Abendstern - Roman
Soll ich Sie nicht heute Abend schon zum Essen einladen?«
Sie bewegte sich schnell, und er ließ sich lieber Zeit. »Wollen Sie sich nicht erst einmal ein bisschen eingewöhnen? Über Abendessen können wir uns in ein paar Tagen unterhalten.«
»Ich liebe es, wenn ein Mann schwer zu bekommen ist.« Sie steckte den Recorder und ihr Notizbuch in ihren Beutel. »Bringen Sie mir bitte meinen Mantel?«
Sie musterte ihn, als sie hineinschlüpfte. »Wissen Sie, als Sie bei meiner Ankunft aus dem Haus kamen, hatte ich ein ganz seltsames Gefühl. Ich dachte, ich würde Sie kennen, hätte Sie früher schon einmal gekannt. Sie hätten schon einmal auf mich gewartet. Es war ein unglaublich starkes Gefühl. Haben Sie auch so etwas gespürt?«
»Nein. Aber vielleicht war ich abgelenkt, weil ich gedacht habe, sie sieht besser aus als auf dem Foto.«
»Wirklich? Das ist nett, weil ich auf diesem Bild großartig aussehe. Danke für den Kaffee.« Sie blickte zu dem Hund, der immer noch schnarchte. »Bis später, Lump. Arbeite nicht so viel.«
Er brachte sie hinaus. »Quinn«, sagte er, als sie die Treppe hinunterging. »Versuchen Sie bitte auf keinen Fall, den Heidenstein auf eigene Faust zu finden. Sie kennen den Wald hier nicht. Ich bringe Sie irgendwann diese Woche dorthin.«
»Morgen?«
»Morgen kann ich nicht, da habe ich einen vollen
Terminkalender. Übermorgen, wenn Sie es so eilig haben.«
»Ich habe es immer eilig.« Sie ging zu ihrem Auto. »Um wie viel Uhr?«
»Wenn es das Wetter erlaubt, hier um neun.«
»Das ist doch mal ein Termin.« Sie öffnete die Wagentür. »Übrigens, das Haus passt zu Ihnen. Mir gefällt es.«
Er blickte ihr nach, als sie davonfuhr - die seltsame, sexy Quinn Black.
Lange stand er noch da und beobachtete, wie das Licht schwächer wurde.
Cal rief Fox an und verabredete sich mit ihm im Bowlingcenter. Da auf Bahn eins und zwei um die Meisterschaft gespielt wurde, konnten er und Fox sich ihr Essen am Grill holen.
Außerdem war im Bowlingcenter der Geräuschpegel so hoch, dass sie sich ungestört unterhalten konnten.
»Lass uns mal für einen Moment wieder ins Land der Logik zurückkehren.« Fox trank einen Schluck Bier. »Vielleicht hat sie es ja erfunden, um dir eine Reaktion zu entlocken.«
»Woher hätte sie denn wissen sollen, was sie erfinden muss?«
»Während der sieben Tage gibt es Leute, die ihn sehen. Vielleicht hat sie ja davon Wind bekommen.«
»Das glaube ich nicht, Fox. Ein paar haben davon geredet, dass sie etwas gesehen haben - einen Jungen, einen Mann, eine Frau, einen Hund, einen Wolf …«
»Eine Ratte, so groß wie ein Dobermann«, erinnerte sich Fox.
»Ja, danke, dass du mir das wieder ins Gedächtnis rufst. Aber niemand hat ihn jemals vor oder nach den sieben Tagen gesehen. Niemand außer uns, und wir haben es keinem erzählt.« Cal runzelte die Stirn.
»Nein. Glaubst du, ich renne herum und verkünde, ich sähe Dämonen mit roten Augen? Mir würden ja die Klienten weglaufen.«
»Sie ist clever. Warum sollte sie behaupten, etwas gesehen zu haben, was sie nicht gesehen hat? Außerdem hat es sie mitgenommen. Also, wir gehen mal davon aus, dass es stimmt. Dann ist der Bastard stärker, als wir angenommen haben. So stark, dass er aus den sieben Tagen in die Zeit dazwischen gelangen kann.«
Fox brütete über seinem Bier. »Das gefällt mir nicht.«
»Die zweite Möglichkeit könnte sein, dass sie irgendwie damit zusammenhängt. Mit einem von uns, mit der Stadt, mit den Vorfällen am Heidenstein.«
»Das hört sich schon besser an. Jeder ist irgendwie damit verbunden. Wenn du dich anstrengst, kannst du alle möglichen Leute damit in Verbindung bringen.« Nachdenklich ergriff Fox sein zweites Stück Pizza. »Vielleicht ist sie ja eine entfernte Verwandte. Ich habe jede Menge Kusinen, und du auch. Gage hat nicht ganz so viele, aber es gibt auch ein paar.«
»Möglich. Aber warum sollte eine entfernte Kusine mehr sehen als unsere unmittelbare Familie? Und sie würden es uns sagen, Fox. Sie wissen besser und deutlicher als alle anderen, was auf uns zukommt.«
»Reinkarnation. Das ist zwar nicht besonders logisch, aber in der Familie O’Dell ist es ein großes Thema. Vielleicht
war sie ja damals dabei, als es passierte. In einem anderen Leben.«
»Ich halte alles für möglich. Aber warum ist sie dann gerade jetzt hier? Und hilft es uns, der Sache ein Ende zu setzen?«
»Um das herauszufinden, braucht es mehr als ein bisschen Plaudern am Kamin. Du hast
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