue Kraft einarbeiten kann. Cal, ich weiß nicht, was ich ohne sie machen soll. Von den meisten Sachen, die sie macht, habe ich keine Ahnung. Sie macht sie einfach.«

    »Du hast ja noch Zeit bis April, vielleicht fällt uns etwas ein.«
    »Wir haben in zwanzig Jahren noch keine Lösung dafür gefunden.«
    »Ich meinte eigentlich dein Büroproblem. Aber es stimmt schon, über das andere habe ich auch eine Menge nachgedacht.« Er stand auf, trat ans Fenster und blickte über die stille Seitenstraße. »Wir müssen dem ein Ende setzen. Dieses Mal müssen wir es schaffen. Vielleicht nützt es ja was, wenn wir mit der Schriftstellerin sprechen, wenn jemand es sich anschaut, der nichts damit zu tun hat.«
    »Das gibt doch nur Probleme.«
    »Vielleicht, aber die gibt es so oder so. Noch fünf Monate. Wir sind mit ihr im Haus verabredet.« Cal blickte auf seine Armbanduhr. »In vierzig Minuten.«
    »Wir?« Fox blickte ihn einen Moment lang verständnislos an. »Ist das heute? Ich habe es Mrs H nicht gesagt, jetzt habe ich in einer Stunde einen Termin.«
    »Warum benutzt du denn nicht deinen verdammten BlackBerry?«
    »Weil er meiner simplen Erdenlogik nicht folgt. Vereinbar einen neuen Termin mit der Schriftstellerin. Nach vier Uhr kann ich.«
    »Ist okay, ich werde schon allein mit ihr fertig. Wenn sie mehr wissen will, lade ich sie zum Abendessen ein, also halt dir den Abend frei.«
    »Pass auf, was du ihr sagst.«
    »Ja, ja, ich mache das schon. Aber wir passen schon viel zu lange auf. Vielleicht sollten wir mal ein bisschen wagemutiger werden.«

    »Du hörst dich an wie Gage.«
    »Fox … ich habe schon wieder diese Träume.«
    Fox stieß die Luft aus. »Und ich hatte gehofft, es ginge nur mir so.«
    »Als wir siebzehn waren, begannen sie eine Woche vor unserem Geburtstag, dann, mit vierundzwanzig, über einen Monat vorher. Und jetzt sind es noch fünf Monate. Es wird jedes Mal stärker. Ich habe Angst, dass dieses Mal das letzte Mal für uns und für die Stadt sein könnte, wenn wir keinen Weg finden.«
    »Hast du mit Gage gesprochen?«
    »Ich habe ihm eben eine Mail geschickt, aber über die Träume habe ich ihm nichts geschrieben. Das kannst du machen. Finde heraus, ob er auch schon welche hat, und hol ihn nach Hause, Fox. Ich glaube, wir brauchen ihn hier. Bis zum Sommer können wir dieses Mal nicht warten. Ich muss jetzt los.«
    »Pass mit dieser Schreiberin auf«, rief Fox ihm nach. »Du musst mehr herausholen, als du preisgibst.«
    »Ich mache das schon«, wiederholte Cal.
     
    Quinn Black lenkte ihren Mini Cooper zu der Ausfahrt, vorbei an der üblichen Ansammlung von Wendy’s, McDonald’s, Pancake House und KFC am Autobahnkreuz.
    Ein Viertelpfünder wäre jetzt nicht schlecht, mit richtig gesalzenen Pommes und einem Diet Coke, damit sie nicht ganz so ein schlechtes Gewissen bekam. Aber da sie damit ihr Gelübde brechen würde, nur einmal im Monat Fast Food zu essen, würde sie sich jetzt nicht nachgeben.

    »Na, bist du nicht tugendhaft?«, sagte sie zu sich mit einem wehmütigen Blick in den Rückspiegel, in dem die goldenen Bögen verschwanden.
    Wegen ihrer Vorliebe

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