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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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für schnelles, fettiges Essen hatte sie als Teenager und mit Anfang zwanzig zahllose fade Diäten, unbefriedigende Nahrungsergänzungen und Videos mit Wundertrainings ausprobiert. Irgendwann schließlich hatte sie sich selber für blöde erklärt, alle Bücher und Artikel über Diäten und Wunderkuren weggeworfen und angefangen, vernünftig zu essen und Sport zu treiben.
    Sie hatte ihren gesamten Lebensstil geändert.
    Aber, Mann, diese Viertelpfünder vermisste sie mehr als ihren Exverlobten.
    Aber das war ja eigentlich normal.
    Sie blickte auf das Navigationsgerät an ihrem Armaturenbrett und warf dann einen Blick auf die Wegbeschreibung, die sie nach Caleb Hawkins’ E-Mail ausgedruckt hatte. Bis jetzt stimmte alles überein.
    Sie griff nach dem Apfel, den sie als Zwischenmahlzeit vorgesehen hatte. Äpfel machten satt, dachte Quinn, als sie hineinbiss. Sie waren gesund, und sie schmeckten gut.
    Und sie waren keine Viertelpfünder.
    Um sich von den verführerischen Gedanken abzulenken, überlegte sie, was sie sich von dem ersten Interview mit einem der Protagonisten in dem seltsamen kleinen Ort Hawkins Hollow versprach.
    Nein, es war nicht fair, den Ort seltsam zu nennen, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie musste objektiv bleiben. Vielleicht ergab sich bei ihren Recherchen eine
solche Bezeichnung, aber bevor sie nicht alles mit eigenen Augen gesehen und sich selbst überzeugt hatte, durfte sie mit solchen Etiketten nicht leichtfertig umgehen. Vor allem musste sie sich erst einmal diesen Heidenstein ansehen.
    Sie liebte es, in allen Ecken von Kleinstädten herumzustochern, unter allen Dielenböden und in allen Kellern nach Geheimnissen und Überraschungen zu suchen, sich den Klatsch anzuhören und den örtlichen Legenden und Sagen zu lauschen.
    Sie hatte sich mit einer Serie von Artikeln über eigenartige, abgelegene Orte für eine kleine Zeitschrift namens Umleitungen einen Namen gemacht. Da ihr professioneller Appetit genauso gut entwickelt war wie ihr körperlicher, hatte sie den Sprung gewagt und ein Buch über dieses Thema geschrieben. Dabei hatte sie sich allerdings auf eine einzige Stadt in Maine konzentriert, in der angeblich die Geister von Zwillingsschwestern spukten, die 1843 in einer Pension umgebracht worden waren.
    Die meisten Kritiker hatten das Ergebnis als »spannend« und »unterhaltsam« bezeichnet, einige allerdings hatten es auch »absurd« und »unübersichtlich« gefunden.
    Als Nächstes schrieb sie ein Buch über eine Kleinstadt in Louisiana, wo der Nachfahre einer Voodoo-Priesterin Bürgermeister und Heiler war. Außerdem, das hatte Quinn entdeckt, war er ein äußerst erfolgreicher Zuhälter.
    Aber Hawkins Hollow - das fühlte sie einfach - wäre größer, besser und nahrhafter.

    Sie konnte es kaum erwarten, ihre Zähne hineinzuschlagen.
    Nach und nach wichen die Fast-Food-Ketten und Reihenhäuser größeren Rasenflächen, größeren Häusern und Feldern, die unter dem grauen Himmel schliefen.
    Die Straße schlängelte sich dahin, es ging bergauf, bergab und dann wieder geradeaus. Sie sah ein Schild für das Antietam Schlachtfeld, etwas, das sie irgendwann auch noch einmal erforschen wollte. Sie hatte kleinere Hinweise auf Zwischenfälle im Bürgerkrieg in der Gegend um Hawkins Hollow gefunden.
    Sie wollte mehr wissen.
    Als ihr Navigationsgerät und Calebs Anweisungen ihr vorschrieben abzubiegen, tat sie das und fuhr an kahlen Bäumen, vereinzelten Häusern und Farmen vorbei, die sie mit ihren Scheunen, Silos und den weiß eingezäunten Weiden immer zum Lächeln brachten.
    Beim nächsten Mal würde sie sich eine Kleinstadt im Mittleren Westen aussuchen. Eine Farm, auf der es spukte, oder vielleicht den weinenden Geist einer Kuhmagd.
    Die Anweisung, erneut abzubiegen, hätte sie fast ignoriert, als sie das Zeichen für Hawkins Hollow (gegr. 1648) sah. Sie wäre viel lieber in den Ort gefahren, anstatt zu Caleb Hawkins’ Haus abzubiegen. Aber sie hasste es, zu spät zu kommen, und wenn sie erst einmal anfing, sich die Stadt anzuschauen, dann würde sie bestimmt zu ihrem ersten Termin zu spät kommen.
    »Bald«, gelobte sie sich und bog in die Straße ein, die
am Wald entlangführte, in dessen Tiefen sich der Heidenstein verbarg.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Seltsam, es fühlte sich an wie Angst und nicht wie die Vorfreude, die sie normalerweise zu Beginn eines neuen Projekts empfand.
    Mit leisem Unbehagen blickte sie zu den dunklen, kahlen Bäumen. Dann richtete sie ihren Blick

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